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Reservisten ermöglichen Aktiven ein frohes Fest




Während die meisten Deutschen an Heiligabend in die Kirche gehen und danach im Familienkreis gemütlich bei Kerzenschein und Tannenduft Bescherung feiern, werden überall im Land die Kasernen der Bundeswehr bewacht. Es gilt, die Infrastruktur und das militärische Gerät zu schützen. Männer und Frauen gehen Streife, stehen am Kasernentor im Wachhäuschen oder erledigen ihren Dienst im Wachlokal – bei winterlicher Kälte und langer Dunkelheit.

Das Mitgefühl der Bevölkerung, speziell für die Soldaten, hält sich dabei in Grenzen, denn "sie haben sich ihren Beruf ausgesucht – genau wie Polizisten, Feuerwehrleute oder Krankenschwestern", so die breite Meinung. Anders ist es ganz sichtbar in der Eifel. Dort leben die Kameraden der Kreisgruppe Eifel des Reservistenverbandes seit zehn Jahren das in Deutschland einmalige Gerolsteiner Modell. Reservisten übernehmen für aktive Soldaten den Wachdienst in der örtlichen Eifelkaserne. Der Dienst von Soldaten ist aus Sicht der Reservisten nicht mit anderen Berufen vergleichbar. "Die aktiven Soldaten riskieren ihr Leben in den Auslandseinsätzen und sie sind dafür sehr oft nicht an den hohen Feiertagen bei ihren Familien. Deshalb übernehmen wir die Wache, damit sie im Kreise ihrer Lieben sein können", sagt Georg Schwendemann, Vorsitzender der Kreisgruppe Eifel.

Während der Wachen zur Wehrübung einberufen
Seit dem 23. Dezember halten in der Eifelkaserne wieder ehemalige Soldaten Wacht. Immer sechs Reservisten bilden eine Wachmannschaft. Nur wenn einer von ihnen ausfällt, muss ein aktiver Soldat kurzfristig einspringen. "Das geht nicht anders, weil wir für unseren Wachdienst einen Einberufungsbescheid zu einer Wehrübung brauchen. Da kann nicht einfach irgendein anderer Reservist so eben schnell den Dienst übernehmen", sagt Schwendemann. Bis zum 3. Januar lösen sich die Kameraden der Kreisgruppe Eifel beim Wachdienst ab. Immerhin: Seit die Wehrpflicht im Sommer ausgesetzt worden ist, gibt es in Gerolstein einen zivilen Wachdienst, der von 20 Uhr bis acht Uhr morgens die Sicherheit gewährleistet. "Deshalb werde ich gegen 21 Uhr bei meiner Frau, meinem Sohn und meiner künftigen Schwiegertochter sein können", sagt Stabsfeldwebel der Reserve Schwendemann, "dann ist immer noch genug Zeit zum Feiern. Deshalb akzeptiert meine Familie mein Engagement". Der 63-Jährige hat sich in diesem Jahr für drei freiwillige Wachdienste gemeldet. Am Heiligabend, am 28. Dezember und an Silvester tritt er seinen Dienst als Wachhabender an. Morgens um acht ist Wachübernahme. Zwölf Stunden trägt der zivile Bundeswehrbeschäftigte dann zuverlässig die Verantwortung für die Eifelkaserne.

