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Wehrpflichtaussetzung: Sorge um Verbandsnachwuchs unbegründet




Dass Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CSU) die Einberufung zum Grundwehrdienst aussetzen will, bewegt viele Mitglieder des Reservistenverbandes. Im Facebook-Auftritt des Verbandes, in den Reservistenkameradschaften und in Leserbriefen an die Zeitschrift Loyal wird das Thema heiß diskutiert. Und immer öfter wird die Frage gestellt: Lohnt es sich noch, Mitglied im Verband zu bleiben? Der Beweggrund dahinter: Nachwuchssorgen. Stimmt es eigentlich, dass der Verband künftig keine neuen Mitglieder mehr finden wird, wenn die Wehrpflicht am 1. Juli kommenden Jahres fällt? Eine Analyse anhand nüchterner Fakten.

"Diese Sorge ist ganz klar unbegründet", sagt Gerd Höfer, Präsident des Reservistenverbandes. Er nennt dafür mehrere Argumente: "Bundesminister zu Guttenberg hat noch jüngst in seiner Dresdner Rede vor den Kommandeuren der Bundeswehr die wachsende Bedeutung der Reserve hervorgehoben. Er hat sich unseren Slogan – Tu was für Dein Land – zu eigen gemacht und will ganz neue Betätigungsfelder mit deutlich verbesserten finanziellen und statusrechtlichen Möglichkeiten schaffen." Der Reservistenverband wird in diesen Wochen vom Verteidigungsministerium in die Neuplanungen der Reservistenkonzeption sowie der Änderungen zum Wehrpflichtgesetz einbezogen. "Wir reden an entscheidender Stelle mit", sagt Höfer.

Subjektive Wahrnehmung anders als tatsächlicher Bedarf
Da sich die Bundeswehr aus der Fläche zurückzieht, weil immer mehr Standorte geschlossen werden, sind Reservisten in ihren Wohnorten oft noch die einzigen uniformierten Militärs, die von Bürgern im Straßenbild wahrgenommen werden. Sie sind und bleiben Mittler in der Gesellschaft für den Auftrag der Bundeswehr. Sie leisten Hilfe bei Katastrophen. Die Berater der Landräte und Oberbürgermeister in den Krisenstäben zum Beispiel sind ausnahmslos Reservisten. Diese Argumente sind den meisten Reservisten hinreichend bekannt, dennoch haben sie das Gefühl, die Reserve wird nicht mehr gebraucht. Deshalb ist Nachwuchsgewinnung schwierig, argumentieren viele. Die Mitgliederwerbung ist jedoch auch deshalb schwierig, weil junger Nachwuchs fehlt, so die subjektive Wahrnehmung.

Verband hat immer für Wehrpflicht gekämpft
Doch auch hier kann Gerd Höfer nur mit den Fakten werben. Er macht noch einmal deutlich, dass der Verband immer zur Wehrpflicht gestanden hat. Höfer hält die jetzt getroffene politische Entscheidung für falsch. "Es bringt aber nichts, Vergangenem nachzutrauern und den Kopf in den Sand zu stecken", so der Major der Reserve. "Wir müssen uns der neuen nicht mehr rückgängig zu machenden Entscheidung als Herausforderung stellen." Er unterstreicht, dass es den Befürwortern der Wehrpflicht immerhin gelungen ist, dass die Wehrpflicht weiterhin zum möglichen Zweck der Rekonstitution im Grundgesetz erhalten bleibt.

Potenzial an Mitgliedern liegt zwischen 1,3 und acht Millionen
"Wir müssen jetzt nach vorne sehen. Und wir können mit Zuversicht in die Zukunft blicken, denn die Bundeswehr wird ihre umfangreichen Aufgaben nach der bevorstehenden Strukturreform nur mit engagierten Reservisten meistern können." Nachwuchssorgen sieht Höfer nicht "solange wir unser Potential noch gar nicht ausgeschöpft haben." Und die nackten Zahlen geben ihm recht. In Deutschland leben rund acht Millionen Reservisten. 1,3 Millionen unterliegen noch der Wehrüberwachung – sind also aus Sicht der Bundeswehr junge, wehrfähige Männer. "Wir haben dagegen gerade einmal 123.000 Mitglieder. Mit einer aktiven Mitgliederwerbung können wir uns also noch immer vervielfältigen. Bis der verringerte Abgang bei der Bundeswehr auch auf die wehrüberwachten Männer durchschlägt, werden noch 20 bis 30 Jahre vergehen. Für unsere Mitgliedergewinnung müssen wir alle die Zukunft der Reserve hervorheben und positiv vermarkten. Mit dem heutigen Minister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg und seinen Planungen ist das glaubhaft möglich."

Jährlich verlassen bis zu 20.000 Soldaten die Bundeswehr
Beim Bundesministerium der Verteidigung wird diese These bestätigt. Auf Nachfrage des Reservistenverbandes sagt ein Sprecher: "Derzeit verlassen pro Jahr bis zu 20.000 Zeit- und Berufssoldaten die Bundeswehr. Ich kann zwar nicht in eine Glaskugel schauen, doch diese Zahl wird sich nicht stark nach unten bewegen, denn die Bundeswehr ist darauf angewiesen, dass sie sich immer mit jungen Menschen regeneriert." Höfer sieht diese Aussage positiv. "Wenn wir von diesen 20.000 jedes Jahr ein Viertel oder die Hälfte zu uns holen, dann haben wir eine gute Mitgliederentwicklung vor uns." Beim Reservistenverband ist Vizepräsident Michael Sauer zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Auch er sieht die Nachwuchsgewinnung mit Blick auf diese Zahlen positiv. Er sagt: "In der Vergangenheit mussten die Männer zur Bundeswehr. Sie waren nicht immer überzeugt von der Notwendigkeit des Wehrdienstes. Jetzt ändert sich das. Künftig sind alle aus der Bundeswehr ausscheidenden Soldaten mit vollem Herzen bei der Sache gewesen. Wenn sie sich nach einiger Zeit im Zivilleben wieder für die Gesellschaft engagieren möchten, denken sie dann vielleicht zuerst an die Bundeswehr und somit an eine Mitarbeit im Reservistenverband."


Detlef Struckhof / Helmut Renn

Symbolbild oben: Bundeswehrsoldaten kurz
vor ihrem Feierabend nach einer Übung.
Nach ihrem Dienstzeitende sind sie alle
potentielle Mitglieder für den Reservistenverband
(Foto: Bundeswehr, Stollberg, flickr.com)

Bild unten: Gerd Höfer ist Präsident des
Reservistenverbandes
(Foto: Bernd Schoelzchen, Loyal)

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