Wie Reservist und Arbeitgeber profitieren
Jan Pitzer war Grundwehrdienstleistender. Schon vor einigen Jahren. Heute arbeitet der 35-Jährige in seinem zivilen Beruf als Schweißfachingenieur. Der Einstieg bei seinem Arbeitgeber, der Firma Carl Cloos Schweißtechnik, kam 2001 durch ein Praktikum zustande, das Pitzer dank angesparter Urlaubstage bereits während der letzten Wochen seines Wehrdienstes antreten konnte.
In den folgenden Jahren hatte Pitzer zunächst keinen Kontakt zur Bundeswehr, bis er 2005 durch einen guten Freund und Zeitsoldaten mit dem Reservistenverband in Berührung kam. Mit der Zeit fanden immer mehr junge Reservisten zusammen, so dass 2006 sogar eine eigene Gruppe gegründet wurde: die Studentische Reservistenkameradschaft Gießen mit heutzutage mehr als 130 Mitgliedern.
Gewinn für alle Beteiligten
Seine ersten Reservistendienstleistungen hat Pitzer bereits während des Studiums absolviert. Dies war nicht nur eine willkommene Finanzspritze, er hat dabei auch zahlreiche Weiterbildungen erhalten; Lehrgänge, in die ein ziviler Arbeitgeber später hätte investieren müssen und in denen Pitzer bereits Praxiserfahrung sammeln konnte. So ist beispielsweise der Führungsprozess, der an der Offizierschule des Heeres gelehrt wird, in viele Bereiche des zivilen Arbeitslebens übertragbar. Und das, was den Offizieren während ihrer Ausbildung in Fleisch und Blut übergegangen ist, muss zivilen Führungskräften in aufwendigen Weiterbildungen vermittelt werden. Für seinen beruflichen Alltag betont der engagierte Reservist, dass ihm besonders die Fähigkeit zu klaren Worten und sinnhafter Strukturierung – klassische Anforderung an einen Soldaten – helfe.
Das hat auch sein Vorgesetzter erkannt: "Für manche Kollegen klingt es anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, wenn Herr Pitzer Sachverhalte mit kurzen, vielleicht etwas schroffen Worten zusammenfasst. Aber in vielen Fällen trifft das den Kern des Problems dann recht genau auf den Punkt. Das spart Diskussionen und vermeidet Missverständnisse."
Dass hier alles zusammen passt, zeigt sich auch dann, wenn Pitzer und sein Vorgesetzter sich ein paar Minuten über die jeweiligen Wehrdienstzeiterfahrungen austauschen. Da werden Erinnerungen wach. Die Unterstützung geht inzwischen so weit, dass im vergangenen Jahr ein Offizier der Bundeswehr sein Studienpraktikum bei Cloos absolvieren konnte.
Partner der Reserve
Um auch anderen Arbeitgebern zu zeigen, dass ihr Engagement wichtig und ehrenwert ist, wird am (morgigen) Dienstag in Berlin erstmals durch das Bundesministerium der Verteidigung und den Reservistenverband die Auszeichnung "Partner der Reserve“ verliehen: Dieser Preis soll der weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Wirtschaft dienen und besonderes Arbeitgeberengagement bei der Freistellung von Reservisten honorieren.
Aktualisierung (17. März 2016): Drei Unternehmen als "Partner der Reserve" geehrt
Symbolbild oben:
Soldaten in der Gesellschaft.
(Foto: Bundeswehr/Tom Twardy via flickr.com)
Bild unten:
Hauptmann der Reserve Jan Pitzer.
(Foto: privat)