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Aufständische organisieren sich in militärischen oder paramilitärischen Gruppen, um im Gebiet des Gegners zu operieren. Die Geschichte zeigt, dass sie durch konventionelle Streitkräfte selten erfolgreich bekämpft werden können. Der Westen versucht es dennoch – in Afghanistan.

Der kleine Krieg

Von Marco Seliger

Es war die Demütigung eines mächtigen Heeres. Mehr als ein Jahrzehnt lang schrieb die "Gran­de Armée" mit ihren Eroberungszügen in Europa Weltgeschichte. Im Winter 1812/13 jedoch schleppten sich ihre Reste, gehetzt und gejagt, ausgehungert und versehrt, aus Russland in die Städte und Dörfer Preußens. Erst dort ließen die Truppen des Zaren von den Soldaten ab, dort waren die erbarmungswürdigen Gestalten erstmals seit Beginn des Russlandfeldzugs im Juni 1812 sicher vor den Reiterhorden, die, unmilitärisch und doch kampfstark, wie aus dem Nichts auftauchten, zuschlugen und verschwanden. Erstmals seit Monaten stießen Napoleons Soldaten wieder auf Menschen, die sie pflegten und versorgten und sie nicht zu massakrieren versuchten, wenn sie in einer Ortschaft nach Essen und Unterkunft verlangten. Das Vielvölkerheer des französischen Kaisers aus 612000 Soldaten war auf dem Feldzug nach Osten vollständig aufgerieben worden. Nicht, weil der russische Monarch Zar Alexander I. über eine außerordentlich schlagkräftige Streitmacht verfügt hätte. Vielmehr, weil dem französischen Heer neben Massendesertion, Krankheitsepidemien, Nachschubmangel und dem brutalen russischen Winter ein Faktor das Leben ganz besonders zur Hölle machte: die Partisanen, wahlweise auch Guerillakämpfer (Guerilla – der Kleinkrieg) oder – grob verallgemeinernd – Aufständische genannt.

In dem von seinen Truppen besetzten Preußen werden die Auseinandersetzungen Napoleons mit den Aufständischen schon länger aufmerksam verfolgt. An der Allgemeinen Kriegsschule zu Berlin hat ein dort lehrender 32-jähriger Major namens Carl von Clausewitz just zu dem Zeitpunkt, als die Franzosen Richtung Moskau marschierten, eine Bekenntnisdenkschrift über den "kleinen Krieg" vorgelegt. Darin formuliert der Militärtheoretiker auf der Basis des spanischen Guerillakriegs gegen Napoleons Besatzungstruppen (1808-1813) Anforderungen für einen Partisanenkrieg in Preußen gegen die Franzosen. Von Clausewitz nimmt darin vorweg, was in den Weiten Russlands und während der Freiheitskriege (1813-1815) sowie in einem Großteil der Kriege seitdem geschehen wird. Jeder Mann vom achtzehnten bis sechzigsten Lebensjahr an, schreibt von Clausewitz, müsse zur unmittelbaren Verteidigung des Volkes gegen einen Besatzer "mit einer Flinte" bewaffnet werden. Einzelne Dörfer sollten sich dabei verbünden, sie sollten einen "Haufen" oder eine "Kolonne" bilden und überall dort, "wo der Feind mit seinen Armeen nicht ist", die Macht der Besatzer untergraben. Hoffnungslosen Gefechten mit einer überlegenen Streitmacht, formulierte von Clausewitz, sollten sich die Guerillakämpfer entziehen, indem sie sich rechtzeitig auflösten oder in der Bevölkerung untertauchten. "Sie richten sich nicht gegen die feindliche Hauptmacht", sondern sie erheben sich in den Provinzen, "die dem Kriegstheater seitwärts liegen".

Von Clausewitz hat als erster westlicher Militärtheoretiker beschrieben, wie Guerillakämpfer in einem Krieg auszubilden, zu führen und einzusetzen sind. Seiner Guerilla-Theorie liegt die Ansicht zugrunde, dass der "Krieg nichts anderes als ein erweiterter Zweikampf" sei, "ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen". Wie die Partisanen in Russland machten die preußischen Landsturmeinheiten den französischen Soldaten in den bald darauf beginnenden Freiheitskriegen das Leben selbst in der vermeintlich sicheren Etappe zur Hölle, wo sie sich erholen und nach der Schlacht regenerieren sollten. Sie trugen damit zur Befreiung der besetzten Gebiete vom napoleonischen Joch bei.

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