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Jemandem ein zweites Leben schenken




Heute ist Jens Mansmann froh, dass er alles so gemacht hat. Er will andere ermutigen, es ihm gleichzutun. "Vor etwa sieben Jahren hatte ich mich typisieren lassen wegen eines 13-jährigen Mädchens, das Blutkrebs hatte und dringend einen Spender benötigte. Danach geschah dann lange Zeit nichts, bis dann auf einmal der Brief kam." So begann die Geschichte, an deren Ende Mansmann, Kreisorganisationsleiter des Reservistenverbandes in Darmstadt, einem Menschen das Leben rettete. In dem Brief wurde er um eine Knochenmarkspende für eine ihm unbekannte Person gebeten.

Jens Mansmann ist mit dem unbekannten Patienten auf eine besondere Art verbunden. Er ist eine Art "genetischer Zwilling" – zwar nicht wörtlich (das sind nur eineiige Zwillinge), jedoch müssen ganz bestimmte genetische Merkmale fast identisch sein. Und eben das ist sehr selten.

Nur ein Bruchteil ist registriert
"Weltweit gibt es etwa 20 Millionen registrierte Spender.  Die decken acht von zehn Blutkrebspatienten ab – zwei finden keinen Spender", sagt  Ricarda Henkel von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Ihnen könnte geholfen werden, wenn sich mehr Menschen registrieren würden. Denn: 20 Millionen Spender im Verhältnis zur Weltbevölkerung sind nur ein winziger Bruchteil: 30 von 10.000 Menschen sind typisiert. Verglichen mit einer Kleinstadt wäre dies gerade einmal eine Schulklasse.

Mehr öffentliches Bewusstsein nötig
Zu diesen 0,3 Prozent gehört Mansmann – und nun sollten aus guten Absichten gute Taten werden. Ricarda Henkel: "Da steht dann nicht gleich schon ein fester Termin. Wir machen alles in Absprache mit dem Spender. Wer im Urlaub ist, muss selbstverständlich nicht gleich ins nächste Krankenhaus." Falsche Vorstellungen vom Stress und den Pflichten der Spender sind immer wieder im Umlauf. "Wir müssen die Knochenmarkspende stärker in das Bewusstsein der Menschen bringen."

Abbruch ist wie ein Todesurteil
Bei Mansmann ging jedoch alles schnell, nachdem er seinen Brief erhalten hatte. Nach einem allgemeinen Gesundsheitscheck sprach er mit einem Psychologen. "Dabei wurde geprüft, ob ich auch psychisch dazu in der Lage wäre, die Sache durchzuziehen, schließlich ist alles immer freiwillig. Aber mittendrin darfst du nicht abbrechen, das ist fast so etwas wie ein Todesurteil für den Empfänger." Tatsächlich würde ein Abbruch die Überlebenschancen des Patienten erheblich verringern, weil dieser bereits durch verstärkte Chemotherapie auf den Eingriff vorbereitet wird, so Henkel.

"Ich hätte niemals abgebrochen"
"Ein bis zwei Wochen bevor es dann losgeht, fragst du dich dann natürlich, ob du wirklich bereit dafür bist", beschreibt Mansmann seine damaligen Sorgen. Das Knochenmark wird nicht direkt entnommen. In 90 Prozent der Fälle werden die Stammzellen durch eine sogenannte Apherese gewonnen. Zuvor spritzte sich Mansmann fünf Tage lang regelmäßig ein Medikament, das das eigene Blut mit Stammzellen anreichert. Bei diesem Verfahren können auch Schmerzen auftreten. Mansmann blieb davon nicht verschont. "Viele Spender haben nur geringe Begleiterscheinungen, aber mich hat es schon gut erwischt. Das waren keine leichten fünf Tage." Jedoch, so Mansmann, sei er sich im Vorfeld ja bewusst darüber gewesen, dass das kein Urlaub ist. "Ich hätte niemals abgebrochen", sagt er heute. "Man schenkt jemandem ein zweites Leben, da sind ein paar Tage Unwohlsein nicht gegenzurechnen."

Verdammt hohe Konzentration
Die eigentliche Apherese, also das Filtern der Stammzellen aus dem eigenen Blut, war dann eher entspannt. Mansmann lag viereinhalb Stunden im Bett, angeschlossen an einer Maschine, und schaute einen Film. Danach dann der alles entscheidende Test: Hat Mansmanns Blut eine ausreichend hohe Konzentration von Stammzellen? "Ja und zwar eine besonders hohe. Etwas mehr Schmerzen auf der einen Seite, dafür eine verdammt hohe Konzentration an Stammzellen auf der anderen Seite – so hat es sich also ausgezahlt", sagt er froh.

Sympathie darf nicht entscheidend sein
Über den Empfänger weiß Mansmann bis heute wenig. Aus rechtlichen Gründen erfährt man zunächst nichts. Es gibt eine zweijährige Schutzzeit für den Empfänger; erst danach kann Kontakt hergestellt werden – sofern beide das wollen. "Zu enger persönlicher Kontakt gerade in der ersten Zeit könnte unnötige Schwierigkeiten für den Patienten, aber auch für den Spender, bringen", so Henkel. "Die Sympathie zwischen beiden darf dann nicht über das weitere Schicksal der Behandlung bestimmen, wenn beispielsweise der Spender noch einmal herangezogen werden muss." Jedoch ist vorher auch ein anonymer Brief möglich, den die DKMS weiterleitet.

Gute Nachrichten
Eines weiß Mansmann aber schon ganz offiziell: Der Empfänger ist ein 47-jähriger US-Amerikaner von der Ostküste. Und dann endlich auch, etwa vier Wochen nach der Apherese, die freudige Nachricht: Patient auf dem Weg der Besserung, Therapie angeschlagen, vorzeitige Entlassung aus der Klinik. "Da fällt einem wirklich ein Stein vom Herzen", sagt Mansmann und hofft, dass die Genesung weiter so gut läuft. Und von der DKMS gab es noch ein kleines Dankeschön in Form eines Körbchens mit Leckereien – "um wieder auf die Beine zu kommen", scherzt Mansmann. Dann wird er wieder ernst: "Ich hoffe, dass wir mit dieser Geschichte andere ermutigen können, Spender zu werden."
 

(Dennis Hallac)

Bild oben: Jens Mansmann
bei der Apherese  (Foto: Privat Mansmann).

Bild mitte: Die Apherese kurz vor dem
Abschluss (Foto: Privat Mansmann).

Bild unten: Jens Mansmann
(Foto: Privat Mansmann).

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