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Solidarität für die Soldaten im Auslandseinsatz wollte der Verein "Support German Troops" am Samstag in Köln bekunden und dazu die Bevölkerung einladen, vor dem Kölner Dom eine Gelbe Schleife aus Menschen zu formieren. Nur etwa 100 stellten sich am frühen Nachmittag auf den Roncalliplatz in eine mit Flatterbändern abgebildete Schleife. Die Menschen reichten gerade aus, um das Band in die gewünschte Form zu bringen. Die meisten Passanten gingen achtlos vorbei. Und das in einer Garnisonsstadt, die aktuell 8.419 Soldaten beheimatet.

"Ich bin persönlich enttäuscht", sagt Frank Schikorra. Der 38-Jährige ist Vorsitzender des Vereins "Support German Troops", den es seit Juni 2010 gibt und der 70 Mitglieder in ganz Deutschland hat. "Wir hatten 300 gelbe T-Shirts anfertigen lassen, denn mit dieser Anzahl an Menschen hatten wir mindestens gerechnet. Jetzt hat der Verein einen finanziellen Verlust zu verbuchen, denn die T-Shirts mussten ohne Sponsorengelder vorfinanziert werden. Dabei sammeln wir seit unserer Gründung für unverschuldet in Not geratene Soldaten und ihre Familien", so Schikorra mit viel Ernüchterung in der Stimme. In etwa 120 Arbeitsstunden hatte er Einladungen gefertigt, Gespräche mit der Stadt Köln, der Bundeswehr und Verbänden geführt. "Alle waren unserer Aktion gegenüber aufgeschlossen. Die Bundeswehr hat im Standort Köln Werbung für den Samstag gemacht. Auch der Reservistenverband hat uns sehr gut unterstützt", sagt er. Immerhin habe er mit seinen Leuten etwa 400 bis 500 Menschen ansprechen können, um zu erläutern, worum es bei der Aktion geht: Um die Solidaritätsbekundung der Deutschen, die ihre Soldaten per Parlamentsbeschluss in gefährliche Auslandseinsätze schicken.

Aktion ist sinnvoll
"Die Soldaten machen das doch freiwillig, genauso wie Polizisten, die sich für ihren nicht ungefährlichen Beruf entscheiden", sagte etwa Dieter Snelting aus Wuppertal. Der 58-jährige Kölner hat selbst Grundwehrdienst geleistet, als er 18 Jahre alt war. Er blickt gerne auf diese Zeit zurück, obwohl er es sich nicht aussuchen konnte. Nach längeren Gesprächen mit Aktiven des Vereins sagt Snelting: "Die Aktion ist insofern sinnvoll, dass die Bevölkerung über die menschlichen Aspekte eines Auslandseinsatzes informiert wird. Denn anscheinend werden die Soldaten wohl oft allein gelassen, wenn sie aus dem Einsatz zurückkehren."

Genau wie Snelting denken viele Deutsche. Doch nach aufklärenden Gesprächen zeigen die Passanten mehr Verständnis – vor allem für die Familien der Soldaten, denn die haben sich den Beruf des Familienmitglieds nicht ausgesucht. Auch um die Angehörigen der Soldaten geht es dem Verein.


Soldaten sind auf Solidarität angewiesen

Eine ganze Soldatenfamilie kam aus Kamen und Hamm angereist. Die Brüder Alexander, Florian und Nicolas Reichel sind oder waren in Augustdorf stationiert. Stabsunteroffizier Alexander Reichel hat seine Frau Lisa mitgebracht. Er sagt: "Ich werde nach meiner Feldwebelausbildung im Jahr 2013 auch nach Afghanistan gehen. Deshalb will ich heute meine Solidarität bekunden – auf die ich dann auch angewiesen bin". Sein Bruder Nicolas ist Oberfeldwebel und von der Resonanz des Tages enttäuscht. Er spricht sich Mut zu: "Wenn es heute 20 Leute sind, sind es nächstes Mal 100. Leider sehen die meisten Menschen für sich persönlich keinen Sinn des Soldatendienstes. Wenn dagegen jemand bei der Feuerwehr ist, sehen die Leute das gleich als sinnvoll an, denn die Feuerwehr hilft ihnen".

