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Lachen Helfen: Gebremst, aber nicht gestoppt

Alle ehrenamtlich tätigen Hilfsorganisationen erleben zurzeit die schwerste Belastungsprobe ihrer Geschichte: Das Coronavirus sorgt für einen katastrophalen Spendeneinbruch, sämtliche Benefiz-Veranstaltungen müssen ausfallen, jede Form der Unterstützung ist massiv reduziert. Das wirkt sich auch auf die Kinder in den Einsatzgebieten der Bundeswehr und der deutschen Polizei aus: Der Verein Lachen Helfen kann nur noch eingeschränkt wirken, geht aber trotzdem optimistisch ins Jubiläumsjahr 2021.

Zu den realisierten Projekten gehört unter anderem eine Schule in Mali.

Foto: Lachen helfen e.V.

benefizlachen helfen

Afrikanische Musik, glücklich lächelnde und winkende Schulkinder – für einen kurzen Moment ist das 4000 Kilometer Luftlinie entfernte Mali ganz nah. Bei einigen Teilnehmern an der Jahresmitgliederversammlung des Vereins Lachen Helfen, der ehrenamtlichen lnitiative deutscher Soldaten und Polizisten für notleidende Kinder in Einsatzgebieten, glitzern Tränen der Rührung in den Augen. Und einer der Standortrepräsentanten spricht in Düsseldorf für alle Anwesenden: „Jetzt weiß ich, warum ich etliche Wochenenden im Jahr an meinem Info-Stand verbringe und unermüdlich Menschen um Spenden bitte.“

Polizeioberkommissarin Verena Neundter hatte mit ihrem Foto- und Video-unterstützten Vortrag für diesen ungewöhnlichen Moment gesorgt. Ihr zu Ehren trägt die gründlich modernisierte Dorfschule in Takoti nahe der Regionalhauptstadt Mopti, in der 450 Kinder unterrichtet werden, ihren Namen. Der Clou der neuen „École fundamentale Verena“, so zeigte das Video, ist der erste Spielplatz in dem westafrikanischen Land. Ihn haben die Kinder gleich begeistert angenommen. „So etwas kennt man in Mali nicht. Die Mädchen und Jungen haben einen Riesenspaß“, sagt Neundter. Entsprechend lang ist die Schlange der Anstehenden an der Schaukel, wie ihre Fotos zeigten: Jedes Kind darf exakt fünfmal schaukeln, dann kommt das nächste an die Reihe. „Das ist schön und traurig zugleich.“

Roderich Thien als Gastredner beim Parlamentarischen Abend des Reservistenverbandes. (Foto: Archiv)

Lachen Helfen arbeitet eng mit dem Reservistenverband zusammen und hat mit ihm 2008 eine offizielle Kooperationsvereinbarung geschlossen. Wie eng die Beziehungen sind, zeigt schon der Vorsitzende: Oberstleutnant d.R. Roderich Thien ist zugleich auch Verbandsmitglied, ebenso sein Stellvertreter Oberstleutnant d.R. Hans-Hermann Tirre. Die Vereinsarbeit hatte 1996 unter dem Motto „Teddybären für die Krajina“ begonnen, weil im ehemaligen Jugoslawien eingesetzte deutsche Soldaten dem Elend der Kinder nicht mehr länger tatenlos zusehen wollten. Von Anfang an waren Reservisten ein wesentlicher Bestandteil dieser humanitären Anstrengungen, sowohl für die Tätigkeitsbereiche im Inland als auch für die zahlreichen Auslandseinsätze. Diese Verzahnung zwischen den Streitkräften und Reservisten einerseits sowie den zivilen Behörden, Verbänden und Wirtschaftsunternehmen auf der anderen Seite ist dem Vorstand von Lachen Helfen wichtig.

