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Aus der Truppe

Der erfolgreiche Weg zum IT-Reserveoffizier

Joachim Fritz ist Hauptmann d.R. und Diplom-Informatiker. Er ist beim Betriebszentrum IT-System der Bundeswehr in der Rheinbacher Tomburg-Kaserne beordert. Seit 2015 ist er Teil der Cyber-Reserve.

Hauptmann der Reserve Joachim Fritz an seinem Arbeitsplatz.

(Foto: Benjamin Vorhölter)

Übung

Mit der Bundeswehr hatte Joachim Fritz jahrelang nichts mehr zu tun. Bis ihn die Arbeit als IT-Berater wieder in Kontakt mit der Truppe bringt. Er beschließt, sich als Reservist zu engagieren. Doch für seine Reservistendienstleistung im Betriebszentrum IT-System der Bundeswehr in der Rheinbacher Tomburg-Kaserne (kurz: BITS) muss der Diplom-Informatiker einige bürokratische und organisatorische Hürden überwinden – mit Erfolg.

Reservisten spielen eine besondere Rolle

Deutschlands Freiheit wird auch im Cyberraum verteidigt. Mit diesem prägnanten Slogan wirbt die Bundeswehr für Personal. Die Werbeplakate senden eine klare Botschaft. Die Bundeswehr sucht nicht zuletzt seit der Aufstellung des neuen Kommandos Cyber- und Informationsraum (Kdo CIR) nach IT-Experten. Reservisten kommt bei der Suche nach geeignetem Personal eine besondere Rolle zu. Das zeigt das Beispiel Joachim Fritz.

BITS sichert die Bundeswehr-IT

Er absolviert seit März eine zehnmonatige Übung im BITS in Rheinbach, wo das militärische IT-Herz für die Sicherstellung der weltweiten Führungsfähigkeit der Bundeswehr schlägt. Das BITS ist mit Hilfe des Network Operations Centre Basis Inland (NOC B.I.) in der Lage, das IT-System der Bundeswehr bis in die Einsatzgebiete zu überwachen und sofort auf Störungen zu reagieren. Durch eine Vielzahl von attraktiven Dienstposten für IT-Spezialisten ist das BITS ein moderner Arbeitgeber am Hauptstandort Rheinbach. Seine Vorgesetzten würden den Hauptmann der Reserve gern länger binden, denn Joachim Fritz bringt eine Eigenschaft mit, die bei Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit nicht zu finden ist. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung als IT-Berater in der freien Wirtschaft. Seine Expertise wird geschätzt und gern angenommen. „Ich fühle mich sehr wohl in der Truppe. Die Kameraden sind freundlich und hilfsbereit, der Umgang ist verbindlich, man wird wertgeschätzt“, sagt der 50-Jährige.

Vom Instler zum ITler

Joachim Fritz dient in den 1980er Jahren als Zeitsoldat in der 4. Kompanie des Instandsetzungsbataillons 5 in der Spilburg-Kaserne in Wetzlar. Die Einheiten sind längst aufgelöst und die Kaserne wurde zivilen Nutzungen zugeführt. Während seiner Bundeswehr-Zeit absolviert er Ausbildungen als Fernmeldemechaniker, Schlüsselgerätemechaniker und als Kraftfahrer. Als Fritz aus der Bundeswehr ausscheidet, beginnt er mit einem Studium der Informatik. Der Diplom-Informatiker arbeitet anschließend als Angestellter für ein IT-Unternehmen, bis er sich 1998 als IT-Berater selbstständig macht. Joachim Fritz berät seit Mitte der 1990er Jahre Konzerne, Banken und Behörden. Sein fachlicher Schwerpunkt ist dabei die Einführung, der Betrieb und die Migration von E-Mail-Systemen.

Reservistenverband schafft Verbindung

Mit den Jahren wächst Joachim Fritz‘ Kundenstamm. Zu seinen Auftraggebern gehört seit einigen Jahren auch die BWI GmbH. In deren Namen arbeitete Joachim Fritz in den Bereichen Qualitäts-, Release- und Softwaretestmanagement für Lotus Notes, dem E-Mail-System der Bundeswehr. Durch die BWI kommt Joachim Fritz wieder in den Kontakt mit der Bundeswehr. „Der Reservisten-Slogan ‚Tu was für dein Land‘ animierte mich 2012 dazu, in den Reservistenverband einzutreten“, erläutert der IT-Experte. Zunächst nimmt er an dienstlichen Veranstaltungen wie Schießen und Märschen teil und festigt während dieser Zeit den Gedanken, seine Fachkenntnisse und Fertigkeiten in die Truppe einzubringen.

Wiedereinstieg als Reserveoffizier

Ende 2014 beginnt er, sich zu informieren. Er studiert die Karriereseiten der Bundewehr und sucht das Gespräch mit dem Reservistenverband und dem Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw). „Es war nicht trivial, an verwertbare Informationen zu gelangen“. Erst ein zuständiger Offizier des BAPersBw konnte Fritz weiterhelfen. Er erläutert ihm, dass er gemäß der Soldatenlaufbahnverordnung nach dem Durchlaufen eines Auswahlverfahrens mit einem vorläufig verliehenen Dienstgrad als Reserveoffizier einsteigen kann. Der vorläufig verliehene Dienstgrad würde dann nach einer Übung von mehr als 24 Tagen und einer positiven Beurteilung endgültig verliehen. Aufgrund seines Abschlusses als Diplom-Informatiker kommt für Joachim Fritz der Dienstgrad Hauptmann der Reserve infrage. Doch in welcher Dienststelle?

