Die Kreisgruppe Südheide im VdRBw e.V. veranstaltete vor einigen Wochen eine Exkursion zu den Grenzdenkmälern in Hötensleben und Marienborn. Mit der Durchführung war die Reservistenkameradschaft (RK) Bahrdorf-Grasleben betraut. 31 Teilnehmer aus den Kreisgruppen Braunschweig und Südheide sind der Einladung gefolgt, welche durch den 1. stellvertretenden Kreisvorsitzenden, Stabsfeldwebel Torsten Schöne, und den Vorsitzenden der RK Bahrdorf-Grasleben, Fahnenjunker Manuel Schild, begrüßt wurden.
Nach den Formalitäten begannen die Gästebetreuer mit zwei Gruppen den Rundgang am Grenzdenkmal in Hötensleben. Dieses gehört, wie auch das Grenzdenkmal in Marienborn, zur Gedenkstätte deutsche Teilung Marienborn. Die Führung leitete die Teilnehmer über die Grenzbefestigungsanlagen im Zustand des Jahres 1989. Das fundierte Fachwissen, die lebhaften Schilderungen als auch die persönlichen Erfahrungen der Gästebetreuer zogen die Teilnehmer in ihren Bann. Einige von ihnen erlebten die ehemalige innerdeutsche Grenze am eigenen Leib, sei es auf dem Staatsgebiet der ehemaligen DDR oder auf der Seite der Bundesrepublik. Mit welchem Aufwand das Grenzregime der ehemaligen DDR versuchte die eigene Bevölkerung an der Flucht zu hindern wurde erschreckend deutlich. Trotzdem ist es vielen Menschen, darunter auch Grenzsoldaten, gelungen die Sicherungsanlagen zu überwinden. Allerdings verlor der Großteil dabei auf brutale Weise sein Leben. Nach gut eineinhalb Stunden war die Führung in Hötensleben beendet und alle verlegten zum ehemaligen Grenzübergang nach Marienborn.
Dort angekommen wurde die Besichtigung fortgesetzt. Der Gruppe wurden die unterirdischen Versorgungsgänge, der sogenannte „Fiffi“ (Stahlkonstruktion zur Blockade der Autobahn), die Durchsuchung von Fahrzeugen als auch die Passkontrolle der Grenzübergangsstelle nähergebracht. Die Aussagen der Gästebetreuer zu den angewandten Praktiken bei den Kontrollen und den schwerwiegenden Folgen für Verstöße ließen die Teilnehmer fassungslos werden. Familien wurden getrennt, Kinder zur Zwangsadoption freigegeben, Flüchtende sowie Fluchthelfer in Gefängnissen der Staatssicherheit gebrochen und anschließend zum Dienst als innoffizieller Mitarbeiter verpflichtet. Viele betroffene leiden bis heute unter den Folgen. Das Leben des Personals der Grenzübergangsstelle, welches größtenteils aus hauptamtlichen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit bestand, wurde ebenfalls thematisiert. Im Gegensatz zur normalen Bevölkerung blieben diese eher unter ihresgleichen und genossen Vorteile, wie bessere Bezahlung oder Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes. Zum Erstaunen der Teilnehmer setzte die lückenlose Überwachung durch die Staatsicherheit bereits beim passieren des Grenzüberganges ein. Ab dort konnten Einreisende bis zur Ausreise durch die Organe der DDR kontrolliert und überwacht werden, da selbst bei einem Familienbesuch mehrere zu dokumentierende An- und Abmeldevorgänge bei der Volkspolizei nötig waren. Versuche der Informationsgewinnung wurden seitens der Gästebetreuer auch dargelegt, da diese selbst betroffen waren. Dies erfuhren sie jedoch nur, da sie ihre Akten der Staatsicherheit angefordert hatten. Am Nachmittag verabschiedeten sich die Teilnehmer von den Gästebetreuern.
Abschließend blickten alle Teilnehmer auf einen höchstinteressanten Tag mit unzähligen Eindrücken zurück. Trotz der unmittelbaren Nähe zur ehemaligen innerdeutschen Grenze war es für viele der erste Besuch in den Grenzdenkmälern. Die Organisatoren sind sich einig auch im Jahr 2023 wieder eine Führung dieser Form anzubieten, da die Erinnerung an die Geschehnisse in der heutigen Zeit wichtiger denn je erscheint.
Vor der Verabschiedung konnte sich der Gefreite der Reserve Kai Ganselweit über die Auszeichnung für seine 25jährige Mitgliedschaft im Reservistenverband freuen, welche ihm von Stabsfeldwebel Torsten Schöne übergeben wurde. Anschließend bedankte sich der erste stellvertretende Kreisvorsitzende bei den Teilnehmern und den Organisatoren für die gelungene Veranstaltung, welches den Abschluss der Veranstaltung darstellte.