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Die Jenny-Böken-Stiftung hilft verwundeten und traumatisierten Soldaten sowie deren Angehörigen.

Jenny Böken, Soldatin auf der "Gorch Fock", hatte den Traum, als Marineärztin im Auslandseinsatz humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung zu leisten. Doch am 4. September 2008, einen Tag vor ihrem 19. Geburtstag, endete ihr junges Leben auf tragische Weise: Sie stürzte während einer Nachtwache von Bord des Segelschulschiffes der Marine und ertrank in der Nordsee.

Ihre Mutter Marlis Böken hat im November 2009 die Jenny-Böken-Stiftung gegründet, "weil Jenny so prominent ist – sie war seit langem die erste weibliche Bundeswehrsoldatin, die an Bord eines Schiffes zu Tode gekommen ist – kann ich in ihrem Namen für alle sprechen, die man vergessen hat." Im April dieses Jahres zum Beispiel seien in Afghanistan sieben Kameraden gefallen – doch an die Namen erinnere sich inzwischen kaum jemand, sagt Marlis Böken.

Nicht nur in Afghanistan
Die Bundeswehr ist nicht erst seit Afghanistan eine Einsatzarmee. Deutsche Soldaten waren 1992/93 in Kambodscha oder in Somalia, ab 1996 in Bosnien und ab 1999 im Kosovo. Sie haben Brunnen gebohrt und Schulen gebaut, haben Minenopfer versorgt und Massengräber entdeckt. Sie sind beschossen worden oder haben selbst geschossen, um Werte wie Frieden, Freiheit und Demokratie zu verteidigen. Geblieben sind ihnen verstörende Erinnerungen.

Marlis Böken hat durch Gespräche mit Betroffenen viel Leid und Hoffnungslosigkeit kennengelernt: "Unsere Soldaten sind keine Aggressoren, sie machen einen guten Job, mit Mandat und Auftrag des Bundestags, und nicht weil sie ein Survival-Training mit Rambo-Effekten machen möchten. Diese Soldaten haben eine Seele und wenn sie zurückkommen, sind viele von ihnen verletzt oder traumatisiert." Nach sorgfältiger Prüfung jedes einzelnen Falles durch Sachverständige will die Stiftung diese Menschen und deren Angehörige "wieder auf die Füße stellen".

"Unsere Herzen schlagen für die gleiche Sache"
Die als mildtätig anerkannte Organisation hat prominente Fürsprecher: Verteidigungsminister Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg und der vormalige Wehrbeauftragte und Schirmherr der Stiftung, Reinhold Robbe, hätten immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Stiftung, berichtet Marlis Böken. Das Netzwerk, das sie als Vorstandsvorsitzende aufgebaut hat, ist groß: Der Deutsche Bundeswehrverband, die Initiative "Angriff auf die Seele", die Versorgungsstelle für Hinterbliebene sowie die Selbsthilfegruppe "Eisblume" für die Angehörigen von an PTBS-erkrankten Soldatinnen und Soldaten sind nur einige Partner der Stiftung.

Auch kleine Spenden helfen
Die Stiftung benötigt neben Spenden auch ehrenamtliche Helfer, Öffentlichkeit und politische Aufmerksamkeit. "All diese Notwendigkeiten haben sich für uns ein halbes Jahr nach der Gründung bereits erfüllt – wir haben sehr viel Zuspruch erhalten. Daran arbeiten wir kontinuierlich weiter, denn unsere Hilfe ist vielfältig. Momentan prüfen wir, ob wir in Einzelfällen zinslose Darlehen vergeben können." Es wäre zum Beispiel auch schön, überlegt Marlis Böken, "wenn bei Familienfeiern oder bei Zusammenkünften von Reservistenkameradschaften ein Jenny-Böken-Flyer neben das Büfett und kleine Beiträge in ein Sparschweinchen für die Stiftung wanderten." Die Spender, egal ob Firmen, Reservistenkameradschaften oder Einzelpersonen, stellt die Stiftung gern auf ihrer Homepage vor. "Wir geben Jennys Leben durch unsere Arbeit einen neuen Sinn", sagt Marlis Böken. In jedem Fall lebt Jennys Traum auf eine andere Art durch die Stiftung weiter.

Ein Interview mit Marlis Böken erscheint in der Juli/August-Ausgabe in der Zeitschrift Loyal/Reservistenreport.


Barbara Damm

Bild oben und unten:
Jenny Böken im Sommer 2008
auf der "Gorch Fock"
(Fotos: Jenny-Böken-Stiftung)

Bild Mitte:
Marlis Böken, Mutter der verunglückten
Marineoffiziersanwärterin
(Foto: Barbara Damm)

Homepage:

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