In nächster Nachbarschaft zu RK Rheinbreitbach liegt das, was von der Brücke von Remagen geblieben ist. Diese Eisenbahnbrücke über den Rhein, die im 1. Weltkrieg für militärische Eisenbahntransporte Richtung Front in Frankreich innerhalb von zwei Jahren errichtet wurde, erhielt zum Ende des 2. Weltkriegs traurige Berühmtheit. Sie war hart umkämpft, um einerseits deutschen Truppen den Rückzug von der Westfront über den Rhein zu ermöglichen, andererseits aber den US-Streitkräften nach der Landung in der Normandie den Rheinübergang zum weiteren Vormarsch nach Westen zu verwehren.
Geblieben sind auf der linken Rheinseite in Remagen zwei Brückentürme, die als Friedensmuseum genutzt werden. Die Gegenstücke bewachen sozusagen den Eingang zum stillgelegten Eisenbahntunnel auf der anderen Rheinseite. Beide Objekte waren an einem Augustwochenende 2022 Ziel einer militärhistorischen Exkursion der RK Rheinbreitbach.
Nach der Begrüßung durch den RK-Vorsitzenden Kalle Berg erhielten wir durch den Museumsführer Schmitz eine temperamentvolle Einweisung in die Geschichte der Brücke und die dramatischen Kriegsereignisse im Februar und März 1945, die durch Fotos, Dokumente und Skizzen in einem der beiden Türme auf der Remagenseite illustriert werden.
Die US-Flagge auf dem Turm unterstreicht, dass aus der Stätte von Bombardement, Verwundung und Tod in den Jahrzehnten nach dem Krieg eine Stätte der Begegnung zwischen ehemaligen Feinden wurde und die Bezeichnung „Friedensmuseum“ einen hoffentlich andauernden Wandel dokumentiert.
Mit einer Personenfähre, die trotz des Niedrigwassers des Rheins noch eine Handbreit Wasser unter dem Kiel hatte, verlegten wir ans andere Ufer nach Erpel und marschierten zum Tunneleingang, an dem Herr Neustein uns erwartete. Er ist der Vorsitzende des Kunst- und Kulturkreises Erpel e. V. „ad Erpelle“, in dessen Eigentum und Verwaltung der stillgelegte, 350 m lange Eisenbahntunnel ist. Die in diesem Tunnel das ganze Jahr über herrschende Temperatur von knapp 12 Grad war willkommene Abkühlung von der hochsommerlichen Hitze am Rhein.
Herr Neustein erläuterte den Bau der Brücke, ihre Bedeutung für die Region, die technischen Daten, Konstruktionsmerkmale und ihr Ende. Eine Fülle an Fotos und Skizzen aus der Zeit ergänzten den Vortrag sehr anschaulich. Als Höhepunkt lauschten wir auf den Plätzen des Brückentheaters sitzend den Zitaten aus Briefen und Tagebüchern von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, die am eigenen Leib den Kampf um die Brücke von Remagen erlebt und überlebt hatten.
Der Tunnel wurde nicht nur als militärische Verteidigungsstellung und logistischer Lagerort genutzt, sondern er diente auch als Schutzraum für die Bewohner aus der Umgebung gegen feindliche Luftangriffe und Artilleriefeuer. Diese Berichte vermittelten uns eindringlich die Schrecken und Ängste jener Tage, aber auch die Willkür von Standgerichten und den Vollzug von Todesstrafen zum Ende des Krieges.
Die Wehrmachtsführung hatte letztendlich den Befehl erteilt, die Brücke zu sprengen, um den US-Kräften der Rheinübergang zu verwehren. Die Standfestigkeit der Brücke in Verbindung mit unzureichendem Sprengstoff verhinderte die Befehlsausführung. Fünf Offiziere wurden standrechtlich zum Tode verurteilt, das Urteil am gleichen Tag vollstreckt.
Nach kurzer Nutzung durch die vorrückenden Amerikaner stürzte die Brücke von Remagen am 17. März 1945 ohne weitere Feindeinwirkung ein und verschwand binnen Sekunden im Rhein.
Der Tunnel wird heute friedlich genutzt für Kulturveranstaltungen unterschiedlicher Art, u. a. mit der Aufführung des Theaterstücks „Die Brücke von Remagen“. Das Theater im Tunnel bietet Platz für 200 Personen. Es bleibt zu hoffen, dass die coronabedingte Zwangspause bald beendet sein wird.
Gelegenheit zur Nachbesprechung eines informativen und eindrucksvollen Nachmittags bot dann der Ausklang nach der erneuten Rheinüberquerung auf der Remagener Seite, die imaginäre Brücke im Blick…