Mädchenschule in Kabul

Gewohnt reibungslos verliefen die Vorstandswahlen. Einstimmig bestätigten die Mitglieder Roderich Thien als Vorsitzender, Wolfgang Hanakam und Hans-Hermann Tirre als Stellvertreter und Kai Grieger als Schatzmeister. Dann standen, so hatten es sich die Teilnehmer zum Ziel gesetzt, wieder die Hilfsprojekte im Mittelpunkt: So kümmerte sich Brigadegeneral Markus Kurczyk, der Kommandeur des Landeskommandos Mecklenburg-Vorpommern, während seines Einsatzes in Afghanistan um ein Waisenhaus in Kabul, für das 53.000 Euro bewilligt wurden. Ein weiteres erreichtes Ziel war 2019 die Renovierung einer Mädchenschule in Kabul für 3000 Schülerinnen. Lachen-Helfen-Vorstandsmitglied Kriminaldirektor a.D. Uwe Mainz berichtete über das abgeschlossene Großprojekt eines Sommer-Ferienlagers im ukrainischen Odessa gemeinsam mit dem Rotary Club Neandertal. Sieben- bis 14-Jährigen aus geflüchteten und zerrissenen Familien der Regionen um Donezk, Lugansk und der Krim sowie Straßenkindern und entwurzelten Mädchen und Jungen, die in Notunterkünften, Heimen oder Internaten leben, werden dort pädagogisch betreute Auszeiten vom tristen Alltag geboten.

Möglich gemacht haben dies wieder viele eifrige Sammler und Spender. Besonders gefreut hat sich der Verein über Oberstleutnant a.D. Heinz Glutsch, der anlässlich eines Empfangs zu seinem 100. Geburtstag in der Waldkaserne in Hilden an Lachen Helfen gedacht hatte. In diesem Jahr war zunächst die Ausschüttung von 150.000 Euro für Hilfsprojekte geplant. Doch ein Markenzeichen des Vereins ist die Steuerung und Überwachung aller Projekte unmittelbar vor Ort. Die Soldaten und Polizisten konnten bislang sicherstellen, dass jeder Spenden-Euro den Kindern zugutekommt und kein Geld unbemerkt in dunklen Kanälen versickern kann.

Begleitung und Überwachung vor Ort

Die Soldaten und Polizeibeamten begleiten und überwachen – stets in enger Anbindung zum Verein und geführt vom stellvertretenden Vorsitzenden Wolfgang Hanakam – unmittelbar die Planung, Umsetzung und Fertigstellung von Baumaßnahmen und organisieren vor Ort die benötigten Dienstleistungen, Baustoffe und Hilfsgüter, was einen weiteren Beitrag zur Stabilisierung der Lage leistet. Die Ortskenntnis sei ein besonderes Pfund, mit dem die Soldaten und Polizisten wuchern könnten: „Trotz aller Hiobsbotschaften stehen deshalb alle unsere Schulen in Afghanistan noch und befinden sich auch nicht in den Händen der Taliban.“

Ein kleines Dankeschön. Der Verein Lachen Helfen e.V. setzt sich für die Kinder in den Einsatzgebieten der Bundeswehr ein. (Foto: Lachen Helfen e.V.)

Soldaten und Polizisten stoßen oft bei ihren dienstlichen Aufgaben im Einsatzland auf solche Missstände, die sie möglichst unbürokratisch und schnell beenden wollen. Als zum Beispiel in einem Waisenhaus im afghanischen Faizabad die Heizung ausfiel, organisierten deutsche Helfer binnen Stunden Decken und kleine Heizöfen. So sind es häufig die kleinen Dinge, die tausendfach jeweils Großes bewirken: die Reparatur einer baufälligen Grundschule in einem Bergdorf für umgerechnet 3.000 Euro, ein einzelner Ofen für eine Familie, die ihr kriegszerstörtes Haus mitten im Winter wieder herzurichten versuchte, oder die Anschaffung eines Musikinstruments für ein Blindenheim. Das alles funktioniert durch das global wütende Virus gegenwärtig nicht mehr. Einsatzkontigente schrumpfen, die verbleibenden Kräfte verlassen – paradoxerweise auch zum Schutz der einheimischen Bevölkerung – ihre Feldlager meist nur noch in Ausnahmefällen. Eingefroren ist damit auch der Gedanke der Force Protection, ein gewollter Nebeneffekt der Hilfsaktionen: „Mit der humanitären Unterstützung verknüpfen wir die Hoffnung, dass deutsche Soldaten und Polizisten in Auslandseinsätzen nicht als Besatzer geduldet, sondern als Partner begrüßt werden“, erläutert der Vorsitzende.

