Auch aus längst vergangenen Schlachten lassen sich taktische Erkenntnisse gewinnen
Der 112. sicherheitspolitische Stammtisch der RK SELZTAL
Zu ihrem 112. Sicherheitspolitischen Stammtisch lud die Reservistenkameradschaft Selztal mit Major Christian Klopsch einen Experten für Taktik und Militärgeschichte ein. Major Klopsch, derzeit eingesetzt am Gefechtssimulationszentrum in Wildflecken, diente lange Jahre als Hörsaalleiter und Taktiklehrer an der Offizierschule des Heeres in Dresden. In dieser Zeit lehrte er mit großer Qualifikation und großem Engagement den Offiziernachwuchs in Taktik. Bei vielen Reisen an die Orte historischer Schlachten verfeinerte er sein Verständnis von Taktik und sammelte ein Wissen über militärhistorische Ereignisse. Im Rathaus der Gemeinde Klein-Winternheim kamen unter Corona-Bedingungen 14 Teilnehmer zusammen; zusätzlich war eine digitale Teilnahme möglich, die es gar Kameraden aus Mali ermöglichte, sich über taktische Grundsätze am Beispiel des preußisch-österreichischen Kriegs von 1866 zu informieren. Konkret behandelte Major Klopsch das Thema „Darlegung zeitlos gültiger Prinzipien der Truppenführung mittels historischer Beispiele“ und spannte so den Bogen von der Schlacht von Cannae 216 v. Chr. bis zum Irakkrieg im Jahre 2003.
Hier stellt sich zunächst die Frage wozu solche historischen Beispiele?
Aus vielen Schlachten der Vergangenheit lassen sich sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht, wertvolle Erkenntnisse in Bezug auf die damalige Entscheidungsfindung, Befehlsgebung und Operationsführung ableiten. Die Tatsache, dass diese Erkenntnisse durch die damals eingesetzten Soldaten oftmals teuer bezahlt bzw. diese durch deren Entbehrungen gewonnen wurden, kann zudem durchaus als Verpflichtung für die Taktiker der Gegenwart verstanden werden, sich ernsthaft mit den Gefechten der Vergangenheit zu befassen.
Um welche Inhalte ging es konkret?
Der Vortrag griff Inhalte zur Truppenführung aus alten Vorschriften auf und ging auf die Entstehung bzw. Bestätigung der betreffenden taktischen Erfahrungswerte ein.
Was fällt bei den historischen Beispielen am häufigsten auf?
Wie ein roter Faden zieht es sich durch die betrachteten Beispiele aus 2000 Jahren Operationsgeschichte, dass Erfolge untrennbar mit einer zutreffenden Beurteilung des Geländes und des Feindes verbunden sind. Ebenso wird regelmäßig deutlich wie verheerend es sich auswirkt, wenn diese fehlerhaft erfolgen.
Gibt es dafür ein Beispiel?
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Schlacht bei KISSINGEN am 10. Juli 1866 zwischen PREUSSEN und BAYERN. Nachdem die PREUSSEN mit ihrer 13. InfDiv unter Generalleutnant von Goeben den Übergang über die FRÄNKISCHE SAALE erzwungen und die Ortschaften KISSINGEN, WINKELS und NÜDLINGEN genommen haben, ging ihnen die Fühlung zu den ausweichenden bayerischen Kräften verloren und es wurde ihnen unterstellt, für diesen Tag keinen Angriff mehr zu beabsichtigen. Unter Ausnutzung des Geländes (insbesondere des SCHLOSSBERGES) ist es dem Kommandeur der bayerischen 1. InfDiv, Generalmajor Stephan dann aber gelungen seine Division von den preußischen Kräften unerkannt heranzuführen und überraschend in westliche Richtung anzugreifen.
Bilder: Hofius/Klopsch