Nach einem Vortrag von Frank Haufe, dem 1. stellvertretenden Vorsitzenden der RK Wolfsburg, zum Thema Optische Telegrafie auf dem RK-Abend am 6. Mai 2022.
Lud dieser sowohl die Teilnehmer des Vortrages als auch weitere Interessierte aus der Kreisgruppe Südheide zu einer Exkursion zum Optischen Telegrafen nach Neuwegersleben ein, welcher
am Folgetag (7. Mai 2022) stattfand.
Der in Neuwegersleben befindliche Optische Telegrafenturm ist einer der wenigen noch erhaltenen Bestandteile der Optischen Telegrafenkette, die von 1832 bis 1852 zwischen Berlin und dem Rheinland, was damals als Provinz zu Preußen gehörte, betrieben wurde.
Diese Station trägt die Nr. 18 und war eine von insgesamt 62 Telegrafenstationen, die ab 1832 im Abstand von 1 bis 2 preußischen Meilen (7.532 m) errichtet wurden.
Jeder Turm besaß auf dem Dach eine 6-flügelige Signalanlage, deren Flügel in einer bestimmten Stellung für ein codiertes Zeichen stand und so von Station zu Station übermittelt wurde.
Die jeweils einstellbare Signalstellung ermöglichte 4.095 verschiedene Kombinationen. Durch ein Fernrohr wurde das Signal der vorgelagerten Station abgelesen und mittels Stellen der eigenen Signalanlage an den nächsten Turm übermittelt.
Auf diese Weise konnten von Berlin nach Koblenz und Köln Depeschen innerhalb weniger Stunden übermittelt werden, die zuvor per Kurier rund 4 Tage brauchte.
Die Türme wurden mit speziell geschultem Personal, den Telegrafisten, besetzt, welche allesamt dem preußischen Telegrafen-Corps angehörten. Da es sich bei der Telegrafenlinie um eine militärische Einrichtung handelte, unterstand sie dem preußischen Kriegsministerium und wurde seinerzeit vom Königlichen Telegrafendirektor Major O’Etzel befehligt.
Mit der Erfindung der elektrischen Telegrafie verlor die optische an Bedeutung und wurde schließlich 1852 stillgelegt.
Die Gebäude wurden aufgegeben bzw. einer anderen Nutzung zugeführt. So diente die nun ehemalige Telegrafenstation Nr. 18 in Neuwegersleben bis 1953 als Wohnhaus, stand dann leer und verfiel.
Ab 1995 fanden sich Interessierte, welche die Station wieder im historischen Stil errichten wollten.
Es folgte schließlich eine mühselige Arbeit, von der Erarbeitung der Rekonstruktionsunterlagen, Planung, Projektierung und nicht zuletzt der Finanzierung des
Vorhabens.
Schließlich konnte die wiederhergestellte Telegrafenstation 2001 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und wird seitdem von der „Interessengemeinschaft Optische Telegrafie“ betreut.
Die Teilnehmer waren, lernten beim Besuch nicht nur eine alte Kommunikationstechnik kennen, sondern erfuhren die Grundsätze kodierter militärischer Kommunikation und
diskutierten mögliche Anwendungsbereiche in heutiger Zeit.