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Reservistenkameradschaft Jena

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100 Jahre Blinkerdenkmal würdig begangen




Auf den Tag 100 Jahre war es her, als 160 ehemaliger Blinker, Pfarrer Ludwig aus Jena und Vertreter der Stadt Jena unter reger Teilnahme der Bevölkerung das Blinkerdenkmal einweihten. Am 29.05.2021 gab es eine erneute Einweihung. Die teilweise Wiederherstellung des Blinkerdenkmals, organisiert durch die Reservistenkameradschaft Jena, wurde mit etwa 100 Teilnehmern unter Einhaltung aller pandemiebedingten Auflagengebührend gefeiert. Ein Blasorchester spielte, eine Abordnung in historischen Uniformen stellte das damals verwendete Blinkgerät M-Blink 16 vor, Redner beschrieben die Hintergründe des Blinkerdenkmals und den holprigen Weg zur jetzigen Erscheinungsform. Albrecht Schröter, Pfarrer und ehemaliger Oberbürgermeister von Jena, erinnerte sich in seiner Rede an die zahlreichen kontroversen Diskussionen. Großer Widerstand aus verschiedenen militärkritischen Parteien regte sich, da sie eine Glorifizierung von Krieg und Nationalsozialismus befürchten. Er erklärte die militärischen Hintergründe seiner Familie in der NS-Zeit und stellte dar, dass es auf die eigene Einstellung und Vernunft ankommt, welche politische Richtung man einschlägt. Oberstleutnant d.R. Mathias Werner, Vorsitzender der Landesgruppe Thüringen im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V., betonte die Bedeutung der Reservisten als Mittler zwischen Bundeswehr und Gesellschaft. Er gab zu bedenken, dass man sich stets mit Tod und Verwundung im Krieg auseinander setzen muss und dieses Denkmal dies auch zum Ausdruck bringen kann. Rosa Maria Haschke vom Kulturausschussder Stadt Jena beschrieb kurz aber ausführlich die Meilensteine der Wiederherstellung. Doch was waren genau die Meilensteine des Blinkerdenkmals?

Bereits im September 1920 wurde der Grundstein gelegt. Das Architekturbüro Schreiter und Schlag legte einen Entwurf vor, der Eisernes Kreuz, Eichenlaub, Inschrift und Stahlhelm mit Signallampe L-Blink 17 zeigte. Die Inschrift „1914 Unseren Helden 1918“ sowie „Die Deutschen Blinker“ war zur Zeit der Weimarer Republik bereits gewagt, steckte Deutschland doch noch der Schock des gerade verlorenen Weltkrieges in den Gliedern. Die Inschriften blieben, das L-Blink 17 wich jedoch einem einfachen Stahlhelm. Der Architekt Johannes Schreiter war dabei nicht der einzige Signalist, der das Denkmal formte. Auch Maurermeister Carl Gretscher, welcher das Denkmal errichtete, gehörte zu den ehemaligen Blinkern.

Während der Weimarer Republik und der NS-Zeit gern als Treffpunkt genutzt fand das Blinkerdenkmal 1946 nach dem zweiten Weltkrieg das vorläufige  Ende seiner Daseinsberechtigung. Die Alliierten beschlossen die Demilitarisierung aller Kriegerdenkmäler. So wurde bei dem Jenaer Gedenkstein das Eiserne Kreuz in ein Balkenkreuz begradigt, Inschrift und Eichenlaub entfernten die von der Sowjetarmee beauftragten Antifa-Ausschüsse komplett, und vom Stahlhelm blieb nur ein flacher, rundlicher Sockel übrig. Das in dieser Art entstellteBlinkerdenkmal geriet als würfeliger Klotz bald in Vergessenheit.

Erst 2004, fast 60 Jahre später, gab es erste Diskussionen im Jenaer Kulturamt, was mit dem Denkmal passieren sollte. Natur und Graffitikünstler hatten in der Zwischenzeit ihre Spuren hinterlassen. Die Stadt beschloss das Denkmal wieder in seinen entmilitarisierten Zustand zu versetzen. Die Reservistenkameradschaft Jena, welche nach einem Pflegeobjekt suchte, kam hier wie gerufen. Im Herbst 2009 konnte nach fachmännischen Sanierungsarbeiten das Denkmal erneut eingeweiht werden. Einen kleinen Sprung zurück zum ursprünglichen Zustand gab es doch noch: Der Sockel erhielt seine Inschrift „Die Deutschen Blinker“ zurück.

Von da an kümmerten sich die Jenaer Reservisten um ihr „Patenkind“ und sorgten immer wieder für ein ordentliches Erscheinungsbild. Regelmäßig genutzt wurde der Platz auf dem Landgrafen für verschiedene Veranstaltungen, unter anderem zum Volkstrauertag.

Die folgenden Jahre gab es immer wieder Bemühungen das Blinkerdenkmal in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Im Jahr 2018 konnte sich die Reservistenkameradschaft nach mehreren öffentlichen Diskussionen gegen die Kritiker durchsetzen. Der Kulturausschuss  beschloss mit äußerst knapper Mehrheit, dass das Blinkerdenkmal sein neues altes Erscheinungsbild erhalten sollte. Frau Haschke erinnerte sich dazu: „Das war wirklich ein sehr intensiver Diskussionsprozess, immer sachlich und kritisch.“ Natürlich mussten Kompromisse eingegangen werden. Stadtrat Bastian Stein, selbst Reservist, erklärtewie wichtig es war, „dass man das als Denkmal der Blinker erkennt. Uns war es aber auch wichtig, dass es nicht in der ursprünglichen Variante wiedererrichtet wird. Heldengedenken, Revanchismus, spielt heute keine Rolle mehr, auch nicht für uns. Aber ein angemessenes Gedenken, auch an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges haben wir jetzt erreicht.“

Genau 100 Jahre nach der Errichtung fand die Enthüllung des neu gestalteten Blinkerdenkmals zum Lied vom Kameraden statt. Das Ergebnis von Steinmetz Holger Schöne kann sich sehen lassen. In Edelstahllettern ist nun die Inschrift zu lesen: „1914 Den Gefallenen 1918“. Auf Eisernes Kreuz und Eichenlaub wurde bewusst verzichtet. Eine große Neuerung ist der Stahlhelm mit dem Blinkgerät L-Blink 17. Sie nimmt den Ursprungsgedanken Johannes Schreiters wieder auf. So ist nun deutlich zu erkennen, welcher Einheit des Ersten Weltkrieges dieses Denkmal gewidmet ist. Weitere Informationen werden auf der ebenfalls eingeweihten neuen Informationstafel beschrieben. Von den ersten Entwürfen bis zum jetzigen Zustand können sich Spaziergänger und Wanderer nun ein Bild der abwechslungsreichen Geschichte dieses Gedenksteines machen.

Im Anschluss an die Zeremonie wurden die Teilnehmer zu einer historischen Blinkervorführung geführt. Stabsunteroffizier d.R. Michael Körbs,der bereits 2016 eine Ausstellung zu den Blinkern in Jena organisierte, nahm vom etwa 1,5 Kilometer entfernten Bismarckturm Verbindung mit der historischen Signalabteilung auf. Er morste Informationen über Feindbewegungen mit Lichtgeschwindigkeit zu den Teilnehmern. Bastian Stein wünschte in seiner Rede zum Abschluss,dass „diejenigen, die den 200. Jahrestag des Blinkerdenmals feiern, dies mit der Überzeugung tun, dass ihre Vorfahren vor 100 Jahren aus der Geschichte gelernt haben!“

Erik Heurich

> Hier geht es zum Video der Veranstaltung <

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