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Lehniner Geschichte: Alles eine Frage der Auslegung




Eine alte Chronik vermerkt, Markgraf Otto I. von Askanien sei im Traum von einer Hirschkuh angegriffen worden und habe diese schließlich mit Pfeil und Bogen erlegt. Traumdeuter erkannten in dem Hirsch aufsässige heidnische Wenden und rieten dem Markgrafen, eine Burg zu errichten. Otto, so will es der Chronist, hatte aber auch den Anspruch, dem Land den inneren Frieden zu bringen und stiftete deshalb 1180 mit dem Zisterzienserkloster eine "geistliche Burg". Der Ortsname Lehnin soll auf das slawische Wort für Hirschkuh zurückgehen. Möglich ist aber auch, dass er sich aus dem deutschen Wort "Lehen" ableitet.

Klostergründungen hatten im Hochmittelalter immer auch ökonomische und machtpolitische Aspekte: Die Zisterzienser galten als loyal gegenüber den Landesherren und als wirtschaftlich ausgesprochen erfolgreich. Das galt auch für Lehnin. Es wurde Ausgangspunkt und Mutterabtei für ein halbes Dutzend weiterer Klöster. Baugeschichtlich interessant ist die Klosterkirche. Begonnen um 1185 im wuchtigen romanischen Baustil. Während der Bauzeit änderte sich die Mode. Der Backsteinbau wurde deshalb gegen 1270 mit einem luftigen gotischen Schiff beendet.

Wenden wurden Christen
Die Christianisierung und damit auch die sprachliche Assimilierung der Wenden machten rasche Fortschritte. Das ist aus theologischer Sicht auch nachvollziehbar: Das christliche Prinzip der Dreifaltigkeit – drei Persönlichkeiten, ein Wesen – war den Einheimischen durch ihren wichtigsten Gott Triglaw oder Triglaff ("Dreikopf") vom Grundsatz her bereits vertraut. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert wurde das Kloster geschlossen. Die Gebäude dienten der Bevölkerung fortan als Steinbruch. In seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" beschrieb Theodor Fontane in den 1860er Jahren eine romantische Ruine. Kurz darauf wurde die Anlage allerdings wieder hergestellt. Heute gehört sie zu einer Einrichtung der evangelischen Diakonie.

Revolution machte Weissagungen populär
Eine gewisse Rolle spielten um die Mitte des 19. Jahrhunderts die "Lehniner Weissagungen". Autor ist angeblich ein Mönch aus dem 13. Jahrhundert. Ihm zufolge sollte das später herrschende Geschlecht in der elften Generation fallen und – grob gesagt – die guten alten Zeiten wieder aufleben. Nun wollte es der Zufall, dass die "Weissagungen" während der Revolutionsjahre 1848/49 populär wurden und der damals regierende König Friedrich Wilhelm IV. der elfte Regent des Hohenzollerngeschlechts war. Somit spielten sie in der revolutionären Propaganda eine gewisse Rolle. Hoffnungen machten sich auch katholische Kreise. Sie interpretierten das Werk als Hinweis auf die Restaurierung ihrer Konfession in Brandenburg. Nun war weder die Hohenzollernherrschaft mit Friedrich Wilhelm IV. beendet, noch konnte sich die römische Kirche re-etablieren. Echte Weissagungs-Experten wird das aber in keiner Weise anfechten. Für sie gibt es keine falschen Prophezeiungen, sondern nur falsche Interpretationen.

NVA-Soldaten trainierten West-Berlin-Eroberung
Der Truppenübungsplatz, für den Lehnin heute bekannt ist, wurde ursprünglich für die Nationale Volksarmee (NVA) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) eingerichtet. Auf den Ortskampfanlagen übten die Truppen die Einnahme von Verkehrseinrichtungen in West-Berlin. Bekanntlich ist auch über dieses Vorhaben die Geschichte hinweg gegangen. Der Platz gehört jetzt der Bundeswehr. Und vielleicht findet sich in den "Lehniner Weissagungen" auch dazu ein passender Vers. Alles eine Frage der Auslegung.


Christoph Lötsch

Bild oben: Kornhaus des Klosters in Lehnin:
Die Zisterziensermönche sorgten auch für den
Aufschwung von Produktion und Handel
(Foto: Ralf Wittern).

Bild unten: Klosterkirche von Lehnin.
Die Zisterziensermönche spielten eine bedeutende
Rolle bei der Kolonisierung (Foto: Ralf Wittern).

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