Sehr geehrte Kameradinnen und Kameraden,
wenige Wochen nach Antritt als Kommandeur des Landeskommando Niedersachsen darf ich mich Ihnen vorstellen und mein Selbstverständnis zum Miteinander von Reservisten und Aktiven skizzieren.
Nach Eintritt in die Streitkräfte 1983, Ausbildung zum Panzermann und nachfolgend zum Generalstabsoffizier, stehe ich nunmehr in meiner siebzehnten Verwendung als Soldat. Ich habe alle Führungsebenen vom Zug bis zum BMVg erlebt, war dreimal im Auslandseinsatz und stand an der Spitze des Panzerbataillon 64 sowie der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr.
In dieser Zeit hat sich die Bundeswehr verändert – es ist für mich, trotz des unverändert gebliebenen Kernauftrages des Grundgesetzes, eine andere Bundeswehr geworden. Ich mache das fest, im Kleinen an der aktuellen materiellen Ausstattung nach Qualität und Quantität, und im Großen am Verhältnis der zahlenmäßig aufgewachsenen Organisationsbereiche und entsprechender Stäbe und Kommandobehörden. Auch ist die „Jugendlichkeit“ aus den Streitkräften entwichen, haben Dienstzeit und persönliche Bedürfnisse eine andere Priorität erfahren. Das alles stelle ich nicht als Klagelied dar, sondern als Hintergrund, vor dem sich mein dienstlicher Alltag entwickelt hat.
Unverändert prägt, nach meiner festen Überzeugung, die Streitkräfte aber ein fester Zusammenhalt aller Angehörigen – und hat das individuelle Führungsverhalten der Vorgesetzten daher starke Auswirkungen auf die Berufszufriedenheit im jeweiligen Bereich.
Ich erlebe seit Jahren einen spürbaren Zuwachs an Reservistendienst Leistenden (RDL) in den Dienststellen – ein Umstand, den das Führungshandeln berücksichtigen muss. Freiwilligkeit, Lebenserfahrung und fachliches Leistungsvermögen der RDL verlangen nach einem situativ passend agierenden Vorgesetzten, der Verlässlichkeit und Offenheit vorlebt und einfordert. Diesen Appell beziehe ich auch auf mich – und auf die Leser dieser Zeilen.
Ich freue mich auf die Begegnungen mit Ihnen, auf das gemeinsame Eintreten für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und eine Auftragserfüllung „Schulter an Schulter“!
Mit einem kameradschaftlichen Gruß aus Hannover
Ihr
Dirk Waldau
Oberst