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Gedenken in Berlin: Erinnerung an die letzten Kriegstage

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg und die Gräuel des nationalsozialistischen Regimes kamen zum Vorschein. Bundesweit erinnern Gedenkveranstaltungen an die letzten Kriegstage und an das Ende des verheerenden Krieges in Europa. Eine davon fand in Berlin statt.

Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel unterzeichnet am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin-Karlshorst.

Foto: US Army / Lt Moore / nachcoloriert

Gedenken

Mitglieder der RK 06 Berlin-Südwest und zahlreiche Gäste aus Bundeswehr und Zivilgesellschaft kamen dazu in der ehemaligen Flakkaserne in Berlin-Lankwitz zusammen. Fregattenkapitän d.R. Herbert Weber, ehemaliger Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, hielt als studierter Historiker zu diesem Anlass eine Rede mit militärgeschichtlichen Bezügen. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war der 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa am 8. Mai und im Pazifik am 2. September 1945. Weber legte den Fokus auf die Problematik der Entgrenzung und Entstaatlichung militärischer Gewalt. Diese sei nach seiner Auffassung heute noch – wie die aktuelle Lage im Sudan oder im Krieg Russlands gegen die Ukraine, aber auch zahlreiche andere Beispiele zeigen – trotz Genfer Konvention und humanitärem Kriegsvölkerrecht virulent.

Fregattenkapitän d.R. Herbert Weber. (Foto: privat)

Herbert Weber führte die auf Auslöschung und totale Demoralisierung abzielende Brutalität der alliierten Luftangriffe in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs auf deutsche Städte an, die jedweder militärischen Notwendigkeit entbehrte. Er hinterfragte die gezielte und grausame Vernichtung der Städte in Japan, die im Abwurf der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki mit ihrer beispiellosen Zerstörungswucht ihren Tiefpunkt erreichte. Die Frage steht wie ein Menetekel an der Wand: Rechtfertigt der Kampf einer Zivilisation gegen Barbarei den Einsatz barbarischer Mittel? Herbert Weber verwies auf völkerrechtliche und ethische argumentative Ansätze, diese Frage zu beantworten.

Letztlich sagt ein Lied mehr als tausend Worte. Deswegen ließ die RK zur Kranzniederlegung am Denkmal für das Flakregiment 12 unter der Leitung des amtierenden Vorsitzenden der RK 06, Hauptmann a.D. Wolfgang Böltzig, das Gesangsstück „Wie liegt die Stadt so wüst…“ einspielen. Diese Komposition stammt vom Kantor des Dresdner Kreuzchors, Rudolf Mauersberger. Er komponiert sie im entsetzten und entsetzlichen Anblick dieser im Februar 1945 in Schutt und Asche gelegten Stadt. Seit Jahrzehnten – und somit auch schon zu DDR-Zeiten – begleitet sie die Dresdner Lichterprozession zum Gedenken an diese traumatisch-apokalyptische Wüstenei.

Thüringen: 75 Tage unterm Sternenbanner

Auch die RK Gera stellte die Geschehnisse in der Heimatregion im Frühjahr 1945 in den Mittelpunkt eines sicherheitspolitischen Vortrages. Der Referent des Abends, der Ehrenvorsitzende der Landesgruppe Thüringen, Oberstleutnant d.R. Rüdiger Söllner, präsentierte viele den Anwesenden bislang unbekannte Details und untermauerte seine Ausführungen mit Lagekarten und weiteren historischen Dokumenten.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren war Thüringen das einzige Land der späteren sowjetischen Besatzungszone, das vollständig von Westalliierten besetzt wurde. Der Angriff begann am 1. April von Hessen aus. Die erste thüringische Ortschaft, die von Amerikanern befreit wurde, war Creuzburg an der Werra. Die Hauptlast trug die 3. US-Armee unter General George S. Patton. Teile der 1. Armee operierten in Nordthüringen. Mit der Einnahme von Greiz am 17. April endete der Feldzug.

Dwight D. Eisenhower (Mitte) vor einem von der SS errichteten Rost aus Eisenbahnschienen, auf denen Leichname verstorbener Häftlinge des KZ-Außenlagers Ohrdruf verbrannt wurden. (Foto: U.S. Army Signal Corps /National Archives Washington D.C.)

Zum Schlüsselerlebnis geriet die Befreiung des Konzentrationslagers (KZ) Ohrdruf (Außenlager des KZ Buchenwald) am 4. April. Das war die erste derartige Anlage, auf die Aliierte in Europa trafen. Bei einer Besichtigung zeigte sich ihr Oberkommandierender, General Dwight D. Eisenhower, bestürzt über die Grausamkeiten. Ihn begleiteten die Panzergeneräle Patton und Omar N. Bradley. Damit befanden sich kurzzeitig die berühmtesten US-Generäle jener Zeit in Thüringen. Deren Erkenntnisse Konzentrationslager betreffend bewirkten eine sofortige Änderung der amerikanischen Besatzungspolitik. Das bekamen zuerst die deutschen Kriegsgefangenen in den Rheinwiesenlagern negativ zu spüren.

Am 15. April erreichte der Stab der 3. US-Armee Weimar, das zum Sitz der Militärregierung wurde. Diese ernannte am 9. Juni den SPD-Politiker Hermann Brill zum „1. Regierungspräsidenten von Thüringen“. Brill war von 1920 bis 1933 Abgeordneter des Thüringer Landtages und ab 1939 bis zur Befreiung am 11. April 1945 im KZ Buchenwald inhaftiert.

9. Mai 1945 in Greiz: Siegesparade von Truppen der 389. US-Infanteriedivision. Die Division kämpfte sich von Le Havre aus über Reims, Luxemburg, Mosel, Rhein, Werra und Saale bis in die ostthüringische Stadt durch. Sie machte 21.000 Gefangene und erlitt Verluste von 874 Mann. (Foto: Archiv)

Gemäß vorheriger Abmachungen zogen die US-Truppen am 30. Juni ab. Zeitnah rückten sowjetische Truppen nach. Bereits am 14. Juli setzten sie den überzeugten Sozialdemokraten und Nazigegner Brill ab. Er ging 1946 in den Westen. Patton verstarb nach einem Verkehrsunfall in Mannheim im Dezember 1945. Eisenhower war von 1953 bis 1961 Präsident der USA.

Der Abzug der US-Truppen geschah auf der Grundlage der Konferenz von Jalta auf der Halbinsel Krim im Februar 1945. Dort vereinbarten die „Großen Drei“ (Roosevelt/USA, Stalin/Sowjetunion, Churchill/Großbritannien) die künftigen Grenzen der Besatzungszonen in Deutschland. Die örtliche Bevölkerung wusste davon nichts und wurde von den Ereignissen im Sommer 1945 völlig überrascht. Letztendlich erstarben damals in Thüringen zaghafte Ansätze einer demokratischen Nachkriegsentwicklung ähnlich der Westdeutschen. Deren Verwirklichung begann schließlich 45 Jahre später im März 1990 mit den ersten freien Wahlen in Ostdeutschland. Rüdiger Söllner

 

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