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Soldaten von morgen sind die Reservisten von übermorgen




Die Nachwuchsgewinnung gehört zu den wichtigsten Herausforderungen der Bundeswehr. Nur wenn sie qualifizierten Nachwuchs hat und alle Planstellen besetzen kann, wird sie ihren Auftrag erfüllen können. Seit dem Wegfall der Wehrpflicht ist die Truppe gezwungen, aktiver um Personal zu werben. Konkret heißt das: Im letzten Wehrpflichtsjahr 2011 lagen die Ausgaben für die Personalwerbung noch bei 8,5 Millionen Euro, für 2014 sind laut n-tv schon 18 Millionen Euro vorgesehen. Dennoch können derzeit bis zu 15 Prozent der Planstellen nicht besetzt werden. Bei der Nachwuchsgewinnung kann der Reservistenverband der Bundeswehr verstärkt unter die Arme greifen.

Laut eines aktuellen Berichts bei bundeswehr.de sei die Lage insgesamt als "gut und stabil zu bewerten". So konnte der Bedarf an Soldaten auf Zeit (SaZ) zu 87 Prozent gedeckt werden; der Bedarf an Unteroffizieren und Mannschaften zu 85 Prozent. 3.300 freiwillige Wehrdienstleistende wiederum – also jene, die sich nicht gleich als Zeitsoldaten verpflichten – seien ebenfalls ein "erfreulicher Start". Laut eines n-tv-Beitrags will die Bundeswehr pro Jahr etwa 8.500 freiwillig Wehrdienstleistende anwerben. Davon bricht jedoch jeder Vierte vorzeitig ab, so ein Bericht von Zeit online.

Im scharfen Wettbewerb um Nachwuchs
Ein weiteres Problem ist die Qualifikation der Bewerber. Zwar hätten 70 Prozent zumindest die Mittlere Reife – das wiederum bedeutet aber auch, dass 30 Prozent entweder einen Hauptschul- oder gar keinen Schulabschluss vorzuweisen haben. Insbesondere beim Fachpersonal im Bereich IT/Elektronik und dem Sanitätsdienst stehe die Bundeswehr – so der Bundeswehrbericht – im scharfen Wettbewerb mit der Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst – und bleibe hier bisher weit hinter den Erwartungen zurück. Damit die Truppe an qualifiziertes Personal aus der Wirtschaft kommt, fordert der Reservistenverband, dass Ungediente über die Laufbahn der Reserveoffiziere und -unteroffiziere eine Karriere in der Bundeswehr beginnen können müssen. Das schließt die Öffnung der Laufbahn der Offiziere des Militärfachlichen Dienstes (OffzMilFD) ein, denn diese ist bisher für Reservisten nicht zugänglich. "Gerade ehemalige Zeitsoldaten aus der Laufbahn der Unteroffiziere, die sich in der freien Wirtschaft nach ihrer Bundeswehrzeit zum Techniker, Fachkaufmann oder in anderen Spezialberufen weiterqualifiziert haben, können mangels Abitur bei der Bundeswehr kein Reserveoffizier werden. Wir fordern deshalb nicht mehr und nicht weniger als eine Gleichbehandlung mit Berufssoldaten, für die es die OffzMilFD-Laufbahn gibt", sagt Christian J. Faul, Vizepräsident des Reservistenverbandes für sicherheitspolitische Bildung.

Weniger Bundeswehrstandorte führen zu Wissensdefiziten
Zusammengefasst scheint die Bundeswehr auf einem guten Weg bei der Nachwuchsgewinnung zu sein – jedoch werden die derzeit zehn Millionen mehr an Werbemitteln allein wohl nicht ausreichen, um die genannten Defizite zu beheben. Die Bundeswehr selbst betont ein weiteres Defizit: Viele junge Menschen können sich nicht mit den Zielen der Bundeswehr identifizieren und befürchten, ihre eigenen Wertvorstellungen nicht mit ihrer Tätigkeit beim Militär vereinbaren zu können. "Eine Ursache dafür könnte die mangelnde Präsenz der Bundeswehr in der Fläche sein, denn es gibt immer weniger Bundeswehrstandorte", sagt Christian J. Faul. "Wo die jungen Leute nicht mehr mit Soldaten in Kontakt treten können, können sie auch nicht kritisch fragen, diskutieren und neue Erkenntnisse gewinnen."

