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Herbstausbildung im Landesregiment Bayern




Reservisten des Landesregiments marschieren bei der Herbstausbildung durch dichten Nebel.

Foto: Twardy

Kfz-Kontrolle am Checkpoint.

Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs, spricht zum Landesregiment Bayern.

Foto: Englmann

Landesregiment Bayern

Zum ersten Mal haben alle Kompanien des Landesregiments Bayern gemeinsam geübt. Und erstmals übernahm das Vereinte-Nationen-Ausbildungszentrum aus Hammelburg die Ausbildung der Reservisten. Das VN-Ausbildungszentrum bereitet sonst Soldatinnen und Soldaten für Auslandseinsätze vor und hat nun einige Szenarien für die Heimatschutz-Ausbildung angepasst.  Ein Modellversuch für die Ausbildung der Territorialen Reserve.

Eine Luna-Drohne ist in der Nähe eines Dorfes abgestürzt. Auftrag an Leutnant Christian Werner und seinen Zug: die Drohne im Gelände aufsammeln, in ein Haus im Dorf bringen und dort sichern. Das Problem: Die Leute im Dorf sind zwar freundlich, aber auch neugierig, und in der Gegend sind auch Feinde unterwegs. In mehreren Gruppen nähern sich die Soldaten dem Dorf und der Absturzstelle. Selbstbewusst, aber vorsichtig. Leutnant Werner und seine Gruppe durchqueren ein Waldstück, eine andere Gruppe nimmt den Weg durchs Dorf. Manche Bewohner grüßen, andere arbeiten einfach weiter. So könnte ein Einsatz des Landesregiments Bayern aussehen. Bei der Herbstausbildung auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken übten die Reservisten eine Woche lang verschiedene Aufgaben und Szenarien, etwa Patrouille, Schießen in besonderen Situationen, Fahrzeug- und Personenkontrolle, Erste Hilfe für Kameraden und Zivilpersonen.

Neuland auch für die Ausbilder

Die Drohne ist im Gelände schnell entdeckt. Neugierige sind genauso schnell vor Ort. Höflich, aber bestimmt fordern die Soldaten sie auf, wieder ins Dorf zu gehen. Rollenspieler des Hammelburger VN-Ausbildungszentrums lassen die Lage besonders realistisch erscheinen: Sie spielen manchmal freundliche, oft aber motzende, aufdringliche oder uneinsichtige Zivilisten. Plötzlich fallen Schüsse. Die Menschen laufen schreiend auseinander. Jemand ruft um Hilfe. Leutnant Werner und seine Gruppe suchen Deckung hinter einem Gebäude, ein Schütze postiert sich an einem Fenster. Werner gibt Befehle über Funk. In einiger Entfernung beobachtet Oberst Werner Klaffus, der Kommandeur des VN-Ausbildungszentrums, die Szene. Auch für ihn und seine Soldaten ist diese Herbstausbildung eine Premiere, denn Reservisten haben sie so noch nie ausgebildet, erzählt Oberst Klaffus: „Für uns ist das eine fordernde Aufgabe. Das wesentliche Element, das wir hier bieten können, ist die Praxis. Die Themen sind etwas anders als für die Einsatzvorbereitung, aber die Ernsthaftigkeit, die Sorgfalt und die Professionalität sind immer gleich.“

Gefecht: Leutnant Christian Werner gibt seiner Gruppe über Funk Anweisungen. (Foto: Twardy)

Drohne gesichert, Verletzte versorgt – Auftrag abgeschlossen. Die Gruppe um Leutnant Werner marschiert zurück zu ihrem Ausgangspunkt. Dort steht am Tor Feldwebel Reinhard Tschampel. Die Kameraden auf dem Wachturm haben die zurückkehrende Patrouille bereits gesehen und gemeldet. Tschampel lässt sie passieren. Die Anlage auf dem Truppenübungsplatz ist wie eine Einfahrt zu einem Feldlager gebaut, könnte aber auch eine Einfahrt zu einer Kaserne sein. Diese oder auch kritische Infrastruktur, also etwa den Zugang zu einem Kraftwerk oder auch einer Kläranlage, in einem Krisenfall zu sichern gehört zu den Aufgaben der Territorialen Reserve. Als sich ein Auto der Einfahrt nähert, weist Feldwebel Tschampel es mit der Kelle in die Gasse, in der bereits seine Kameraden warten. Die lassen den Fahrer aussteigen, ihn Türen und Fächer des Wagens öffnen – Fahrzeugkontrolle. Ist es wirklich ein Handwerker oder hat er in einer seiner Kisten eine Waffe versteckt? Wenig später erscheinen Demonstranten vor dem Tor, schwenken Transparente und skandieren Parolen. Die Ausbildung bringt für die Teilnehmer immer wieder überraschende Situationen. Fest steht nur: Mittags kommt der Spieß und gibt die Geländeverpflegung aus. Der Eintopf dampft verführerisch im Geschirr. Verpflegung und Fahrdienste bei der Herbstübung sind der erste reale Auftrag der neu aufgestellten Stabs- und Versorgungskompanie.