Keine Veranstaltungen, keine volle Spendenbüchse

Auch in der Heimat knirscht es zurzeit gewaltig: Das Coronavirus dreht brutal den Geldhahn ab. Roderich Thien beschönigt nichts: „In den letzten Wochen sind zahlreiche Veranstaltungen abgesagt worden, bei denen wir normalerweise unsere aktuellen Hilfsprojekte hätten darstellen und teils stattliche Einnahmen zum Beispiel durch Benefizkonzerte verbuchen können. Mittlerweile betrifft dies 21 größere Veranstaltungen – wie das bislang so erfolgreiche Musikfest der Bundeswehr, das auf den 25. September 2021 verschoben werden musste.“ Die bittere Folge: Stillstand. Das Corona-Chaos sorgt ohnehin schon dafür, dass sich die allgemeine Aufmerksamkeit in Deutschland auf die neuartigen Herausforderungen im direkten Umfeld konzentriert. Wen interessieren zurzeit schon anonyme Kinder irgendwo im fernen Afrika oder in Asien.

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Immerhin hat Lachen Helfen noch etwas Glück im Unglück: Durch die von der Bundeswehr unterstützte kleine Geschäftsstelle in Düsseldorf und die breite, ausschließlich ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder sind die laufenden Kosten sehr gering. „Niemand kann derzeit voraussehen, wie lange und in welchem Umfang die notwendigen Beschränkungen noch aufrechterhalten werden müssen“, sagt Thien. „Unter der Voraussetzung, dass Mitte des kommenden Jahres 2021 wieder andere Bedingungen vorherrschen, haben wir jetzt jedoch ungewollt viel Zeit, unser Jubiläum vorzubereiten.“ Langeweile kommt also nicht auf: Das 25-jährige Bestehen von Lachen Helfen soll am 24. Juni 2021 in der Koblenzer Falckenstein-Kaserne gefeiert werden.

Wertvolle Kooperation

Nach der Corona-Zwangspause, die viele Benefiz-Veranstaltungen zugunsten von Lachen Helfen unmöglich macht, soll es wieder wie gewohnt weitergehen, verspricht Thien: „Kinder in Kriegs- und Krisengebieten wie in Afghanistan, in der Ukraine, auf dem Balkan oder im Irak, so unser Vereinsziel, sollen trotz allen Elends neue Hoffnung schöpfen dürfen.“ In den zurückliegenden zwölf Jahren hat sich bei zahlreichen Veranstaltungen die Kooperation mit dem Reservistenverband als besonders wertvoll herausgestellt, da sich die rund 50 Standort- und Vereinsrepräsentanten des Vereins in ganz Deutschland immer wieder auf die Unterstützung vieler Mitglieder des Reservistenverbandes verlassen konnten.

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Zurzeit wird die Teilnahme an der bundesweit stattfindenden Aktion „Mit dem Fahrrad zur Arbeit” vorbereitet – mit den auffälligen roten T-Shirts von „Lachen Helfen“. Weitere Ideen, auch in der Pandemie weiter für die Initiative werben zu können, sind willkommen. „Wir freuen uns über jedes neue Mitglied und jedwede Unterstützung bei unserer Arbeit“, betont Oberstabsfeldwebel a.D. Jürgen Boes, der Leiter der Lachen-Helfen-Bundesgeschäftsstelle in Düsseldorf und verspricht: „Es lohnt sich doppelt: Das geschenkte Lachen kommt auch zu uns zurück.“ Helmut Michelis

Infos und Spendenkonto

Weitere lnformationen finden Sie unter www.lachen-helfen.de

Wer „Lachen Helfen” spontan unterstützen will: DE95 3605 0105 0004 3109 00 (Spendenkonto bei der Sparkasse Essen)

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