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Philipp Freiherr von Boeselager verstorben




In der Nacht zum 1. Mai 2008 verstarb Philipp Freiherr von Boeselager, der einer aus dem innersten Kreis der Hitler-Attentäter war. Ein Rückblick.
Die Bundeswehr verbindet seit ihrer Gründung ihre Tradition mit den Einstellungen und Taten der Angehörigen des Widerstands. Heute steht der militärische Widerstand gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime neben den preußischen Heeresreformen und der eigenen Geschichte im Mittelpunkt der Traditionspflege der Bundeswehr.
Der im Alter von 90 Jahren gestorbene Boeselager trat 1936 in das Kavallerie-Regiment in Paderborn ein. Generalfeldmarschall Günther von Kluge setzte ihn als Ordonnanzoffizier an der Ostfront ein. Im Juni 1942 erlebte er während eines Russland-Feldzugs erstmals die systematische Ermordung von Juden und Zigeunern. Im Oktober 1942 schloss er sich mit seinem Bruder Georg Freiherr von Boeselager der Widerstandsgruppe um Henning von Tresckow an.
Im Jahre 1943 ergab sich bei einem Frontbesuch Hitlers die erste Möglichkeit für ein Attentat. Philipp und sein Bruder Georg meldeten sich freiwillig für das Pistolenattentat auf Hitler im Offizierskasino von Smolensk, doch es scheiterte schon im Vorfeld. Der Leiter der Heeresgruppe Mitte, Günther von Kluge, zog kurz davor seine Zustimmung zurück.
Eine weitere Möglichkeit ergab sich kurz darauf, als Boeselager eine als Cognac-Flasche getarnte Bombe in den Laderaum von Hitlers Flugzeug schmuggelte. Bei den niedrigen Temperaturen fror jedoch der Zünder ein und die Explosion blieb aus.
Beim Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligte Boeselager sich wiederum an der Vorbereitung. Er besorgte von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg den als besonders gut geltenden englischen Sprengstoff für einen Anschlag im Führerhauptquartier "Wolfsschanze", nahe Rastenburg in Ostpreußen.
Nach dem Anschlag machte sich der Kavallerie-Offizier mit 1200 Reitern von der Ostfront auf nach Westen, um nach dem vermeintlich erfolgreichen Staatsstreich wichtige Gebäude in Berlin zu sichern. Als er jedoch einen Zettel mit der Notiz "Alles zurück in die alten Löcher" erhielt und ihm klar wurde, dass Hitler überlebt und die Verfolgung der Attentäter aufgenommen hatte, kehrte er um und blieb unentdeckt. Nur dank der Verschwiegenheit aller Mitverschwörer überlebte er weiterhin. In einem dpa-Interview vor rund vier Jahren sagte er: "Ich hatte wahnsinniges Glück. Keiner verriet mich unter Folter."
Bis kurz vor seinem Tod machte der NS-Widerstandskämpfer es sich als Vortragsreisender in ganz Deutschland zur Aufgabe, über den von Stauffenberg und Henning von Tresckow organisierten Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu informieren. Sein Kampf wird nicht vergessen werden – am 16. Mai 2008 erscheint in der Reihe ZS Debatten eine Biografie mit seinen Erinnerungen.
Titel: "Der letzte Zeuge des 20. Juli 1944"
Herausgeber: Zabert Sandmann Verlag
Zur Person
Geboren wurde Philipp Freiherr von Boeselager 1917 auf der Wasserburg Heimerzheim, dem Stammsitz seiner Familie, als viertes von acht Kindern. Seine Eltern waren Freiherr Albert von Boeselager und  Freiin Maria-Theresia von Salis-Soglio.
1936 beendete Boeselager die Schulzeit mit dem Abitur im Aloisiuskolleg des Jesuitenordens in Bad Godesberg. Anschließend studierte er Rechtswissenschaft, um in den Auswärtigen Dienst gehen zu können. Sein Eintritt in das Kavallerie-Regiment und der Widerstandskampf richteten sein Leben jedoch neu aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Baron Boeselager Jura und Volkswirtschaft in Köln und absolvierte ein Forstpraktikum. 1948 heiratete er Rosa Maria Gräfin von Westphalen zu Fürstenberg und zog auf die Burg Kreuzberg in Altenahr. Fortan leitete er den Forstbetrieb der Familie in Altenahr und engagierte sich in verschiedenen Organisationen und Gremien der deutschen Forstwirtschaft. 50 Jahre lang war er stellvertretender Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes von Rheinland-Pfalz. Von 1968 bis 1988 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW).
Außerdem führte er als erster Vorsitzender den Absatzfonds der deutschen Forstwirtschaft. Er gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern des WWF Deutschland ("Verein zur Förderung des World Wildlife Fund"). Am 13. März 1946 wurde Boeselager in den Malteserorden aufgenommen und gehörte mit zu den Gründern des Malteser Hilfsdienstes.
Zuletzt war Philipp Freiherr von Boeselager aus Anlass des gescheiterten Attentats des Oberst i.G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg vom 20. Juli 1944 zu einer Gedenkfeier der Kreisgruppe Osthessen im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. eingeladen. Aufgrund von Einschränkungen durch frühere Kriegsverletzungen musste Boeselager jedoch dankend ablehnen. Die Gedenkfeier begeht die Kreisgruppe alljährlich seit 1995. Die Feier beeinhaltet stets ein Gottesdienst, einen Vortrag und zum Abschluss ein gemeinsames Essen zur Begegnung und zum Gespräch.
Die Beisetzung findet am 8. Mai im Ahrtal statt. Zu den rund 1.000 erwarteten Trauergästen gehören auch der Bundesminister der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung sowie der Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhan.
Weitere Informationen
Bundesministerium der Verteidigung Trauergottesdienst für Philipp Freiherr von Boeselager

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