Ausbildung soll übertragbar sein

Die Struktur des Landesregiments, im Laufe des Pilotprojekts angepasst und verbessert, sowie die Ausbildung sollen modellhaft auch auf andere Landesregimenter übertragbar sein. Insbesondere die Ausbildung liegt Generalleutnant Jürgen Weigt, Stellvertreter des Inspekteurs der Streitkräftebasis und Beauftragter für Reservistenangelegenheiten der SKB, am Herzen. Er hat die gesamte Woche in Wildflecken begleitet. „Diese Ausbildung ist deutlich mehr als die Feststellung des Ausbildungsstandes von Reservisten aus dem Landesregiment“, erklärt General Weigt. „Es ist Ziel und Zweck dieser Herbstausbildung, dabei zu helfen, Blaupausen für eine Ausfächerung weiterer Einheiten der territorialen Reserve zu schaffen. Ich sehe hier vor allem die Notwendigkeit zur Schaffung standardisierter Ausbildungsprogramme.“ Die Auswertung der Woche werde sich auf die Ausbildung aller deutschen RSU-Kompanien auswirken. Insgesamt zieht Generalleutnant Weigt ein positives Fazit, von der Motivation der Reservisten über das Engagement der Ausbilder bis zu den übergeordneten Aspekten: „Es hat sich uneingeschränkt gelohnt, die Herbstausbildung in dieser Form durchzuführen.“

Generalleutnant Jürgen Weigt. (Foto: Englmann)

An der Gefechtsschießbahn des Truppenübungsplatzes wehen rote Signalfähnchen: Achtung, scharfer Schuss! Eine Gruppe Reservisten macht sich bereit. Sie soll eine Anlage sichern, so der Auftrag. Stabsgefreiter Gerhard Putz und die Kameraden in seiner Gruppe müssen wachsam sein: Manche der Rollenspieler stellen harmlose Passanten dar, unter anderem bewaffnete Jäger, die aus dem Wald zurück ins Dorf kommen. Im Wald aber lauern auch Feinde. Eine Granate explodiert. Die Reservisten verteidigen ihre Stellung. Für den Stabsgefreiten und viele seiner Kameraden ist diese Station ein Highlight der Ausbildung. Stabsgefreiter Putz: „Wir mussten sehr darauf achten, dass kein falscher Schuss fällt und wir keine Zivilisten bekämpfen.“ Zusätzliche Feuerkraft durch schwere Waffen kommt bei der Herbstausbildung noch vom VN-Ausbildungszentrum. In Zukunft übernehmen dies die Soldatinnen und Soldaten der neuen Unterstützungskompanie.

Erwartungen deutlich übertroffen

Ein Hubschrauberabsturz mit verwundeten Kameraden, ein Feuergefecht mit Feinden, aufgebrachte Demonstranten vor dem Tor, Gespräche mit einem Lokalpolitiker: In der Abschlussübung am letzten Tag der Ausbildungswoche sind die Reservisten nochmals besonders gefordert. Wegen des bedeutenden Modellcharakters der Pilot-Ausbildung sind Generalleutnant Markus Laubenthal, Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, und Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis, nach Wildflecken gekommen. General Schelleis sagt, er sei „schlicht begeistert“ von den Leistungen: „Die Qualität der Ausbilder des VN-Ausbildungszentrums ist mir bewusst und hat sich heute wieder gezeigt. Die Güte der Führer unter den Reservisten und die Disziplin und Motivation der Truppe der Reservisten haben meine Erwartungen deutlich übertroffen.“ Auch Generalleutnant Laubenthal ist voll des Lobes für die Reserve: „Ich bin tief beeindruckt von der Motivation der Leute und der Leistungsfähigkeit. Von der Art und Weise, wie sie Dinge angehen. Und von ihrer Freiwilligkeit, hier zusätzlich zu ihrem Beruf diese Belastung auf sich zu nehmen. Ich danke dabei gleichzeitig auch den Arbeitgebern, die es möglich machen, die Männer und Frauen abzustellen.“ General Laubenthal betont den Modellcharakter der Ausbildungswoche und erklärt, man werde nach der Auswertung Lehren für die Ausbildung der gesamten Territorialen Reserve in Deutschland ziehen und diese auch möglichst schnell umsetzen. Generalleutnant Laubenthal ist überzeugt: „So schaffen wir eine einsatzbereite Reserve.“

Hintergrund

Das Landesregiment ist ein Pilotprojekt von Bundeswehr und Reservistenverband. Es ist eine 2019 neu aufgestellte Einheit der Territorialen Reserve der Streitkräftebasis. Darin sind die drei fränkischen Kompanien der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSU) zusammengefasst, neu dazugekommen sind eine Stabs- und Versorgungskompanie und eine Unterstützungskompanie. Der Auftrag des Landesregiments ist vor allem der Objektschutz, aber auch andere Wach- und Sicherungsaufgaben innerhalb Deutschlands. Es dient dem Heimatschutz. Das Projekt hat den Zweck, eine neue Führungsstruktur der Reserve zu erproben und die Ausbildung für die Territoriale Reserve zu professionalisieren. Die Herbstausbildung des Landesregiments war ein wichtiger Schritt nach vorne. Wildflecken ist der erste regionale Ausbildungsstützpunkt der Reserve.

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