Mitglieder übernehmen ehrenamtliche Arbeiten, etwa die Pflege des Fliegerdenkmals. In der Zeit des „Kalten Krieges“ verfügte die Bundeswehr neben rund 500.000 Soldaten zusätzlich über bis zu 2,3 Millionen Reservisten. Mit der Reduzierung der Bundeswehr auf derzeit etwa 170.000 Soldaten und dem damit verbundenen Rückzug aus der Fläche sowie der Aussetzung der Allgemeinen Wehrpflicht 2011 ist die Zahl der Reservisten drastisch zurückgegangen. Zwar hat der Verband der Reservisten als Dachorganisation noch etwa 110.000 Mitglieder in rund 3000 Kameradschaften, aber die Zahlen stagnieren oder sind rückläufig. Eine der noch existenten kleineren Reservistenkameradschaften (RK) haben die Herzberger Reservisten im Jahr 2001 wiedergegründet. Dazu gehören neben dem Vorsitzenden Siegfried Vollert zurzeit weitere 16 Mitglieder und der amtierende Herzberger Schützenkönig Christoph Ellendt als förderndes Mitglied. Die Reservisten treffen sich an jedem zweiten Freitagabend im Monat um 19 Uhr im Stammlokal „Siggis Pinte“ in Herzberg. In geselliger Runde wird nicht nur über die aktuelle Bundeswehr, sondern auch über Themen aus der Region und darüber hinaus geklönt. Bei der Teilnahme an Veranstaltungen dienstlicher Art – wenn zum Beispiel der Verband der Reservisten zu einem Schießen mit begleitender Waffenausbildung einlädt – wird der vor Jahren vom Bund überlassene Fleckentarnanzug angezogen. Da die Rücknahme auch vom „Blauzeug“ (Uniformrock mit Hose und Mantel) dem Bund teurer zu stehen käme, als die Uniformteile bei den Reservisten zu belassen, dürfen die „alten“ Reservisten sie behalten. Wichtig ist den Herzberger Reservisten, auch für die Allgemeinheit etwas ehrenamtlich zu unternehmen. Das geschieht meist dann, wenn einem von ihnen etwas aufgefallen ist, wo man tätig werden kann und muss. So pflegen die Herzberger Reservisten seit Jahren das Fliegerdenkmal „Auf der Fulge“, das zuvor in Vergessenheit geraten und völlig verwildert war. Verbunden mit einer kleinen „Marschausbildung“ machten sie sich bislang regelmäßig auf den Weg, um das Denkmal und die Umgebung freizuschneiden und zu säubern. Das Fliegerdenkmal erinnert an den Absturz eines kleinen Flugzeuges, bei dem die beiden tschechischen Insassen auf dem Weg zur Olympiade 1936 ums Leben gekommen waren. Unter anderem unterstützen die Herzberger Reservisten auch den Sieberaner Achim Reuper, der sich seit Jahren ehrenamtlich um den Friedhof kümmert. Dabei richten die Ehemaligen ihr Hauptaugenmerk auf den Bereich des Soldatenfriedhofs. Neben der Beteiligung an dem jährlichen Umwelttag der Stadt Herzberg nehmen sie auch gerne an den Stadtmeisterschaften der Herzberger Schützengesellschaft teil. Da der nächste Bundeswehrstandort, wo die Reservisten auf Einladung mitschießen könnten, auf Dauer zu weit weg ist, üben sie das Schießen deshalb dann auf dem Schießstand der Herzberger Schützen. Dem Angebot des Luftsportvereins Bad Lauterberg, die Pflege des Fliegerdenkmals zu übernehmen, stimmten die Mitglieder der Reservistenkameradschaft Herzberg bei ihrem vergangenen Treffen zu. Stattdessen ist ein Einsatz im Kleinen Kurpark derzeit im Gespräch. Diskutiert wird immer wieder über die Wiedereinführung der Wehrpflicht im Interesse der Allgemeinheit und damit auch die Stärkung des Reservistentums, so der zweite Vorsitzende Ulrich Adler.
Aus: Harz-Kurier, Tageszeitung im Landkreis Göttingen, Ausgabe vom 17. Oktober 2018, Text: Paul Beier, Foto: Reservisten!