Ministerin: "Genauso attraktiv sein wie andere Berufe"
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will die Bundeswehr deshalb zu einem familienfreundlichen Unternehmen umbauen. „Wir müssen genauso attraktiv sein, wie viele andere Berufe auch“, sagte von der Leyen im Januar dem Fernsehsender N24. Besonders wichtig sei ihr die Vereinbarkeit von Dienst und Familie. Deshalb müsse die Truppe Dienst- und Familienzeiten besser aufeinander abstimmen. Nach dem Willen der Ministerin sollen Soldaten künftig etwa ganz selbstverständlich Teilzeit und Elternzeit nutzen können. Mit solchen Forderungen sorgt die erste Verteidigungsministerin seit dem Jahreswechsel für ein breites Medienecho.

Argumente an den Küchentischen austauschen
Und schon ihr Vorgänger Thomas de Maizère machte sich Sorgen um die Attraktivität des Militärdienstes und die damit zusammenhängende Bewerberlage. Auf dem Parlamentarischen Abend des Reservistenverbandes im Jahr 2011 sagte er: "Mir wurde als Innenminister oft erzählt, wie die Leute zum Technischen Hilfswerk kommen. Sie haben mir gesagt, mein Onkel, mein Vater, mein Freund waren schon da. So muss es auch bei der Bundeswehr sein! Denn wenn am Küchentisch zu Hause nur ein einziger Anwesender sagt, lass die Finger davon, haben wir in Sachen Nachwuchsgewinnung verloren. Deshalb sollen die Reservisten nicht unter sich zusammensitzen, sondern in die Gesellschaft ausschwärmen und Werbung für die Bundeswehr machen."  Und hier will künftig der Reservistenverband verstärkt unterstützen.

Reservisten in der Fläche präsent
"Wir teilen die Auffassung von Thomas de Maizière. Die Soldaten von morgen werden an den Küchentischen gewonnen", so Faul. Der Reservistenverband fungiert als Mittler für die Belange der Bundeswehr in der Gesellschaft. "Das ist unser Auftrag des Deutschen Bundestages. Und unsere Bemühungen um Nachwuchs für die Bundeswehr sind natürlich auch nicht ganz selbstlos. Die Soldaten von morgen sind die Reservisten von übermorgen", sagt Faul. Deshalb lohne sich die Unterstützung der Bundeswehr bei der Nachwuchsgewinnung doppelt.

Dennis Hallac / Detlef Struckhof

Symbolbild oben: Die letzten Wehrpflichtigen auf
dem Truppenübungsplatz in Frankenberg.
Seit der Aussetzung der Wehrpflicht fällt es der
Bundeswehr immer schwerer, geeigneten
Nachwuchs zu finden
(Foto: Bundeswehr, Bienert, flickr).

Bild Mitte: Christian J. Faul ist Vizepräsident des
Reservistenverbandes für sicherheitspolitische Bildung
(Foto: Hans-Christian Plambeck, loyal).

3. Bild: Thomas de Maizère hat als Verteidigungsminister
gefordert, den potentiellen Nachwuchs der Bundeswehr an den
Küchentischen zu überzeugen
(Foto: Hans-Christian Plambeck, loyal).

Symbolbild unten: Zeitsoldaten profitieren von einer guten
Ausbildung. Deshalb findet die Bundeswehr für
die Laufbahn der Unteroffiziere und Offiziere
genügend Bewerber (Foto: Presse- und
Informationszentrum der Marine, Ricarda Schönbrodt).

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