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Ein Erfolg wird weitergeführt: Der Reservistenverband gibt nun die zweite Auflage des Leitfadens für Sicherheitspolitik heraus – und reagiert damit auf eine hohe Nachfrage. Im Gespräch mit reservistenverband.de: Vizepräsident für Sicherheitspolitische Bildung im Reservistenverband, Christian J. Faul, und der Herausgeber des Leitfadens Sicherheitspolitik, Prof. Dr. Volker Schmidtchen. Sie erklären unter anderem, für wen der Leitfaden konzipiert wurde und inwieweit sich die Aufgaben eines Mittlers für Sicherheitspolitik heute verändert haben.

reservistenverband.de: Wieso hat der Reservistenverband drei Jahre nach Erscheinen des ersten Leitfadens sich entschieden, eine überarbeitete Auflage herauszubringen und was unterscheidet die neue Auflage von der alten?

Christian J. Faul: Die erste Auflage des Leitfadens wurde bereits gut angenommen. Wir hatten viele positive Rückmeldungen erhalten. Gerade diejenigen, die regelmäßig mit der Planung und Durchführung sicherheitspolitischer Veranstaltungen befasst sind, konnten viel Nutzen daraus ziehen. Jetzt wollten wir nachziehen, um einen größeren Kreis zu erreichen und verbesserte Handlungsanweisungen zu geben.

Prof. Dr. Volker Schmidtchen: Darüber hinaus hat sich auch die Gesamtlage verändert. Die Bundeswehr befindet sich derzeit in einem Umstrukturierungsprozess, die sicherheitspolitische Debatte in Deutschland ist in vollem Gange, neue Konfliktherde sind dazu gekommen. All das wollten wir im neuen Leitfaden berücksichtigen.

reservistenverband.de: Für wen ist dieser Leitfaden in erster Linie konzipiert worden?

Faul: Grundsätzlich liegen in allen Geschäftsstellen Präsenzexemplare für alle Mitglieder aus, die in irgendeiner Weise mit der Vorbereitung sicherheitspolitischer Veranstaltungen involviert sind. Darüber hinaus gibt es aber noch eine wichtige Zielgruppe: Die Beauftragten für Sicherheitspolitik auf allen Ebenen. Außerdem bekommen die Teilnehmer aller Seminare für Mandatsträger – die wir gemeinsam mit der Bundeswehr durchführen – ein Exemplar. So werden alle Gruppen erreicht und für ihre Mittlerrolle fit gemacht.

reservistenverband.de: Braucht es angesichts des umfangreichen Sicherheitsbegriffs nicht mehr, spezifischere Leitfäden?

Schmidtchen: Das wäre zunächst naheliegend, und die beiden veröffentlichten Handbücher "Energiesicherheit" und "Migration" sind ja auch ein Schritt in diese Richtung. Jedoch geht es beim Leitfaden ja eben um die großen Linien, um die Hilfe für den Einstieg. Hier ist weniger wirklich mal mehr. Wir dürfen den Leitfaden nicht überfrachten. Es geht darum, wie ich Themen aufbereite, wo ich recherchieren kann. Zum Beispiel werden Sie sehen, dass das Literaturverzeichnis umfangreicher geworden ist. Wir wollten keine vorgefertigten Rezepte geben, sondern Grundlagen. Alles Weitere sind dann Diskussionen.

Faul: Im Übrigen wird das mit den Handbüchern weitergehen, das ist ein On-Going-Process. Die Handbücher werden von fachlich geeigneten Kameraden ehrenamtlich zusammengestellt. Vom Professor bis zum Elektriker kommen hier viele Experten zusammen und beleuchten die Themen aus unterschiedlichen Perspektiven.

reservistenverband.de: Der Kalte Krieg nimmt auch im neuen Leitfaden einen großen Teil ein. Wie ist das zu erklären?

Schmidtchen: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass junge Offiziere häufig keinen Bezug mehr zu der Zeit vor dem Mauerfall haben. Aber wer heutige Prozesse begreifen will, wird sie nicht verstehen – und zum Teil auch wertschätzen können -, ohne die Vergangenheit zu kennen.