Herausforderungen beim Wiedereinstieg

Die nächste Herausforderung für den Informatiker ist nun, einen Beorderungsdienstposten zu finden. Einen Spiegeldienstposten zu finden, auf dem ein Reservist fachgerecht verwendet werden kann, ist aus seiner Sicht nicht einfach. „Woher soll man als Außenstehender wissen, wo man als IT-Experte bei der Bundeswehr benötigt wird?“, fragt er sich. In seinem Fall hilft ihm ein Sachgebietsleiter im BITS. Der Kontakt kam zufällig durch einen Kollegen zustande. Er versichert Fritz, dass er in seiner Abteilung, die für Kommunikationssysteme im Einsatz und Übungen zuständig ist, gebraucht wird. Reservisten seien bei der Suche nach einem Spiegeldienstposten sehr auf persönliche Kontakte angewiesen, sagt Joachim Fritz. Zudem soll der Dienstposten möglichst heimatnah sein. Das ist für viele Reservisten eine Herausforderung.

Erste Übungen

Im Mai 2015 erreicht den IT-Experten die Absichtserklärung, dass die Bundeswehr ihn als Reservist einplanen will. Im August 2015 wird Fritz zur Musterung in Köln eingeladen. Die Musterung ist für viele Reservisten eine Hürde. Denn es komme nicht selten vor, dass sie für nicht tauglich erklärt werden, da bei der Untersuchung für alle Soldaten die gleichen Regeln gelten. Für den IT-Fachmann genauso wie für den Soldaten im Kampfeinsatz. Nicht zuletzt auf Betreiben des Reservistenverbandes wurde diese Regelung allerdings in diesem Jahr angepasst. Im November 2015 nimmt Fritz an einer ersten Eignungsübung teil. Im Frühjahr 2016 übt er erneut für vier Wochen und im Sommer für weitere fünf Wochen. Eine dritte Übung scheiterte kurzfristig, weil das Budget an Übungstagen bei der Bundeswehr aufgebraucht war.

Lange Übungsdauer notwendig

Nach dieser Erfahrung plant er frühzeitig gemeinsam mit seiner Einheit eine Übung für das folgende Jahr. „Innerhalb der IT sind kurze Einsatzzeiten nicht sonderlich effektiv, da in derart komplexen Systemen lange Projektlaufzeiten notwendig sind. Zudem sei eine Integration in den normalen Dienstbetrieb in vier Wochen kaum möglich“ sagt Fritz. „Daher fassten wir für 2017 eine 300-tägige Übungszeit ins Auge, die ich dann mit meinen Kunden frühzeitig koordinieren konnte“. In dieser Zeit beschäftigt er sich mit ITIL-Prozessen (IT-Infrastructure Library) wie Identity und Access Management, Operation Level Agreements, die Erstellung von Notfallhandbücher und Unterstützung im Betriebsmanagement und der Migration von IT-Systemen.

Teilzeitübungen brächten Gewinn für alle Seiten

Dennoch könnte der Reservistendienst aus seiner Sicht noch attraktiver für die Reservisten, ihre Arbeitgeber beziehungsweise Kunden sowie die Bundeswehr selbst werden, wenn er flexibler gestaltbar wäre. „Ich musste mir nun zehn Monate frei schaufeln, mit dem Risiko, dass mir Folgeaufträge entgehen“, sagt Joachim Fritz, „und die meisten Arbeitgeber können vermutlich einen so langen Ausfall von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern nicht kompensieren.“ Er würde in Zukunft sehr gern einen Teilzeit-Reservedienst ableisten, zum Beispiel drei Tage in der Woche Bundeswehr und den Rest beim zivilen Arbeitsplatz. Allerdings sehe er ein, dass das derzeit noch schwierig umzusetzen sei. Wer zahlt in dieser Zeit die Krankenversicherung? Was passiert, wenn man sich im Dienst verletzt, wer ist dann bei einer Teilzeit-Übung zuständig? Würden überhaupt zivile Arbeitgeber mitspielen? Lösungen und Regeln für die Möglichkeit einer Teilzeit-Übung würden zweifelsohne eine erhebliche Attraktivitätssteigerung darstellen und Anreize für die in der Bundeswehr benötigten Fachkräfte erhöhen.

„Für mich persönlich kann ich die Zwischenbilanz ziehen, einen richtigen Schritt getan zu haben. Der Dienst in der Truppe erweitert die persönlichen und beruflichen Horizonte und gibt das gute Gefühl, einen Beitrag da geleistet zu haben, wo er gebraucht wird. Ich würde jedem Interessierten empfehlen, die Bewerbung zu einer Reserveoffizier-Laufbahn ins Auge zu fassen“, sagt Joachim Fritz.

Wenn Sie Interesse an einer Dienstleistung als IT-Reservist haben, wenden Sie sich an folgende Adresse:

BAPersBw Abteilung VI
Callcenter
Brückberg-Kaserne
Luisenstraße 109
53721 Siegburg

Tel.: 0800/7246856

Mail: bapersbwvizentraleansprechstellereserve@bundeswehr.org

 

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