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Wort für Wort – Frauen auf dem Weg in die Bundeswehr: Teil I




Seit 2001 steht die Bundeswehr Frauen ohne Einschränkungen offen: 45 Jahre nach ihrer Gründung. Der Weg dorthin war lang – länger als in vielen anderen Ländern. Eine Reise durchs loyal-Archiv in drei Teilen.

Meine Mutter warf mir früher regelmäßig vor, dass ich Emanzipation und Feminismus nicht ernst nehme. Ganz Unrecht hatte sie damit nicht, viel Elan konnte ich für ihre Sorge über mangelhafte Gleichberechtigung nicht aufbringen. Tatsächlich nervten mich an der Universität die endlosen Diskussionen darüber, ob es Studentinnen und Studenten oder lieber gleich Studierende heißen sollte. Ich fühlte mich vom "männlichen" Begriff selten ausgeschlossen und hielt die Debatte für unnötig. Doch während an Schule und Universität vergleichsweise heile Welten herrschen, zeigt der Schritt ins Berufsleben doch, dass Gleichberechtigung selbst in Deutschland noch nicht abgeschlossen ist. Auch wenn die meisten Männer und Frauen wissen sollten, dass Frauen in Deutschland bis 1977 kein Bankkonto ohne die Zustimmung ihres Mannes eröffnen konnten, wird die Bedeutung von Gleichberechtigung für viele erst dann begreifbar, wenn man einen persönlichen Bezug dazu findet. Seit vier Monaten schreibe ich über Reservisten und Bundeswehrnahe, über ihre Funktionen und Aufgaben. Zugegeben, über Frauen wird nicht viel berichtet, da die Mehrheit des Verbandes nach wie vor männlich ist. Aber wenn doch einmal ein weibliches Mitglied dabei ist, ändert sich nichts an der Art der Berichterstattung. Das war früher anders.

Seit 1960 gibt der Reservistenverband seine Zeitschrift heraus. Anfangs erschien sie in knalligem Orange als Die Reserve. Erstmals findet man ein Foto von Frauen auf dem Titelblatt der Juni-Ausgabe des Jahres 1968. Es zeigt drei Soldatinnen der dänischen Heimwehr. Jene ist laut Redaktion "ohne weibliche Soldaten undenkbar", denn die Frauen übernehmen "wichtige Aufgaben. Sie sollen die Männer für den unmittelbaren Kampfauftrag freihalten." Kein Mensch will seine Aufgabe allein in der Zuarbeit eines anderen sehen, vor allem wenn die Hackordnung auf äußeren Merkmalen fußt. Der nächste Satz legt den ersten Stein für die folgenreiche Debatte: "Frauen auch in Deutschland in eine Dienstpflicht einzubeziehen, wird vermehrt in letzter Zeit gefordert."

Es braucht viel Fantasie
Trotzdem bleibt das Thema weitere sechs Jahre unerwähnt. Erst 1975 – mittlerweile ist Die Reserve in loyal umbenannt worden – erscheint der Artikel "Jawohl, Frau Stabsarzt… Über die Frauen in der Bundeswehr". Der Text lässt zu wünschen übrig. Zum Beispiel bei folgender Formulierung: "Und eine weitere Vision entwickelt sich besonders bei Männern mit viel Phantasie: Frauen als Vorgesetzte von männlichen Soldaten und – unvermeidlich – eine hauchzarte Liebesgeschichte in der Kaserne…" Das erwähnte und als notwendig erachtete Maß an Fantasie zeigt, wie groß der Graben zwischen Mann und Frau in der Gesellschaft und insbesondere in der Bundeswehr damals ist. Doch zumindest trifft der Autor zwei richtige Prognosen: "Gesetzt den (…) Fall, die Bundeswehr bestände eines Tages nur aus Freiwilligen: Es wäre nicht einzusehen, daß dann nicht auch Frauen die gleichen Berufschancen erhalten sollen wie Männer." Vielen Dank.

Sexistisch
Drei Jahre später schreibt ein anderer Autor der loyal über Frauen, die in der israelischen Armee diese gleichen Berufschancen erleben wollen. Aber bereits der Titel "Die Panzer-Girls von Ashdod" lässt erahnen, dass aus der "hauchzarten Liebesgeschichte" ein Schundroman geworden ist: "Ihre weiblichen Formen und Rundungen werden von den Einsatzanzügen weitgehend verhüllt – ein Dior findet sich nicht unter Israels Militärschneidern." Und: "Mit ihren blauen Augen und den blonden Strähnen würde sie auf dem Jungfernstieg (in Hamburg) gewiß eine gute Figur abgegeben." Spätestens jetzt verlieren die Worte Feminismus und Emanzipation langsam aber sicher ihren bisher nervtötenden Beigeschmack – hallo Sexismus.

Selten Thema
In den folgenden Jahrgängen taucht das Thema im Schnitt nur ein- bis zweimal jährlich auf. Häufig sind es Kurzmeldungen über einzelne Frauen, die entweder in ausländischen Streitkräften oder innerhalb der Bundeswehr eine besondere Position erreicht haben: Vom ersten "weiblichen Flotillenarzt" der Marine (1979) bis zu den ersten Frauen in der französischen Force de l’air – "Mademoiselle und Madam fliegen im Kampf für die Nation" (1996). Die meisten Artikel sind kaum zu übersehen, da sie oft von einem Foto begleitet werden. Und nach wie vor fällt ein weibliches Gesicht in der Zeitschrift sofort auf.

Teil II erscheint am Mittwoch.


(lima)

Bild oben: Ausschnitt des Titelblattes der loyal-Ausgabe
April 1987 (Quelle: loyal).

2. Bild: Titelblatt Die Reserve aus dem Monat Juni 1968:
Soldatinnen der dänischen Heimwehr
(Quelle: Die Reserve).

3. Bild: Karikatur aus der loyal-Ausgabe Januar 1980
(Quelle: loyal).

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