Frieden ist nicht selbstverständlich
Der Ehrenhain als Ort der Stille, der dem Nachdenken und Erinnern dient
– Am Wochenende wurde 100-jähriges Bestehen gefeiert
Von Tim Fischer
Wingst. Der Ehrenhain Ellerbruch ist ein Ort, wo an die Opfer von Krieg und Gewalt gedacht wird. Im Ehrenhain liegen neben gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege auch 22 Soldaten, die kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs am 27. Mai 1945 bei einer Explosion beim Aufräumen des Munitionslagers in der damaligen Portland-Zement-Fabrik in Hemmoor tödlich verunglückt sind. Sie stehen an diesem Ort stellvertretend für die vielen einzelnen Schicksale aus den Kriegsjahren.
Am Sonnabend fand die Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen des Ehrenhains statt. David McAllister, Schirmherr in der Nachfolge für Ehrenlandrat Martin Döscher, hielt eine Festrede und der Reservistenmusikzug des Landes Niedersachsen sorgte für das musikalische Begleitprogramm. Die Andacht zu diesem Anlass hielt Pastor Bert Hitzegrad zusammen mit Diakon Samuel Elsner aus Bremerhaven, der zusammen mit circa 40 Motorradfahrern im Rahmen einer „Motorrad Wallfahrt“ an der Feierlichkeit teilgenommen hatte. Zusätzlich war das DRK-Wingst mit drei Mitarbeitern ehrenamtlich vertreten und sorgte dafür, dass alle Reservisten ohne Einschränkungen teilnehmen konnten.
Eine düstere Vergangenheit
„Manche wollen diesen Teil deutscher Geschichte vergessen oder verdrängen. Aber man kann Dinge, die in der Geschichte passiert sind, nicht einfach ausmerzen, ausreißen und so tun, als ob sie nicht passiert wären“, sagte der Schirmherr des Ehrenhains und Mitglied des Europäischen Parlaments, David McAllister. Unsere gemeinsame Aufgabe müsse es sein, der Geschichte in die Augen zu sehen, ohne unangenehme Seiten der Heimatgeschichte in Zeiten der nationalsozialistischen Diktatur zu verschweigen, zu verdrängen oder zu rechtfertigen, so der Politiker weiter. Der Ehrenhain in der Wingst bietet die Gelegenheit, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Frieden nicht selbstverständlich ist. Dieser Ort soll die Gelegenheit bieten, öffentlich das Andenken an die Opfer von Krieg und Gewalt zu bewahren und Erinnern an ihr Sterben immer wieder für Frieden und Versöhnung zu werben. Vor 100 Jahren, nach Ende des Ersten Weltkrieges, wurde der Ehrenhain errichtet und macht seitdem vor allem eines deutlich. „Die jahrzehntelangen Zeiten des Friedens in Europa in der jüngeren Neuzeit sind keine Selbstverständlichkeit. Heute, 103 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs, 76 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, bleibt festzuhalten: Die europäische Einigung ist die Lehre aus den verheerenden Fehlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, betonte McAllister vor den circa 200 Anwesenden. Sich zu erinnern und nicht zu vergessen, heiße auch: „Sich immer wieder bewusst zu machen, welch großer Gewinn Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind. Genau dies ist die Mahnung an uns alle, die von den Soldatengräbern ausgeht“, fasste McAllister seine Rede zusammen.
Der Pflege des Ehrenhain Ellerbruch und den Kriegsgräbern hat sich die Reservistenkameradschaft Wingst und Umgebung verschrieben. Die Gedenkstätte begeistert und verbindet die Kameraden bis heute. „Wir wollen einen Beitrag leisten, die Mahnmale zu erhalten, weil sie Mahnmale des Friedens sind“, betonte der Vorsitzende der Kameradschaft, Rolf Lewerenz. Inzwischen ist die Kameradschaft auf knapp 90 Mitglieder angewachsen und möchte auch zukünftig mit viel Engagement und Arbeitsstunden den Ehrenhain in einem guten Zustand erhalten.
Zum Ende der Feierlichkeiten überreichte Rolf Lewerenz stellvertretend für die Reservistenkameradschaft ein Geschenk an die Gemeinde Wingst. „Die Flamme des Friedens soll im Ehrenhain symbolisch für den Frieden stehen, der so lange dauern möge, wie die Flamme brennt“, erklärte Lewerenz.