„Für mich ist es die höchste Form der Integration, dass ich in der Bundeswehr diene und bereit bin, für Deutschland zu sterben“, so eröffnete Leutnant zur See Nariman Hammouti ihren Vortrag auf Einladung der Reservistenarbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Landtag (RAG Landtag).
Nariman Hammouti ist geboren und aufgewachsen in Hannover. Mittlerweile dient sie seit mehr als 16 Jahren in der Bundeswehr. Ihre Eltern stammen aus Marokko. Ihr Vater war in Marokko Freiheitskämpfer im Untergrund. Als Leutnant zur See ist sie zurzeit die Sicherheitsbeauftragte beim Landeskommando Niedersachsen in der niedersächsischen Landeshauptstadt und ist unter anderem für die komplette Sicherheitsüberprüfung aller Soldaten und Zivilbeschäftigten verantwortlich.
Die muslimische Soldatin setzt sich nicht nur für mehr Integration -nicht nur in den Streitkräften- ein.
„Ich nehme die Beziehung zwischen Bundeswehr und Gesellschaft in vieler Hinsicht als paradox wahr. Einerseits stehen wir unter wahnsinnig genauer Beobachtung. Andererseits kümmert man sich im Normalfall nur wenig darum, wie es um die Bundeswehr und ihre Soldatinnen und Soldaten steht“, so beschreibt Sie in ihrem Buch „Ich diene Deutschland“ Ihre Wahrnehmung.
Der Bogen, den sie in ihrem Vortrag gekonnt spannte, begann bei der Rolle der Frauen in der Bundeswehr, über die aktuelle materielle Situation der Bundeswehr, die besondere Situation von muslimischen Soldatinnen und Soldaten -nicht nur in den Einsätzen der Bundeswehr-, bis hin zur Verbesserung der Integration vielfältigster Gruppen und Anschauungen in unsere Gesellschaft. Nariman Hammouti kämpft dabei offenbar an vielen Fronten. Gegen Politiker, „die die Bundeswehr nicht ausreichend ausstatten, obwohl die Armee Parlamentsbeschlüsse ausführe“. Wenn sie Etats im Bundeshaushalt vergleicht, ist klar, dass ihrer Ansicht nach mehr in Verteidigung investiert werden müsse. Sie kämpft gegen diejenigen, „die die Bundeswehr für eine Truppe von Neonazis halten, wenn ein Rechtsradikaler auffliegt“. Und gegen Zeitgenossen, „die sich aussuchen, womit sie mich diskriminieren, mit meiner Religion, meiner Herkunft oder meinem Beruf“.
Der Zuhörerkreis, nahezu ausschließlich Mitglieder der RAG Landtag, ehemalige Minister der niedersächsischen Landesregierung, Landtagsabgeordnete und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, warteten im Anschluss an den Vortrag mit vielfältigsten, durchaus kontroversen Fragen auf. So hatte Frau Hammouti in ihrem beherzten Vortrag durchaus Akzente gesetzt, die durchaus für Gesprächsstoff sorgten.
Zum Ende der Veranstaltung bedankte sich der Vorsitzende der RAG Landtag, der Vizepräsident des niedersächsischen Landtages, Frank Oesterhelweg, im Namen seines vollzählig anwesenden Vorstandes bei Frau Hammouti für den „äußert lebhaften Vortrag, der durchaus zu dem einen oder anderen Perspektivenwechsel geführt habe“.
„Ich wünsche mir mehr konstruktive Auseinandersetzung mit Themen unserer Zeit, auch wenn sie angehalten sind, unsere eigenen Positionen zu überdenken und ggfs. zu ändern. Kontroverse tut unserem Land gut“.