„Einen Tag mit 10 Kilometer, das kriegt man noch irgendwann hin in der Zeit!“
Mehr als 700 Teilnehmer haben vom 23. bis 27. Juli 2020 an einem Remote Marsch des finnischen Reservesportverbandes teilgenommen. Die Reservistenarbeitsgemeinschaft Deutschland-Finnland (RAG DeuFin) war mit gut zehn Kameraden in der Lüneburger Heide und drei Kameraden im Süden Finnlands beteiligt.
Die finnischen Veranstalter boten den Remote Marsch an, weil der traditionelle Nimwegen-Marsch, Vierdaagse in den Niederlanden, aufgrund der aktuellen Coronavirus-Krise abgesagt wurde. Weil die Einladung die RAG Deu-Fin recht kurzfristig erreichte, traf so mancher Kamerad unter Zeitdruck noch die letzten Marschvorbereitungen, um bei dieser Veranstaltung dabei zu sein. „Denn an einem Tag zehn Kilometer marschieren, das kriegt man doch irgendwann hin in der Zeit“, sagte Obergefreiter d.R. Jürgen Buchholz
Der Einladung war zu entnehmen, dass es nicht auf sportliche Höchstleistungen ankam, sondern auch und gerade untrainierte sollten die Möglichkeit haben mitzulaufen. So wurden die Kategorien Familienwanderung mit 10 km, Leistungsmarsch der finnischen Streitkräfte mit 25 km und Marsch im Nimwegen-Style mit 40 km Länge angeboten. Die Mindestvoraussetzung zur Teilnahme an der Veranstaltung war, an mindestens einem Marschtag mindestens 10 km ohne Zeitbegrenzung zu marschieren. Optional konnte in Anlehnung an die eigentliche Veranstaltung in Nimwegen 10 kg Gepäck mitgenommen werden.
„Ich habe jetzt 8 km voll, läuft sich ganz gut!“. Immer wieder trudelten in diesen vier Tagen rund um die Uhr Nachrichten und Fotos von unterwegs auf den Handys der Kameraden ein, auch aus Finnland. Auf deutsch, englisch und finnisch tauschten sich die Teilnehmer über die aktuellen Befindlichkeiten, die Laufzeiten, das Wetter und die weiteren geplanten Wegstrecken oder –längen aus.
Die abgeschlossenen Märsche sollten mit einem Screenshot einer TrackingApp täglich an die Veranstalter übermittelt werden. Jeder gelaufene Kilometer zählte und wurde in die Gesamtsumme am Ende der vier Tage mit einberechnet.
Eine große Herausforderung war für einige bei diesem remote march das Nutzen einer Tracking App, mit der die Marschstrecke täglich an die Veranstalter übermittelt wurde. Die vom RESUL empfohlene App funktionierte nicht bei allen Kameraden, zum Glück war es auch möglich andere Apps zu nutzen. Das Misstrauen gegenüber der Technik blieb, zumindest bei den Kameraden, die erstmalig eine solche Tracking App nutzten. Je mehr Kilometer an dem Tag schon marschiert wurden, desto öfter wurde ein Screenshot der zurück gelegten Tagesstrecke gemacht. Wer weiß denn schon, ob die GPS-Ortung im nächsten Funkloch so einwandfrei läuft wie bisher? Oder wie lange der Akku unter dieser extremen Belastung noch hält? Oder ob die App sich nicht selbständig verabschiedet? Und tatsächlich gab es einige technische Ausfälle.
In der online-Meldeliste tauchten plötzlich weitere Kameraden auf, die heimlich, still und leise ihre Strecke marschiert sind und dann Tagesergebnisse eingetragen haben. Die Frage, wer denn eigentlich alles mitlief, blieb lange spannend. Erst als im August die Ergebnisübersichten veröffentlicht wurden, konnte gesehen werden, dass insgesamt rund 4000 Märsche absolviert wurden.
Alle Kameraden*innen haben gesund und munter ihre persönlichen Marschziele erreicht. Stolz haben sie ihre Ergebnisse den Veranstaltern mitgeteilt. Ende August sollten die Urkunden und auf Wunsch auch Klett-Patches verschickt werden. Spätestens dann werden jedem einzelnen erneut die ganz persönlichen Höhepunkte dieser vier Tage in Erinnerung gekommen sein. Diese vier Tage intensivierten die ohnehin guten Kontakte untereinander, zwar marschierte jeder für sich, doch keiner allein!