Faul: Der Altersdurchschnitt des Verbandes ist derart, dass der Erfahrungshorizont der meisten Mitglieder vom Kalten Krieg geprägt ist. Jüngere Kameraden, die in ihrer Mittlerrolle nun Veranstaltungen durchführen und über aktuelle Sicherheitspolitik debattieren, müssen ihre Zuhörer dort abholen: Beim Kalten Krieg. Sie müssen selbst erst verstehen, wie die Wandlung vom Kalten Krieg zur Gegenwart vonstattenging.

Schmidtchen: In der Tat. Nur mal ein Beispiel: Wenn Sie sich mit Rüstungspolitik beschäftigen, werden Sie viele der Fragen nur beantworten können, wenn Sie wissen, dass die Bundesrepublik hier keineswegs immer autark war. Ich selbst habe noch mit amerikanischen Gewehren geschossen.

reservistenverband.de: Wer hatte die Idee, so einen Leitfaden zu gestalten und wie kam die Sache schließlich zustande?

Faul: Die Initiative ging von der Landesgruppe NRW aus, die ein sicherheitspolitisches Handbuch für ihre Arbeit auflegen wollte. Ich habe die Idee dann aufgegriffen und auf Bundesebene übertragen.

reservistenverband.de: Haben sich die Aufgaben eines Mittlers heute verändert?

Schmidtchen: Ja, ich glaube schon. Ich gehöre noch einer Generation an, deren Weltbild absolut klar war. Die Grundlage der Sicherheitspolitik war der drohende Verteidigungsfall. Wir hätten für unsere Heimat, für unsere Familien und für unsere Art zu leben gekämpft. Heute sieht das ganz anders aus. Es ist viel schwieriger geworden, Einsätze zu erklären und auch zu begründen. Was gehen mich die Taliban an? Das fragen sich viele Menschen. Und darauf müssen die Politik, die Gesellschaft, wir alle Antworten finden. Der Mittler muss hier also eine viel kompliziertere Materie anderen nahe bringen, und er muss die Wandlungsprozesse verstehen, in denen wir uns befinden.

Faul: Dem kann ich voll und ganz zustimmen. Insgesamt denke ich, dass die Mittleraufgabe wichtiger geworden ist. Dafür gibt es drei herausragende Gründe: Erstens zieht sich die Bundeswehr durch die Schließung mehrerer Kasernen aus der Fläche zurück und ist nicht mehr so präsent in der Gesellschaft wie früher. Zweitens ist die Wehrpflicht weggefallen. Viele Menschen haben keinerlei Kontakt mehr mit der Bundeswehr. Dieses Vakuum muss durch Reservisten gefüllt werden. Drittens wird sich die Bundeswehr in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zunehmend auf die Nachwuchsgewinnung konzentrieren, und weniger auf die sicherheitspolitische Bildung der Bevölkerung. Aus den genannten Gründen wir die Mittlerfunktion des Verbandes immer wichtiger.

reservistenverband.de: Ist eine nächste Auflage schon in Planung?

Faul: Die aktuelle Auflage wurde für die nächsten Jahre angelegt. Danach wird es natürlich weitere Aktualisierungen geben. Wir streben außerdem eine elektronische Version an, um den Nutzen und die Zugänglichkeit für die Mittler noch weiter zu erhöhen.

reservistenverband.de: Herr Schmidtchen, würden Sie bei einer weiteren Auflage wieder zur Verfügung stehen?

Schmidtchen: Das würde ich sicher tun, je nachdem wann diese sein wird. Aber derzeit finden so viele wichtige, strukturelle Entwicklungen statt, da wird es sicher nicht lange dauern, bis wir den Leitfaden aktualisieren müssen.
 

Das Interview führte Dennis Hallac

Bild oben:
Ein Teil des Titelblattes
des Leitfadens Sicherheitspolitik
(Foto: Archiv Reservistenverband).
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