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„Händchenhalten und Lieder singen bringt herzlich wenig“




Johanna Griebel ist angehende Pfarrerin – und überzeugte Reservistin. Sie dient in der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie (RSUKp) Mittelfranken. Dabei hatte sie mit der Bundeswehr zunächst überhaupt nichts am Hut.

"Ganz ehrlich, ich konnte mit der Bundeswehr nichts anfangen. Gar nichts", erinnert sich die Theologie-Studentin. Das änderte sich jedoch schlagartig, als sie für einen Praxis-Teil ihres Studiums in die Militärseelsorge hineinschnupperte. "Der Aufenthalt am Standort in Weiden war aus meiner damaligen Sicht das abwegigste, aber genau das hat auch den Reiz ausgemacht." Und im Nachhinein betrachtet auch einen Wendepunkt markiert.

Handlungsfeldpraktikum gibt Einblick in die Bundeswehr
Denn in Weiden brachte Griebel nicht nur ihr Theologie-Studium voran, sondern sie bekam einen Einblick in die Streitkräfte und in das Seelenleben der Menschen, die in der Bundeswehr dienen. Die künftige Pfarrerin lernte, was Einsatzsoldaten und deren Familien beschäftigt und wie sich jemand fühlt, der die Woche über vom Partner, von der Partnerin, von Freunden und Familie getrennt ist. Und sie lernte aus erster Hand, was Kameradschaft bedeutet.

Dabei ist für sie der Dienst in den Streitkräften durchaus mit der Bibel vereinbar. "Die Bibel ist in diesem Fall ambivalent, jeder muss es für sich selbst ausmachen und mit sich selbst im Reinen sein. Aber sehen wir es doch mal so: Soldaten gehen ja nicht in erster Linie in den Einsatz, um zu töten, sondern um Menschen aus Notlagen zu helfen. Dabei ist Waffengewalt die Ultima Ratio. Wenn mich hier jemand auf der Straße angreift, würde ich mich ja auch wehren. Da bringt es herzlich wenig, sich an den Händen zu halten und Liedchen zu singen."

Großen Einfluss hatte auch die betreuende Pfarrerin. "Sie war bereits im Kosovo und in Mali im Einsatz. Durch sie habe ich die Bundeswehr und die evangelische Militärseelsorge von einem ganz anderen Standpunkt aus erleben dürfen. Die Kameradschaft war mir vorher so nicht präsent. Zudem habe ich Soldaten kennengelernt, die nicht nur Dienst nach Vorschrift machen, sondern wirklich mit Herz und Seele dabei sind. Das motiviert ungemein."

Positive Überraschung beim RK-Treffen
Diese Motivation hat sie über ihr Praktikum hinaus behalten. Schließlich nahm ein guter Freund sie mit zu einem Kameradschaftsabend der RK Nürnberg. "Zunächst war ich etwas skeptisch", gesteht die 23-Jährige. "Ich hatte die Befürchtung, den Abend mit Männern jenseits der 60 zu verbringen." Umso positiver war die Reaktion, als sie auf eine gemischte Gruppe stieß. "Von Jung bis Alt war alles dabei", erinnert sie sich. Griebel trat dem Reservistenverband bei und hat diese Entscheidung bis heute nicht bereut. "Für 30 Euro im Jahr kann ich mich sicherheitspolitisch weiterbilden und meine Fitness verbessern. Ich dachte erst, das wäre ein Monatsbeitrag gewesen!"

Dass sie als junge Frau, die zunächst keinen Wehrdienst geleistet hatte, in der RK oder bei der RSUKp als Außenseiterin betrachtet wurde, kann die 23-Jährige nicht bestätigen. "Ich war sofort integriert als Teil der Gruppe. Anfangs war ich schon etwas nervös, aber am Ende waren doch alle sehr interessiert und haben mich gut aufgenommen."

Als nächstes steht für die angehende Pfarrerin ein Übungsplatzaufenthalt mit der RSUKp Mittelfranken in Hammelburg an. Für den Juli ist das Examen geplant, im September die mündlichen Prüfungen. Wenn alles gut geht, gibt es im November die (positiven) Ergebnisse, so dass Griebel im kommenden Jahr ihr Vikariat antreten kann. "Das werde ich in einer Gemeinde absolvieren, aber ich werde in der Zeit schon versuchen, auf die Militärseelsorge hinzuarbeiten. Das ist das, was mir liegt und was ich tun möchte."

Und wenn neben Studium und Reserve noch ein wenig Zeit übrig bleibt? Dann fährt die 23-Jährige mit ihrer Kawasaki durch Franken, kellnert in einem Restaurant, macht ihren Jagdschein, verbringt Zeit mit ihrem Freund oder modelt für private Fotoshootings – was man eben so macht mit 23.

Sören Peters

Bild oben:
Johanna Griebel ist angehende Pfarrerin.
Das Kreuz an ihrem Revers ist jedoch eisern.
(Foto: Benjamin Vorhölter)

Bild unten:
Die 23-Jährige im Gespräch mit
Redakteuren des Reservistenverbandes.
(Foto: Benjamin Vorhölter)

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