Hilfe für Ortskräfte: „Pate werden kann jeder“
Den Paten "unendlich dankbar"
Lothar Hankel koordiniert die Unterstützung im Raum Köln/Bonn. Der 50-Jährige betreut selbst zwei Ortskräfte und ihre Familien und kümmert sich informell um noch drei weitere Familien aus Afghanistan. Die Menschen seien für jede noch so kleine Hilfe "unendlich dankbar", sagt Hankel. Doch die Not der Ortskräfte sei groß. Viele seien in Heimen oder Notunterkünften untergebracht, weil sie keine Wohnung finden können: "Die Vermieter kommen den Ortskräften nicht entgegen, obwohl die Miete sicher und pünktlich vom Job-Center bezahlt wird." Andere bekämen eine Wohnung, die dann aber in schlechtem Zustand sei.
Von den Behörden überfordert
Auch die Sprache ist ein Problem, sagt Hankel. Die Ortskräfte hätten gerade in den ersten Wochen keinerlei Sprachkenntnisse, bekämen aber amtliche Schreiben auf Deutsch. So könne es passieren, dass sie Fristen oder Termine nicht einhalten, weil sie die Bescheide nicht verstehen. Als Pate habe Hankel schon einige Schreiben auf Englisch übersetzt und seine Schützlinge zu den Behörden begleitet. Das koste viel Zeit, sei aber eine dankbare Aufgabe. Der Oberstabsfeldwebel aus Köln will sich auch noch nach Ende seiner Dienstzeit in vier Jahren für die Afghanen engagieren.
Hilfe für Ortskräfte
Gegründet wurde das Netzwerk, weil sich in Deutschland niemand um die ehemaligen Bundeswehr-Helfer gekümmert hat, sagt Initiator Marcus Grotian. Während es hierzulande beispielsweise mehr als zwanzig Vereine und zwei Uno-Programme für syrische Flüchtlinge gebe, seien afghanische Ortskräfte nach ihrer Ankunft in Deutschland auf sich allein gestellt. Grotian gibt zu bedenken, dass noch mehr Ortskräfte kommen könnten. Sein Netzwerk wolle sich dafür jetzt noch besser aufstellen, denn "ohne Sprachkenntnisse sind diese Menschen gerade in den ersten Wochen und Monaten massiv auf Unterstützung angewiesen."
Helfer mit Fachwissen gesucht
Das Patenschaftsnetzwerk braucht weiterhin Unterstützer, appellieren Hankel und Grotian. "Pate werden kann jeder." Aber auch Experten sind ihnen willkommen: Mitarbeiter von Ausländerbehörden, Juristen, Sachbearbeiter beim Job-Center. Sozialarbeiter, Vertreter von Wohnungsbaugesellschaften oder Ärzte mit Sprachkenntnissen in Dari oder Paschtu. Gerade Reservisten hätten durch ihren zivilen Beruf bei Behörden oder in der Verwaltung Fachwissen, das Ortskräften wie Paten zu Gute kommen kann.
Verein unterstützt Ortskräfte und Paten
Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte ist ein Bindeglied für Paten, die sich bundesweit für ehemalige afghanische Ortskräfte engagieren. Es ist gleichzeitig Ansprechpartner für ehemalige afghanische Ortskräfte, die noch keine Paten haben. Das Netzwerk macht sich in der Gesellschaft für die Ortskräfte stark und informiert über ihre Situation. Der Verein ist eine Ergänzung zu den etablierten Patenschaftsprogrammen der Bundeswehr, der Polizei und der anderen Ressorts. Wer Pate werden will, meldet sich bei der Zentralen Koordinierungsstelle Patenschaften unter der E-Mail-Adresse BwPatenschaftOrtskraefte[at]bundeswehr.org. Unterstützer des Patenschaftsnetzwerks können eine E-Mail an info[at]patenschaftsnetzwerk.de schreiben.
Bild oben: Marcus Grotian, Vorsitzender des Patenschaftsnetzwerks
Afghanische Ortskräfte im Gespräch mit ehemaligen Bundeswehr-
Helfern aus Afghanistan (Foto: Andelka Krizanovic).
Bild Mitte: Marcus Grotian trägt auf Englisch vor, sein Stellvertreter
Ali übersetzt für die Anwesenden zusätzlich auf Dari
(Foto: Andelka Krizanovic).
Bild unten: 20 Afghanen sowie 15 Paten und Unterstützer des
Netzwerks kamen beim Regionaltreffen für die Region
Köln/Bonn zusammen (Foto: Andelka Krizanovic).