Als Reservist beim Air Policing in Estland – „man muss es wollen“
„Die ersten Einsätze in den 90ern, die haben mich geprägt, wenn man sieht, was Menschen anderen Menschen antun können“, sagt Stabsfeldwebel d.R. Nils Juhlke bei der Vorstellung seiner Person. Er referiert bei der sicherheitspolitischen Veranstaltung der Kreisgruppe Rhein-Ruhr in Dinslaken. Mit dem Einsatz in Kroatien begannen damals seine Auslandsverwendungen und heute ist er als Reservist wieder regelmäßig im Einsatz.
Als gelernter ABC-Feldwebel ist Nils Juhlke heute im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt. Gelernt hat er das über sein Hobby als Sportjournalist – ein Gewinn für die Luftwaffe. Denn er berichtet für die Luftwaffe über das Air Policing in Estland, seit 2006 eine wichtig Operation der NATO. Im Air Policing sollen die Luftbewegungen überwacht werden und weil die baltischen Staaten dies selber nicht leisten können, sind deutsche Eurofighter in Estland stationiert und fliegen die Überwachungseinsätze. Seit der Ukrainekrise im Jahr 2014 übertreten russische Flugzeuge immer wieder den Luftraum und das oft mit ausgeschaltetem Transponder. Die Flugzeuge können so kaum geortet werden und gefährden die zivile Luftfahrt. Vor Ort spricht der Stabsfeldwebel mit Besuchergruppen und der Presse und berichtet für die deutsche Luftwaffe aus Estland, denn auch die Schadensmeldungen sind sein Geschäft. Wenn die Flugzeuge mit Vögeln kollidieren, müssen die Schäden aufgenommen und registriert werden.
Der Weg als Reservist in den Einsatz war aber zu Beginn gar nicht so einfach, erzählt der Stabsfeldwebel. Zu Beginn fehlten ihm 15 Impfungen, eine Sicherheitsüberprüfung, eine ärztliche Untersuchung und die nötige Ausrüstung. Nils Juhlke musste sich im vieles selber kümmern, beispielsweise um seine Reise in den Einsatz. Er flog mit einer zivilen Maschine nach Estland, denn eine Militärmaschine lohnt sich für eine Person nicht. “Ich sage daher: man muss es wollen und sich kümmern”.
Vor Ort wohnen die Soldaten 45 Minuten von dem Flugplatz entfernt und pendeln von ihrem Hotel zur Arbeit. “Vor Ort läuft die Integration der verschiedenen Nationalitäten eigentlich hervorragend”, sagt er. Allerdings steht er als Experte für Öffentlichkeitsarbeit oft zwischen dem Anspruch offen und transparent zu arbeiten und gleichzeitig über manche Dinge eben nichts zu schreiben. Im August wartet schon der nächste Einsatz für den Reservisten.
“Das war total lebendig erzählt und er hat uns von Anfang bis zum Ende, von den Vorbereitungen bis zur Einsatz-Medaille, mitgenommen”, resümiert einer der über 30 Besucher am Ende der Veranstaltung.