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Mahnende Worte in einer aufgeregten Zeit




Oberst a.D. Hans Sahm (l.), hier bei einer AUszeichnung der Gebirgsjägertruppe.

Foto: Bundeswehr/Achim Kessler

Das letzte Wort in diesem Monat hat Oberst a.D. Hans Sahm, Präsident des Kameradenkreises der Gebirgstruppe. In der Zeitschrift „Die Gebirgstruppe“ richtete er vor der Coronavirus-Krise mahnende Worte an seine Kameradinnen und Kameraden, die jeden Mitbürger etwas angehen.

Liebe Kameradinnen und Kameraden,

uns Deutschen geht es so gut wie noch nie in unserer Geschichte. Wir werden um unsere soziale Wohlstandsgesellschaft beneidet. Umso überraschender ist der zu beobachtende Zuwachs von Empörung, Wut und Zorn, festzustellen in allen Bereichen des Lebens.

„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Das war auf einen Satz reduziert das Rezept des Zeitalters der Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert. Vorurteile, falsche Annahmen und Zweifel sollten durch wissenschaftliche Erkenntnis ausgeräumt werden. Der Verstand, die menschliche Vernunft, sollte Grundlage und Maß für Entscheidungen und Handlungen sein. Die Aufklärung erzeugte die Französische Revolution, veränderte unsere christlich abendländische Kultur und ebnete den Weg zum Verständnis der Menschenrechte. Diese sind und bleiben Grundlage der Weltgemeinschaft, sind die im Grundgesetz bestimmenden Linien, die zu unserer Lebensordnung führen. Diese Prinzipien stehen heute oft im Hintergrund. Das „Ich“ ist nunmehr im Fokus.

In seinem Essay „Der Wutbürger“ schrieb der Journalist Dirk Kurbjuweit vor zehn Jahren im Spiegel: „Man braucht nicht mehr so viel ‚Wir‘, man ist jetzt ganz ‚Ich‘.“ Der dort beschriebene Wutbürger hat sich fest in unserer Gesellschaft etabliert, ist emotionsgesteuert und für rationale Argumente immer weniger zugänglich. Wir erleben, wie schnell geordnet geglaubte Emotionen sich zu kleinen Drohgebärden entwickeln und ihren Weg zu persönlichen Beleidigungen finden, wie aus dem Nichts andere Ansichten nicht mehr diskutiert werden können, sondern einen direkten Weg zum „Shitstorm“, zu Tätlichkeiten, oder sogar zu Bedrohungen des Lebens finden. Die persönlichen Hemmschwellen haben sich offensichtlich gesenkt, teilweise drastisch.

Ein gelungenes Leben orientiert sich heute nicht mehr an den Kriterien einer messbaren Leistung wie beruflicher Erfolg, Einkommen, intakte Familie, gesellschaftliche Position. Die neuen entscheidenden Maßstäbe heißen: was habe ich erlebt und wie fühlt sich mein Leben an. Mit anderen Worten: Erfüllt der Beruf meine Persönlichkeitsbedürfnisse, fühle ich mich gut in meiner Partnerschaft, kann ich in meiner Freizeit meine Wünsche und meine Träume ausleben?  Das Problem ist jedoch, dass sich positive Dinge abnützen und zu Störelementen werden können. Nach einigen Jahren gefällt mir mein Beruf eben nur noch mittelmäßig, das Aufsteigen in Gehalts- und Hierarchie-Ebenen gelingt nicht wie geplant, die Erwartungen in der großen Liebe werden nicht befriedigt. Die zur Verfügung stehenden Mittel für Hobby und Freizeit bleiben eingeschränkt. Die Vorzüge des Heimatorts werden blasser, ja unattraktiv. Hinzu kommt häufig ein Vergleich mit unrealistischen Vorbildern. Welche „Erfolge“, die ich selbst nicht habe, erkenne ich in der subjektiven Betrachtung bei meinem Mitmenschen. „Warum die und nicht ich?“, so klingt die Empörung. Das Gefühl des Neides will man nicht gerne an sich selbst betrachten.  Die Folge ist ein zunehmender Mangel an positiven Emotionen bei gleichzeitiger Zunahme an negativen Emotionen mit denen ich, mein Umfeld und die mich umrahmende Gesellschaft – die ja positiv gestimmt ist – nicht so gut umgehen kann.

Es wäre die Aufgabe der Politik, dieser Wut entgegenzutreten und ihr mit vernünftigen Argumenten ihre Nahrung zu nehmen. Doch wir erleben immer öfter, dass sich Politiker und Mandatsträger selbst von der Dauererregung mitreißen lassen und ihre Politik immer weniger erklären. Ein Statement in den Sozialen Medien ersetzt oft die sachlich fundierte Auseinandersetzung. Jeder Einzelne ist gefragt, sich auf einige Tugenden aus der Zeit der Aufklärung zurückzubesinnen. Eine sachliche Analyse bringt im Gegensatz zur emotionalen Reaktion die Erkenntnis, dass die eigene Situation nicht so schlecht ist. Einmal nachdenken bevor man impulshaft reagiert und stets im konstruktiven Gespräch bleiben, damit das „Wir“ wieder eine Chance bekommt, denn langfristig ist das „Ich“ allein nicht lebensfähig.

Man muss in seinem Leben nicht alle Ziele erreichen, um dennoch Zufriedenheit und Glück zu finden.

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