Was Putin denkt …
Was Putin denkt…
General Hans-Lothar Domröse
Kommandeur Joint Force Command (JFC)
in Brunssum NL.
Ein bundesdeutscher NATO-General, verantwortlich für Planung und Führung von NATO-Operationen im Verantwortungsbereich des Surpreme Allied Commanders Europe (SACEUR), hat vorgetragen. Zu diesem Aufgabengebiet gehört auch der Einsatz der Internationale Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan.
110 Teilnehmer, "ausverkauftes" Haus, großes Interesse, vor allem vieler junger Menschen, an dem was der General über die Notwendigkeiten der Sicherheitsprobleme unserer Zeit zu sagen hatte. Eingeladen hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung in Kooperation mit der Deutsche-Atlantische-Gesellschaft e.V. in das Institut Français in Mainz am 4.September 2014.
Im flotten Vortrag, der die ständige Benutzung der englischen Sprache deutlich machte, stellte der General sehr engagiert seinen Aufgabenbereich vor.
Ukraine:
Seit der Olympiade in Sotschi sei der Plan Putins zur Annektierung der Krim vorbereitet gewesen, die von allen UN-Staaten (mehrheitlich) abgelehnt wurde. General Domröse sprach amüsiert von sogenannten grünen Männchen, die plötzlich dort auftauchten und von russischen Soldaten, die mit ihren Panzern sich im Urlaub in der Ukraine befänden. Natürlich sei diese Version von Putin unglaubhaft. Besonders gefährdet fühlen sich nun die Baltischen Staaten. Bei der Neuaufteilung der Welt nach 1989 wurden in einer Vereinbarung mit der Russischen Föderation und der NATO drei NO’s für diese Gebiete formuliert, die da sind – Keine Nuklearwaffen – keine permanente Stationierung von NATO-Truppen und keine militärische Großübungen.
Gemäß der Einschätzung des Generals unterstützt durch die Expertise von Prof. Dr. Dieter Malincke gibt es einen Unterschied zwischen der Ukraine und den Baltischen Staaten (Lettland, Litauen und Estland). Diese Staaten haben um ihre Freiheit gekämpft, für die Ukraine kam die Abspaltung von der UDSSR quasi von selbst.
Zur Lösung des Ukraine-Problems seien aktuell die Regierungschefs im NATO-Summit in Cardiff (GB) zusammen gekommen.
IRAK / Syrien:
Einer Schätzung zu Folge werden die ISIS- Kämpfer im IRAK und auch in Syrien durch ca. 150 Kämpfer monatlich aus Europa verstärkt. Das Problem sei, dass diese auch wieder zurückkommen und eine erhebliche Gefahr bedeuten können.
Afghanistan:
Hier zeige sich ein Problem, dass durch die vergangene Präsidentenwahl zwar vordergründig ein Sieger ermittelt werden konnte, aber die Parteien sich gegenseitig der Wahlfälschung bezichtigen. Hier müssen die Afghanen eine Lösung finden, damit der Vertrag mit der ISAF verlängert werden kann. Der derzeitige Präsident lehnt eine Unterschrift ab. Sollte es nicht bis Oktober 2014 zu einer Vertragsverlängerung gekommen sein, habe die NATO kein Recht mehr im Land zu bleiben und General Domröse muss dann für den Gesamtabzug der Truppen bis Jahresende sorgen.
In Afghanistan seien Veränderungen erreicht worden, so zum Beispiel durch verbesserte Bildung für alle und den Kommunikationsmöglichkeiten (Internetzugang), die es vorher überhaupt nicht gegeben habe. Dies sei ein Schlüssel, um gegen den Taliban erfolgreich zu sein. Er rief dazu auf, ein anderes Verständnis für dieses Land aufzubringen und keine deutschen Maßstäbe anlegen.
NATO Response Force (NRF):
Die NATO-Feuerwehr verdiene den Namen in dieser Schärfe (red: noch) nicht (Originalton Domröse), weil die Aufstellung dieser Truppe und die Inhalte noch nicht dem entspräche was erforderlich sei. Details müssten noch entschieden werden.
Die NATO kann Einsätze nur einstimmig (28:0) entscheiden.
Seine Aufgabe sei es, die entsprechenden NATO-Aufträge in militärische Aktionen in diesen Gebieten umzusetzen. Dazu benötigt er auch Partner, die nicht der NATO angehören, aber auf deren Hilfe er nicht verzichten kann. Gemeint sind Schweden / Finnland / Irland / Österreich und die Schweiz.
Schlußwort:
"Wir haben es nicht geglaubt, dass Putin in die Ukraine einmarschiert". Nun müssen wir das Problem lösen. Die junge Generation muss mitgenommen werden und auf die jetzt entstandene Situation und deren Lösungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden.
Text: Elmar Jacques