Loyal-Titelthema des Monats Dezember 2010
Kampf um den Orbit
Von Frederik Schumann
Neben der Ortung des Telefons durch Kreuzfunkpeilung waren es nicht zuletzt die militärischen Fähigkeiten der USA im Weltraum, die den Angriff auf einen der meist gesuchten Talibanführer in Nordafghanistan erfolgreich enden ließen. Einmal mit den Koordinaten versorgt, rast die Bombe von einem Satelliten punktgenau gesteuert in ihr Ziel. Das US-Militär, inzwischen auch die Bundeswehr, kann in seiner Kriegsführung schon heute nicht mehr auf die in bis zu 36.000 Kilometer Höhe über der Erde kreisenden künstlichen Trabanten verzichten. Die mehr als 180 rein militärischen Satelliten werden insbesondere zur Wetterbeobachtung, Kommunikation und Aufklärung eingesetzt und verschaffen ihren Betreibern enorme strategische Vorteile auf dem Gefechtsfeld. Die Risikoanalysen von Verteidigungsfachleuten unterscheiden sich allerdings beträchtlich. In einigen Jahrzehnten, prognostizieren einige Experten, würden Kriege um die Vorherrschaft im All geführt. Andere halten den Orbit als Schlachtfeld für untauglich. Ambitionierte Staaten wie die USA stellen sich jedoch vorsichtshalber darauf ein.
Schon seit geraumer Zeit lassen Weltraumnationen weltweit prüfen, wie sie ihre Satelliten gegen den Versuch einer feindlichen Zerstörung schützen können. Anti-Satelliten-Fähigkeiten spielen besonders für Länder eine Rolle, die im Bereich der konventionellen Streitkräfte unterlegen sind. Wie es in Washington heißt, entwickelten besonders China, Nordkorea und Iran Anti-Satelliten-Waffen. Im Januar 2007 zeigte China, dass es sie bereits besitzt, als es mithilfe einer ballistischen Rakete einen alten Wettersatelliten abschoss. Die Chinesen schlossen damit zu den USA auf, die bereits 1963 einen Satelliten mit einer Rakete vom Typ Nike-Zeus trafen. Die Folgen solcher Machtdemonstrationen gefährden Weltraumexperten der Bundeswehr zufolge langfristig die Raumfahrt. Als Drohmittel taugen sie damit allemal.