Und genau das zieht an diesem Samstag auf dem Roncalliplatz die meisten Zuschauer an: Eine Übung der Kölner Berufsfeuerwehr. Hilfskräfte retten einen fiktiven Verletzten vom Kölner Dom mit einem Leiterwagen. Nachdem der Patient im Rettungswagen verstaut ist, gehen die Schaulustigen wieder weiter – die meisten achtlos an den Infoständen des Vereins vorbei. "Deshalb muss noch mehr gesagt werden, was die Soldaten im Einsatz leisten. Auch sie tun viel Gutes", sagt Obergefreiter der Reserve Florian Reichel. "Soldaten bauen für die Bevölkerung Infrastruktur auf, sprechen mit den Einheimischen und wollen deren Leben vor Ort verbessern. Soldaten sind deshalb definitiv keine Mörder".

Als Mitarbeiter des Heeresamtes mit Soldaten verbunden
Die Kreisgruppe Köln des Reservistenverbandes war mit 19 Mitgliedern dabei und bezeugte mit eigenen gelben T-Shirts seine Solidarität. "Wir haben alle unsere Mitglieder angemailt, die eine E-Mail-Adresse haben“, sagt Armin Hass, 1. Stellvertreter des Vorsitzenden der Kreisgruppe Köln. Er nennt seine Beweggründe, weshalb er mitmacht: "Beim Heeresamt bin ich als Zivilangestellter für die Materialversorgung unserer Soldaten im Einsatz zuständig. Da ist doch klar, dass ich mich verbunden fühle".

Einer von etwa 10.000 Soldaten und Zivilbeschäftigten der Bundeswehr am Standort Köln. Wo waren am Samstag die anderen? "Ich weiß es nicht", sagt Veranstalter Frank Schikorra. "Vermutlich tun sich die Deutschen schwer, sich für etwas zu stellen. Die meisten engagieren sich nur, wenn sie gegen etwas sind, so wie auf der anderen Seite des Doms, wo heute gegen die Banken demonstriert wird." Doch letztlich sei alles gut gelaufen. "Das Wetter war gut, wir haben mit vielen Menschen sprechen können und es gab keine Störungen. Aus unseren Erfahrungen versuchen wir, für die nächste Veranstaltung zu lernen. Die soll im kommenden Jahr nach Ostern in einer süddeutschen Großstadt stattfinden. Die Planungen laufen bereits." Dabei kann er auf die Unterstützung von „Lachen Helfen“, des Reservistenverbandes und der Holzmindener Gerberdingstiftung bauen. Sie alle halfen am Samstag mit, so gut es ging.

Detlef Struckhof

Weitere Fotos der Veranstaltung auf unserer Facebook-Seite

Bild oben: Rund 100 Bürger versuchten vor dem Kölner Dom
eine Gelbe Schleife aus Menschen zu formieren (Foto: Detlef Struckhof)

2. Bild: Frank Schikorra spannt auf dem Kölner Roncalliplatz
mit einem Flatterband die Silhouette einer Gelben Schleife ab (Foto: dest)

3. Bild: Dieter Snelting versteht nach persönlichen
Gesprächen den Sinn der Aktion besser (Foto: dest)

4. Bild: Soldatenfamilie Reichel kam nach Köln.
Von links: Lisa, Alexander, Florian und Nicolas (Foto: dest)

5. Bild: Mitglieder der Kreisgruppe Köln des Reservistenverbandes
in ihren extra angefertigten gelben T-Shirts vor dem Kölner Dom (Foto:dest)

6. Bild: Die Teilnehmer bedanken sich mit einem Winken
und mit Applaus bei allen, die sich beteiligt haben (Foto:dest)

7. Bild: Im Gespräch mit Passanten. Ein Mitglied des
Vereins spricht zwei Männer auf dem Roncalliplatz an (Foto: dest)

8. Bild: Ein Mann schaut mit Frau und Sohn auf ein großes Foto,
auf dem Soldaten aus Holzminden abgebildet sind (Foto: dest)

9. Bild: Ein Reservist (rechts) spricht mit Mitgliedern des
Vereins "Support German Troops" am Informationsstand (Foto: dest)

10. Bild: Das Gelbe Band der Verbundenheit der Holzmindener
Gerberdingstiftung. Auf ihm konnten Passanten ihre Wünsche
an die Soldaten im Auslandseinsatz verewigen (Foto:dest)

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