AFRIKA – Failed States (Afrika gescheiterte Staaten?) war Thema des zweiten sicherheitspolitischen Seminars nach der „CORONA-Pause“ der Landesgruppe Niedersachsen in der Politischen Bildungsstätte Helmstedt (PBH).
Schwerpunkte des Seminars waren:
- Migration und politische Herausforderungen, Afrikanische Konflikte, Terror in Afrika
- Ist die Entwicklungspolitik in Afrika gescheitert
- Konflikte und Konfliktmanagement in Afrika
- Einsatzort Afrika – Was macht die Bundeswehr in Afrika?
Dr. Ralf Bambach war der Referent für die ersten beiden Tage. Gewohnt souverän, mit profundem Fachwissen, mit Offenheit und auch Humor wurde den Seminarteilnehmer Migration, Afrikanische Konflikte und Terror nähergebracht. Das Asylrecht und die europäischen Gesetze wurden erklärt.
Afrikas Sprachenvielfalt, willkürlich durch Kolonialmächte gezogene Grenzen sind die Ursachen für Konflikte auf dem Kontinent. Der Wegfall des „Kalten Krieges“ durch die Wiedervereinigung Deutschlands hatte für Afrika negative Folgen. Die Macht der Mächtigen behindern demokratische Strukturen. Es ist einfacher Verbindungen von der Trommel zum Mobiltelefon aufzubauen, als Wasserleitungen. Das ist kurz gesagt das Dilemma Afrikas.
Über aufkommende Fragen konnte diskutiert werden und führten zu kurzweiligen Stunden mit Dr. Bambach.
Eine Exkursion führte die Teilnehmer nach Hannover. Hier traf man sich mit Vertretern des Afrikanischen Dachverband Nord e.V. Hannover (ADV Nord e.V.).
Der Verband hat sich als Ziel gesetzt für ein demokratisches Miteinander einzutreten, gegen Rassismus und Intoleranz zu kämpfen und afrikanischen Bürgern eine hilfreiche und beratende Stütze zu sein. 16 Vereine und viele engagierte Einzelpersonen bündeln beim ADV Nord ihre Kräfte, um gemeinsam zum Wohle Afrikas und afrikanischer MitbürgerInnen zu handeln. „Wir stehen u.a. in Not geratenen Immigranten aus Afrika zur Seite und helfen unseren Mitgliedern bei der Umsetzung von eigenen Projekten“, so ADV Vorstandsmitglied Naadiatou Bawah.
Die interessante Diskussion mit den vier Vorstandsmitgliedern regte zu einem erneuten Treffen an.
Zum Thema Afrikanische Konflikte und Entwicklungspolitik war Dr. John Emeka Akude aus Köln als Referent angereist. Dr. Akude hat in Nigeria ein Politikwissenschaftsstudium abgeschlossen und ab 1994 in Köln zum Doktor promoviert. Er lehrte an den Universitäten Köln und Aachen.
Er konnte aus eigenen Erfahrungen berichten und den Teilnehmern die schwierigen Verhältnisse in Afrika schildern. Es gibt unterschiedliche Angaben, aber es werden circa 1400 verschiedene Sprachen auf dem Kontinent gesprochen. Die Verständigungsprobleme und die Grenzziehungen ohne Rücksicht auf ethnische Zugehörigkeiten sind heute noch Grundlage für Konflikte. Obwohl Afrika reich an Bodenschätzen ist, entsteht keine Wirtschaftskraft. Die Gebiete mit Bodenschätzen sind oftmals an ausländische Investoren verpachtet und bringen den Staaten verhältnismäßig wenig Einkommen. Hohe Darlehensrückzahlungen an die früheren Kolonialmächte belasten die Staatshaushalte enorm. Sinnvolle Strukturen scheitern an Korruption. Macht kann fast nur mit Gewalt und Korruption erhalten bleiben.
Deshalb scheitert oftmals auch die deutsche Entwicklungspolitik.
Am Freitagvormittag galt es das Thema „Einsatzort AFRIKA – Was macht die Bundeswehr in AFRIKA?“ im Rahmen eines Erfahrungsberichtes zu diskutieren. Hierzu hat Hauptmann Felix Schulte (Name geändert) vorgetragen. Schulte ist Senior Analyst für den afrikanischen Kontinent und war in verschiedenen Dienststellen der Bundeswehr eingesetzt. Schulte selbst hat nahezu 600 Einsatztage in Afrika gesammelt. Berichten konnte er aus den Einsatzorten SENEGAL, MALI, NIGER und DJIBOUTI. Er hielt hierzu einen lebhaft vorgetragenen, sehr informativen und fachlich fundierten Vortrag. Zunächst gab er ein ausführliches Lagebild zur militärischen sowie zur allgemeinen Sicherheitslage im Krisenherd MALI – SAHELZONE. Er beschrieb den Auftrag der Bundeswehr in MALI und dem NIGER.
Ein Exkurs über eine Evakuierungsoperation von deutschen und europäischen Staatsbürgern aus dem SÜDSUDAN in der Vergangenheit verdeutlichten den Zuhörern den facettenreichen und gefährlichen Auftrag, den die Bundeswehr auch außerhalb des eigentlichen Einsatzgebietes, mit einer kurzen Reaktionszeit und zum Schutz der zu evakuierenden Staatsbürger unterschiedlicher Nationen erfolgreich durchführen konnte.
Im Anschluss daran berichtete er über die verschiedenen Akteure im Einsatzgebiet und schloss ab mit den bestehenden Konfliktfeldern und ihren Auswirkungen sowie den sich daraus ergebenden Gefahrenpotentialen. Es entstand eine ausgesprochen angeregte Diskussion, die dann durch hochinteressante Video-Sequenzen aus dem Einsatzgeschehen ergänzt werden konnte. Ein gelungener Vortrag und ein optimaler Abschluss des gesamten Seminars.
Das Seminar war für alle Teilnehmer lehrreich und führte zum Ergebnis, wenn sich auf dem Kontinent nichts Grundlegendes ändert, die Länder mit wenigen Ausnahmen, weiterhin als gescheiterte Staaten angesehen werden müssen.
Letztlich ist festzuhalten, dass das Team der PBH das Seminar -auch unter CORONA-Auflagen- gut vorbereitet hatte.
Die Ausschreibungen zu den Seminaren findet man unter: https://www.reservistenverband.de/niedersachsen/termine/