Wachdienst ist Dank an die aktive Truppe für Unterstützung
Schwendemann und seine Männer werden jedes Jahr umfassend auf den Wachdienst vorbereitet. "Wir erhalten eine Wach-, Waffen- und Schießausbildung und werden aktuell in die örtlichen Gegebenheiten eingewiesen", sagt er. Doch was motiviert die Reservisten zu diesem Dienst? "Auf Streife in windiger Höhe – so heißt die Kasernenanhöhe in Gerolstein treffend – fragt man sich schon manchmal, wieso tu ich das?", gibt Manfred Michels zu. Der 58-jährige Stabsgefreite UA der Reserve gibt sich dann aber schnell selbst die Antwort: "Als Dank für die Unterstützung des Führungsunterstützungsbataillons 281 bei der freiwilligen Reservistenarbeit der Kreisgruppe. Da will ich meinen Teil zurückgeben. Die Kompanien sind Patenschaften mit den Reservistenkameradschaften der Kreisgruppe eingegangen, die mit Leben erfüllt sind. Und die positiven Erlebnisse während meiner Wachen – die ich seit zehn Jahren übernehme – überwiegen. Außerdem werden wir gut versorgt", so der Logistiker aus der Holz- und Kunststoffbranche. Lars Böttcher, Angehöriger der Reservistenkameradschaft Arzfeld, denkt nicht nur während seiner Wacheinsätze oft an die Soldaten im Auslandseinsatz: "Ich mache mir ein Stück weit Sorgen um das Wohl der Kameraden. Dabei denke ich weniger an die Bedrohung, sondern vielmehr daran, wie wenig sich die deutsche Bevölkerung für die Einsätze interessiert. Deshalb mache ich das gerne und trage immer eine gelbe Schleife an meiner zivilen Jacke", sagt der 34 Jahre alte Hauptgefreite der Reserve. Als Hausmann muss er keinen Arbeitgeber um Erlaubnis für sein Engagement fragen. Seine Frau ist Krankenschwester und muss ebenfalls arbeiten. "Wir stimmen unsere Dienstpläne miteinander ab und mein Vater passt dann auf unseren vierjährigen Sohn auf", so Böttcher.

Lohn aller Mühen: familiäre Kameradschaft
Die drei Reservisten übernehmen die Wachdienste gerne. Im Gespräch wird deutlich: Da steckt bei allen Überzeugung hinter. Ihr Lohn: Finanzielle Leistungen nach den Bestimmungen des Wehrsold- und Unterhaltssicherungsgesetzes. Es gibt also keine Feiertagszuschläge oder einen Überstundenausgleich sondern Lohnausfallentschädigung und ein kleines Taschengeld für den Aufwand des Tages. Letztlich handelt es sich um ein ehrenamtliches Engagement. Während der Wachen an den Feiertagen schauen jedoch Landrat, Bürgermeister, Kommandeur, Militärpfarrer, hohe Mandatsträger des Reservistenverbandes oder die Presse vorbei. "Diese Aufmerksamkeit nehmen wir gerne entgegen, weil unsere Arbeit von unseren Nachbarn oder Bekannten oft belächelt wird", sagt Lars Böttcher. Kreisvorsitzender Schwendemann erinnert sich gerne an ein positives Erlebnis vor ein paar Jahren zurück: "Weil wir an einem Tag keine vollständige Wachmannschaft zusammen bekommen haben, gingen zwei Grundwehrdienstleistende mit uns auf Wache. Hinterher sagten sie uns, dass sie noch nie so viel Spaß beim Wachdienst gehabt hätten. Es wäre mit uns so familiär gewesen." Eben das ist immer wieder mehr wert als jede Anerkennung: Kameradschaft, die niemand kaufen kann.


Detlef Struckhof

Bild oben:
Der Stabsgefreite d.R. Manfred Michels
kontrolliert Stabsfeldwebel Thomas Wiesmann
vom Fernmelderegiment 28.

Zweites Bild (v.l.n.r.):
Hauptgefreiter d.R. Mathias Lützenbürger,
Stellvertretender Wachhabender,
Stabsgefreiter d.R. Manfred Michels (Torposten),
und der Wachhabende, Oberfeldwebel d.R. Sascha Lautwein,
beim Empfang der Wachmunition.

Drittes Bild:
Der Torposten überprüft den Fahrer eines Baustoff-Händlers.

Bild unten:
Alt und Jung auf Streife:
Gefreiter d.R. Josef Stöcker und
Obergefreiter d.R. Thorsten Peters
kontrollieren den Verschluß des Gebäudes 08a.
(Fotos: Michael Heinz)

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