Bewegende Tage in Flandern
Die Gruppe fuhr, ausgerüstet mit einer Truppenfahne und Kränzen des Landeskommandos NRW der Bundeswehr, der Royal British Legion und des KVK Warendorf, mit gemischten Gefühlen nach Flandern. „Wir waren offiziell als Vertreter der Bundeswehr nach Paschendeale eingeladen worden, zum ersten Mal seit dem ersten Weltkrieg“, beschreibt Dirksmeier die Situation vor der Abfahrt. Wie würden die Veteranenverbände der einstigen Gegner und die Bevölkerung diese kleine deutsche Truppe bei einer solch sehr emotionalen Gedenkveranstaltung aufnehmen? „Wir waren von der Herzlichkeit und dem warmen Empfang schon am ersten Tag überwältigt“, unterstreicht Hauptmann der Reserve Marcus Müller vom Kreisverbindungskommando. Das Interesse an den deutschen Soldaten im großen Dienstanzug mit Kranz und deutscher Truppenfahne war so groß, dass sogar das 2. Belgische Fernsehen in seinen Abendnachrichten darüber berichtete und ein Kurzinterview mit Major Dirksmeier ausstrahlte. Auch am Folgetag in Ypern bei der traditionellen „Poppy-Parade“ wurden die deutschen Soldaten herzlich begrüßt und in die Zeremonie eingebunden. In Ypern legten die Warendorfer den offiziellen Kranz der Bundeswehr im Beisein des belgischen Prinzen Philipp nieder. Abends durfte die Delegation dann schließlich an der bewegenden „Last Post“-Zeremonie teilnehmen, wo sie auf Bitten ihrer britischen Freunde von der Royal British Legion aus Münster einen typischen Poppy-Kranz niederlegten. Die „Poppys“ sollen an die Mohnblumen erinnern, die auf den Schlachtfeldern Flanderns wuchsen. Beim Abendessen in einem Gasthof trafen die deutschen Soldaten auf ehemalige
Artilleristen aus Irland, die munter alte Soldatenlieder trällerten. Schließlich stimmte ein Ire "Silent night" (Stille Nacht) in Erinnerung an den „christmas truce“, den Weihnachtsfrieden von 1914 an, als an weiten Teilen der Westfront die Waffen plötzlich schwiegen und die Soldaten aus ihren Schützengräben krochen, um miteinander Weihnachten zu feiern. “Wir waren sehr gerührt, schließlich kennen wir diese Episode nur noch aus Geschichtsbüchern“, beschreibt Major Dirksmeier diesen emotionalsten Teil dieser ungewöhnlichen Reise mitten in Europa.
Außerhalb des Protokolls ging es schließlich nach Langemarck, wo die Delegation noch den vielen tausend britischen und deutschen Gefallenen des ersten Weltkrieges mit einem Kranz des KVK Warendorf gedachten. Dass die Erinnerungen an diesen furchtbaren ersten Weltkrieg auch fast 100 Jahre nach seinem Ende noch lebendig sind, auch wenn kein Augenzeuge mehr lebt, sei den Menschen in der Region und den Veteranenverbänden zu verdanken, unterstreicht Hauptmann Müller. Dass der Feind von damals mittlerweile zum gemeinsamen Gedenken über den Gräbern willkommen ist, hat die deutschen Soldaten begeistert und sehr bewegt. „Seit über 50 Jahren arbeiten wir Deutschen in Europa und in der NATO Schulter an Schulter mit unseren ehemaligen Feinden des 1. und 2. Weltkrieges für Demokratie und Freiheit“, so Major Dirksmeier. „Es war höchste Zeit, dass wir zum gemeinsamen Gedenken in Flandern zusammen gekommen sind“.
der Bundeswehr aus dem Kreis Warendorf während
der Poppy-Parade durch das Menin Gate in Ypern.
Foto KVK Ypern: Stabsunteroffizier Ines Töpfer und Leutnant Dorin Sach
aus Ahlen begleiteten als aktive Soldatinnen die Reservisten des KVK Warendorf
nach Flandern (auf dem Bild mit Hauptmann der Reserve Marcus Müller,
Oberleutnant der Reserve Christopher Gosing und Oberfeldwebel
der Reserve Olaf Bernert).
Foto KVK-Müller: Hauptmann der Reserve Marcus Müller und
ein französischer Offizier vor einer Gedenkplatte für
die Gefallenen des 1. Weltkrieges.