Das Landeskommando Niedersachsen koordiniert im Rahmen der Corona-Hilfe Hilfseinsätze in zivilen Einrichtungen. Soldaten führen dort Schnelltests durch und entlasten das Personal. Dieses hat dadurch mehr Zeit für seine eigentlichen Aufgaben.
Es ist ein ungewöhnlicher Anblick in einem Seniorenheim im Landkreis Osterholz: Zwei junge Soldaten in Tarnfleck-Anzügen hantieren derzeit im ‚Haus am Hang‘ mit Corona-Schnelltests. Stephan Graf-Peschau, Geschäftsführer des Hauses in Osterholz-Scharmbeck, dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein. „Ich bin wirklich dankbar“, sagte er. Seit voriger Woche ist eine neue Vorschrift in Kraft getreten, die den Pflegeheimen die Pflicht auferlegt, das Personal täglich einem Schnelltest zu unterziehen. „Die Idee ist gut“, so Graf-Peschau. Für eine Einrichtung, wie dem ‚Haus am Hang‘ sei sie in der Realität aber kaum leistbar. Der Leiter rechnet vor: „Wir haben 150 Mitarbeiter, von denen 100 täglich im Dienst sind. Da müssten wir schon um vier Uhr morgens mit den Tests anfangen, wenn der Dienst um 6 Uhr beginnt.“
Graf-Peschau berichtet, er habe über die Diakonie von der Möglichkeit, Hilfe durch die Bundeswehr zu bekommen, erfahren und gleich einen Antrag beim Landkreis gestellt. Der Umweg ist notwendig, erklärt Major Lars Müller, Stellvertretender Leiter des Kreisverbindungskommandos Osterholz: „Nur Behörden können ein Amtshilfeersuchen bei der Bundeswehr stellen.“ Das Kreisverbindungskommando Osterholz berät den zivilen Krisenstab des Landkreises über die Möglichkeiten der Unterstützungsleistungen im Hilfeleistungsfall. „Der Antrag wurde am späten Abend des 27. Januar durch das Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin gebilligt und die Kräfte waren am Morgen des 28. Januar in den Einrichtungen im Einsatz“, so Müller. Die Hilfe ist für die Einrichtungen kostenfrei.
Neben dem ‚Haus am Hang‘ profitieren aktuell die Einrichtung Senator (Kreisstadt) und die Seniorenresidenz ‚Am Eichhof‘ (Hambergen). „Die Unterstützung der beiden Soldaten ist für uns eine enorme Hilfe, denn nur geschulte Mitarbeiter dürfen die Testung machen. Diese Mitarbeiter würden uns bei der Versorgung der Bewohner fehlen“, so die Leiterin des Eichhofs, Jenny Wiesner.
Die Soldaten gehören zum Fallschirmjägerregiment 31 und zur Luftlandeaufklärungskompanie 310 in Seedorf und besitzen medizinische Grundkenntnisse. Die verwendeten Schnelltests sind auch für Laien konzipiert und können nach einer Einweisung problemlos durchgeführt werden.
Reservisten unterstützen im Rahmen der Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit
Das Landeskommando Niedersachsen (LKdo NI) der Streitkäftebasis ist ein Bindeglied zwischen Bundeswehr und zivilen Kommunen, offiziell als (ZMZ) bezeichnet. Ein unterstützender oder helfender Einsatz der Bundeswehr erfolgt auf Anforderung ziviler Behörden, also erst dann, wenn deren eigene Möglichkeiten der Gefahrenabwehr nicht vorhanden, ausgeschöpft oder nicht geeignet sind. Diese Rechts- und Amtshilfe von Behörden ist in Artikel 35 des Grundgesetzes geregelt. Auf der Ebene der Landkreise und der kreisfreien Städte sind sogenannte Kreisverbindungskommandos (KVK) als Untereinheiten des Landeskommando Niedersachsen eingerichtet. Das aus Reservisten bestehende Kreisverbindungskommando Osterholz berät den zivilen Krisenstab des Landkreises über die Möglichkeiten und Grenzen der Unterstützungsleistungen. Es wird von Oberstleutnant Jörg Muscheid und dessen Stellvertreter Major Lars Müller geführt. Es koordiniert auch die aktuelle Hilfe bei den Schnelltests in Seniorenheimen.
Diesen Beitrag drucken wir mit freundlicher Genehmigung der Zeitung Weser Kurier in loyal ab