Hinter jedem Namen steht ein Schicksal
Schüler des Gymnasiums Warstade haben die menschlichen Dramen hinter
den Gedenksteinen auf der Kriegsgräberstätte erforscht
Von Jens-Christian Mangels
WINGST. „Ergreifend“, „bewegend“ oder „es macht einen sehr nachdenklich“
– bei Hanna, Melissa und Merle wirkt die Beschäftigung mit dem Ehrenhain in der Wingst,
mit den dort ruhenden Soldaten noch nach. Im Rahmen eines Schulprojektes haben
sich die Schülerinnen des Gymnasiums Warstade intensiv mit den Kriegsschicksalen und
dem regionalhistorischen Hintergrund auseinandergesetzt.
Das Ergebnis ihrer Recherchen ist eine Info-Tafel, die am Volkstrauertag aufgestellt werden
soll. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Reservistenkameradschaft
Wingst unterstützen und begleiten das Projekt.
Hanna Wesemeyer ist 18 Jahre alt und hat zum Glück noch nie einen Krieg erlebt. „Aber ich habe
mit meinem Opa über den Zweiten Weltkrieg gesprochen. Er hat mir Bilder vom Kreidesee gezeigt,
als dort noch Kreide abgebaut und Zement produziert wurde“, erzählt die Zwölftklässlerin.
Auch Melissa Leonie Gildenmajster ist in die Regionalgeschichte eingetaucht und hat mit einem
Zeitzeugen gesprochen, der die Explosion eines Munitionslagers auf dem Gelände der damaligen „Portland
Cementfabrik“ im Mai 1945 miterlebt hat. „Diese Begegnung war sehr interessant und hat mich außerordentlich
berührt“, sagt Melissa. Bei dem Unglück waren 22 Soldaten ums Leben gekommen –
alle im Alter von Hanna und Melissa. Auf dem Ehrenhain in Wingst-Ellerbruch haben die jungen
Männer ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Hintergründe recherchiert
Die Schülerinnen und Schüler des Geschichtsgrundkurses (Jahrgangsstufe 12) haben die Schicksale
hinter den Gedenksteinen auf der Kriegsgräberstätte erforscht und die Hintergründe recherchiert.
Unterstützung bekamen sie dabei unter anderem von Karl-Friedrich Boese vom Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge und der Heimatpflegerin Ingelore Borchers. Auch Rolf Lewerenz und
Hans-Erich-Gerhard Meyer von der Reservistenkameradschaft Wingst standen der Schülergruppe mit ihrer
Lehrerin Christine Peters mit Rat und Tat zur Seite. „Die Schülerinnen und Schüler haben sich sehr viel Zeit
genommen für dieses Projekt“, sagt Christine Peters. Interessante Referate wurden gehört und spannende
Gespräche geführt. Die Schülerrecherchen münden in einer Informationstafel, die am Sonntag,
14. November, dem Volkstrauertag, am Aufgang zur Kriegsgräberstätte aufgestellt werden soll.
Rolf Lewerenz freut sich über das Engagement der Schülerinnen und Schüler:
„Es ist ganz wichtig, dass sich junge Menschen mit der verhängnisvollen Geschichte Deutschlands
und Europas im Ersten und Zweiten Weltkrieg beschäftigen.“
Errichtung vor 100 Jahren
Bereits am Sonnabend, 18. September, will die Reservistenkameradschaft mit einer Gedenkveranstaltung
an die Errichtung des Ehrenhains vor genau 100 Jahren erinnern. Als Gast wird unter anderem
Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes, erwartet. Auch bei dieser Feierstunde solle deutlich werden,
welchen Sinn der Ehrenhain habe, erklärt Lewerenz. Er sei eine „Mahnung zum Frieden“.