RK Abend im Internet – geht das?
„Gleich geht’s los“, schreibt Obergefreiter der Reserve (d.R.) Martin Zupancic im Chat kurz vor dem Start. Er hat sich von Berlin aus eingewählt und wartet wie alle anwesenden Mitglieder der Reservistenkameradschaft (RK) Oberhausen auf den Videoanruf von Stabsfeldwebel d. R. Jörg Rahnfeld. Dieser hat die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich die RK nun virtuell treffen kann. Das kostenlose System von Microsoft Teams überzeugt schnell: innerhalb weniger Sekunden haben sich die Mitglieder miteinander verbunden und treffen sich in einem virtuellen Raum.
Es ist der zweite „online“-RK-Abend der Oberhausener. Beim ersten Mal war auch der 79-jährige Kamerad Helmut dabei – freudig und problemlos, wie Rahnfeld berichtet. An diesem Abend treffen sich allerdings nur acht Kameraden online, aber nachdem die Verbindung steht, sieht man die freudigen Gesichter der Teilnehmer. „Ich vermiss euch ein bisschen. Mir fehlt die Kameradschaft“, sagt Obergefreiter d.R. Roland Olschowka.
„Ich begrüße euch und hoffe es geht euch gut“, beginnt Rahnfeld und leitet nach einführenden Worten an den RK Vorsitzenden, Stabsgefreiten d.R. Markus Lotz, weiter. „Heute sprechen wir über den Spähtrupp“, sagt Lotz und fragt gleich „habt ihr die Email mit dem Text und den Fragen bekommen?“. Inspiriert vom Home Schooling seines Sohnes, also dem Schulaufgaben-machen in der Corona-Zeit, hat Markus Lotz ein Kompendium zum Spähtrupp geschrieben und fünf Fragen dazu gestellt.
„Wir wollen nicht nur hier sitzen und quatschen, sondern auch ein Aha- und Erfolgserlebnis für die Teilnehmer erzeugen“, begründet Lotz seine Hausaufgaben für die Kameraden. Die nehmen das gerne an. „Ich finde das Selbststudium super“, sagt Stabsgefreiter Patrick Dahm. „Jeder kann das Tempo und den Ort selber bestimmen“.
Nach einer kurzen Lesephase besprechen die Kameraden die fünf Fragen. Es kommt zum Austauschen von Erfahrungen, aus Auslandseinsätzen oder Infanterieübungen und es werden die Unterschiede zwischen Patrouillen und Spähtrupps aufgeführt. „Für mich als alter Stabsdiener war das super interessant“, sagt Hauptfeldwebel d.R. Alexander Schramke hinterher. „Ich hab´ auch viel gelernt“ fügt Schütze Jennifer Aurich hinzu.
Der virtuelle RK-Abend der Oberhausener klappt also. Noch besser als erwartet, denn bei der Abschlussrunde sagt Martin Zupancic: „Also, ich wäre traurig, wenn wir das hier nach der Pandemie wieder einschlafen lassen. Man könnte so einen RK Abend aus dem RK Heim ja auch streamen – also, dass ich von woanders teilnehmen kann.“
Der Vorsitzende Markus Lotz und Kamerad Rahnfeld nehmen das gerne auf. Die beiden wollen die virtuellen Abende beibehalten, zusätzlich zu den RK Treffen in einem Vereinsheim. Sie planen auch schon die nächsten Inhalte. Es soll Arbeitspakete geben, vielleicht sogar Gruppenarbeiten, so dass sich die RK-Mitglieder zu einem Thema zusammentun und gemeinsam etwas erarbeiten und vorstellen. Ein RK Abend in dem Vereinsheim und das Treffen im Internet sollen sich dann alle 14 Tage abwechseln.
Zum Schluss loben alle noch einmal die Idee des virtuellen RK Abends. Alexander Schramke ist von der Qualität überzeugt: „Die Verbindung ist super. Wichtig ist, dass sich alle an die Regeln halten, also Mikrofon aus, wenn man nichts zu sagen hat, und nicht reinreden“.
Nach anderthalb Stunden beendet Jörg Rahnfeld den offiziellen Teil. „Können wir noch hier drin bleiben?“, fragt Martin Zupancic und meint den virtuellen Raum, in dem der RK Abend stattfindet. Er leitet damit den inoffiziellen Teil des Kameradschaftsabends ein, denn etwas Quatschen und Geselligkeit macht die Kameradschaftsabende ja auch aus. Und so bleiben noch einige „drinnen“, also online, und leben die Kameradschaft eben virtuell noch eine Stunde lang aus.