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Opposition kritisiert Guttenbergs Afghanistan-Reise




Die Regierung findet sie gut. Die Opposition kritisiert die Reise. Deutschland hat ein Hauptthema. Dabei wird nicht der Einsatz der deutschen Soldaten am Hindukusch diskutiert, sondern der Einsatz von Freifrau zu Guttenberg im Feldlager von Mäsar-i Scharif sowie die Produktion einer Talkshow. Wie denken jedoch die Soldaten? Ein Pro und Contra.
 
"Mich interessiert nicht die Spur, was der SPD-Chef über die Reise denkt, sondern was die Soldaten dazu sagen", lässt Unionsgeschäftsführer Peter Altmaier (CDU) verbreiten. SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte sich am Montag in einer Pressekonferenz abfällig über die Mitreise von Guttenbergs Ehefrau Stephanie und Johannes B. Kerner geäußert. Er sagte sarkastisch in die Fernsehkameras: "Ich finde, Frau Katzenberger fehlt noch." Gregor Gysi, Linke-Fraktionschef, kritisierte die Reise als "PR-Aktion".

Beim Betrachter der Fernsehbilder aus dem Einsatzland entsteht jedoch der Eindruck: Die Soldaten freuen sich über den Besuch. Sie lassen sich gerne mit dem Ehepaar zu Guttenberg ablichten, führen intensive Gespräche und sitzen mit ihnen am Mittagstisch. Befragte Soldaten äußern sich gegenüber mitreisenden Journalisten positiv. Und das war die Intention des Ministers, den Soldaten vor Weihnachten zu sagen, wir vergessen nicht, was ihr am Fest des Friedens für Deutschlands Sicherheit tut. Und dazu bedurfte es der Mitreise der Mutter zweier Kinder als Symbol. Auch die Ehefrauen und Bürgerinnen stehen zu dem Einsatz – der gefährlicher kaum sein kann, so das Zeichen der Eheleute zu Guttenberg.

Das alles sagt zu Guttenberg immer wieder, nun auch in der Talkshow "Kerner". Die Aufzeichnung wird am Donnerstagabend beim Privatsender Sat 1 ausgestrahlt. Talkmaster Johannes B. Kerner spricht ab 23.15 Uhr mit Minister zu Guttenberg und Soldaten über den Einsatz am Hindukusch. Kerners Motivation: "Im Jahr mit den höchsten Verlusten der internationalen Schutztruppe Isaf darf das Thema in Deutschland nicht in Vergessenheit geraten", sagte er der Zeitung Die Welt. Dies sei auch deshalb wichtig, weil der Bundestag jetzt über die Verlängerung des deutschen Engagements in Afghanistan zu entscheiden habe.

Über das Für und Wider der Afghanistanreise streiten sich an dieser Stelle die zwei verantwortlichen Redakteure des Reservistenverbandes, Wilhelm Schreieck (Reservistenreport, Major der Reserve) und Detlef Struckhof (Online, Stabsbootsmann der Reserve mit zwölfmonatiger Einsatzerfahrung bei Kfor und Sfor). Diskutieren Sie mit auf Facebook.

(dest)

Contra: Guttenberg kann das auch alleine

Kommentar von Wilhelm Schreieck

In seinem Oscar-gekrönten Film "Apocalypse now" lässt Francis F. Coppola eine Entertainerinnengruppe mit dem "Playmate of the Year" auf der Schaubühne eines gottverlassenen Camps im vietnamesischen Dschungel seine Show abziehen – Entertainmentwahnsinn mitten im Wahnsinn eines irrationalen Krieges. Passt der Besuch des Verteidigungsministers samt Ehefrau in dieses Bild?

Ja und Nein. Der Minister besucht in der Vorweihnachtszeit seine Truppe in Afghanistan. Das ist nicht nur in Ordnung, das ist seine Pflicht. Im Gefecht muss der Soldat die Stimme seines Kommandeurs hören. Aber auch die der Kommandeuse? Dazu sage ich Nein.

Anders als in Coppolas Film wissen die Soldaten in Afghanistan, wofür sie kämpfen, verbindet das Band der Kameradschaft die Männer und Frauen im Camp. Und für Probleme, die mit sogenannten Bordmitteln nicht gelöst werden können, stehen Seelsorger und Psychologen bereit. Unsere Soldatinnen sind Frauen des 21. Jahrhunderts – sie brauchen weder Frauenversteher noch Damenkränzchen mit Ministergattin.

Passt die Talkshow eines weichgespülten Dampfplauderers in die Umgebung eines Bundeswehrcamps am Hindukusch? Ja – und mehr noch: "Schafft zwei, drei, schafft viele Kerners!" möchte man einen Spontispruch der siebziger Jahre konterkarieren. Es gibt nicht genug des Antidots gegen das von Altbundespräsident Horst Köhler formulierte "freundliche Desinteresse". Dessentwegen darf man sogar dem Teufel auf den Kopf treten.

Köhler war auch samt First Lady in Afghanistan – und sie hielt sich bescheiden im Schatten des Staatsoberhauptes. Im kleinen Schwarzen, nicht im mainstream-konformen Karohemd mit Taft-gestählter Frisur, wetterfest und staubresistent. "Guttenberg nutzt die Bundeswehr als Kulisse und Dekoration für seine Inszenierungen", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold. Wenn’s denn der Sache dient, sei es ihm gegönnt. Aber das kann er genauso gut auch alleine.

Pro: Zusammenstehen in der großen Familie neue Bundeswehr

Kommentar von Detlef Struckhof

Es ist in vielen Nato-Armeen ein guter Brauch, dass sich die Frau des Kommandeurs um die Lebenspartner der Soldaten kümmert, die sich in einem Kampfeinsatz befinden. Sie treffen sich regelmäßig und trösten sich über Sorgen und Nöte hinweg, die sie alle aus eigener Erfahrung der Trennung kennen.

Oberster Befehlshaber – also der höchste Kommandeur der Bundeswehr im Frieden ist laut Grundgesetz der Verteidigungsminister. Was spricht dagegen, dass sich die Frau des Ministers im Einsatz mal von Frau zu Frau mit Soldatinnen unterhält? Nichts. Im Gegenteil. Es ist längst an der Zeit, dass sich die Repräsentanten des Staates um diejenigen persönlich kümmern, die von den Entscheidungen der Politik direkt betroffen sind.

Und das sind die Soldaten im Einsatz ebenso wie die Familienangehörigen in der Heimat. Da kommt jeder recht, der sich diesbezüglich einbringt. Dazu soll keine Ministergattin genötigt werden. Wenn es jedoch ihre eigene freie Entscheidung ist, dann soll es nicht zerredet werden, nur weil bisher keine andere Ministergattin dazu bereit war.

Abgesehen davon: Zuvor war auch kaum ein Verteidigungsminister so oft dazu bereit, in den gefährlichen Einsatz zu seinen Soldaten zu reisen, wie es Freiherr zu Guttenberg fast im Monatstakt macht. Er demonstriert damit zu Weihnachten: Die neue Bundeswehr ist eine große Familie und die Ministergattin ist dabei ebenso Teil dieser Familie, wie die Lebenspartnerin eines Soldaten – ob sie es wollen oder nicht. Sie sind direkt betroffen von den Entscheidungen der Politik. Da heißt es zusammenzustehen.


Bilder 1 und 2 vom Besuch der zu Guttenbergs
in Afghanistan. (Fotos: Bundeswehr, flickr.com,
Johnston und Bernd Berns )

Bild 3: Johannes B. Kerner, Moderator
(Foto: Susanne Kauz, Wikimedia)

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