China – Aufstieg zur Weltmacht?
Ist China auf dem Weg zur neuen Weltmacht oder ist es das bereits? Die Landesgruppe Sachsen nimmt das brandaktuelle Thema an der TU Chemnitz unter die Lupe.
Als Geschichte der Erniedrigungen und Machtlosigkeit sieht das offizielle China die vergangenen hundert Jahre. Doch seit etwa 30 Jahren entwickelt sich China wirtschaftlich, militärisch und auch politische zu einer bedeutenden Macht und der aktuelle Streit um die Diaoyu-Inseln sind Höhepunkt der politischen Entwicklung Chinas. Grund genug, mit einem Seminar neue Erkenntnisse über den aufsteigenden Staat zu erlangen.
Vier ausgesuchte Experten präsentierten Ende November an der TU Chemnitz die wichtigsten Machtaspekte des Landes. Den Seminarstart der Kooperationsveranstaltung mit der TU Dresden, der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW) machte Christoph Brachthäuser.
China verfügt, so Brachthäuser, zwar über 2,5 Millionen Soldaten, dennoch wandeln sich die Streitkräfte von einer territorialen Massenarmee hin zu einer spezialisierten und technisch aufgewerteten Militärmacht. Ein bedeutendes Raketenarsenal, ein Flugzeugträger und ausgeweitete Ansprüche an die Seegrenzen des Landes kennzeichnen den immer bedeutenderen marinen Charakter und damit die Konkurrenz zur Seemacht USA in der Region.
Dass sich China auch ökonomisch wandelt, ist bekannt. Seit Anfang der 1990er Jahre öffnet sich das gesamte Land wirtschaftlich dem Markt. Vor allem ausländische Investoren sind es dabei, die mit ihrem Geld und Wissen das außergewöhnlich hohe chinesische Wirtschaftswachstum und die Konkurrenzfähigkeit des Landes fördern, erläutert der Ostasienexperte Peter Thomas in der Heiden von der Universität Duisburg-Essen.
Umso erstaunlicher scheint die Tatsache, dass der außenpolitische Einfluß des 1,3 Milliarden Einwohner großen Staates eher begrenzt ist. Zwar konnte China viele Grenzkonflikte in der Vergangenheit beilegen, aber mit dem wiederauflebenden Nationalismus und dem Mißtrauen vieler Nachbarn ist es außenpolitisch nicht der gesuchte Stabilitätsanker und damit auch keine Großmacht. Es fehlt die Softpower, so die Einschätzung von Dr. Thomas Mayer von der Universität Bonn.
Zuletzt stellte Jason Franz vom Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung die innenpolitischen Linien der Kommunistischen Partei Chinas zur Krisen- und Konfliktbewältigung vor. Es sind weniger Liberalisierungsmaßnahmen, die gegen die ethnischen, sozialen und (umwelt-)politischen Krisen genutzt werden. Vielmehr geht die Staatsführung weiter den Weg der Einparteiendiktatur, um mit staatlicher Macht „die Fluten zu kontrollieren“.
Die vielen Fragen und die Menge an Fakten verdeutlichten das große Interesse am Thema. Auch wenn nicht alles beantwortet werden konnte, soll es Anreiz genug sein, sich weiter mit China zu beschäftigen.
Robert Kudrass