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Stabile Stütze auf vier Beinen

Für die Ausbildung seiner Assistenzhündin sammelt ein junger, an PTBS erkrankter Soldat Spenden. Seine Geschichte macht deutlich, wie wichtig eine Veteranenkultur für unsere Gesellschaft ist.

David William Rhodes mit Assistenzhündin Viva.

(Foto: privat / Photoshop Generative Fill)

Seit der Bundestag erstmals über die Einführung eines Veteranentages debattiert hat, wurde viel über das „scharfe Ende“ des Soldatenberufs geschrieben. Meist vom heimischen Schreibtisch aus, von Menschen, die unseren Soldatinnen und Soldaten wohlgesonnen sind, sich für die Anerkennung ihres Dienstes einsetzen und dennoch kaum eine Idee davon haben, was das Leben mit einem solchen Risiko wirklich bedeutet – so wie ich. Deshalb dürfen wir bei allen sachlichen, politischen, notwendigen Debatten nicht vergessen, dass es auch die gibt, die das scharfe Ende bereits zu spüren bekommen haben, es jeden Tag spüren.

Einer von ihnen ist David William Rhodes. Der 26-Jährige ist Oberstabsgefreiter im aktiven Dienst. Der Aufklärer war in einem sogenannten Luna-Zug (Luftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung) eingesetzt, als er im Frühjahr 2021 in den Einsatz nach Mali ging. Dort wurden er und elf weitere Kameraden bei einem Selbstmordanschlag am 25.06.2021 verwundet. Rhodes spricht offen über das, was passiert ist: „Der Pick-up durchbrach die äußere Sicherung und versuchte noch, Kameraden zu überfahren. Er fuhr direkt auf mein Cluster zu, da wir ein Tankfahrzeug dabei hatten.“ Bei der anschließenden Explosion wurde er schwer verletzt und am folgenden Tag in Deutschland notoperiert: „Wir hatten so tolles Personal im Krankenhaus, dafür bedanke ich mich sehr. Die haben es einem leichter gemacht.“ Die äußerlichen Wunden sind weitgehend verheilt, doch körperliche Einschränkungen sind geblieben: „Ich bin jetzt im Büro. Aufgrund von körperlichen Schädigungen ging es nicht mehr, dass ich im Zug richtig arbeiten konnte“, beschreibt er auf seinem Instagram Kanal @leben_nach_verwundung_mali. Dort hat er begonnen in kurzen Videos, sogenannten Reels, seine Geschichte zu erzählen. Ein Foto, etwas Musik und seine Stimme, mehr braucht es nicht.

Helferin mit Fellnase

Doch der Einsatz hat nicht nur körperlich Wunden hinterlassen. Sechs Monate nach dem Anschlag kamen Albträume und Panikattacken. Dank Unterstützung aus seiner Einheit konnte er sich Hilfe holen und ging ins Bundeswehrkrankenhaus (BWK) nach Berlin. Dort wurde eine Posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, diagnostiziert. Es folgten die Trennung von der Freundin, eine sehr einsame Zeit, viel Alkohol und Depressionen. Inzwischen hat der 26-jährige zwei stationäre Aufenthalte hinter sich. Im BWK legte man ihm nahe, einen Assistenzhund anzuschaffen, da damit gute Erfahrungen bei PTBS-Erkrankten gemacht wurden. Die Tiere sind speziell ausgebildet, erkennen die Anspannung ihrer Schützlinge früh, können beruhigend einwirken, begleiten und etwa an die regelmäßige Einnahme notwendiger Medikamente erinnern. Seit Mai hat Rhodes nun Viva an seiner Seite. Die junge Hündin ist noch nicht ausgebildet, doch hilft schon jetzt im Alltag. „Sie merkt, wenn es mir schlecht geht und ist extrem kuschelbedürftig, ich fühle mich mit ihr nie allein“, sagt Rhodes. Durch die Hündin hat er neuen Mut gefasst. Nun will er sie zur Assistenzhündin ausbilden lassen, damit sie ihn in Zukunft noch besser unterstützen kann. Das Geld, das diese Ausbildung kostet – nach Schätzungen einer Hundeschule rund 26.000 Euro – muss er selbst aufbringen. Seine neue Freundin hat deshalb eine Crowdfunding-Kampagne im Internet gestartet. Wer für die Ausbildung der jungen Assistenzhündin spenden möchte, findet unter https://gofund.me/678e0a43 alle Informationen oder kann direkt spenden an: David William Rhodes, IBAN DE 5547 8535 2000 0398 1156, BIC WELADED1WDB. David William Rhodes klingt zuversichtlich, er nimmt sein Schicksal spürbar an und in die Hand. Seine Geschichte macht aber auch deutlich, dass es in der Debatte um einen Veteranentag um mehr geht, als ein Datum für noch einen Gedenktag. Es geht darum, denjenigen, die das gesunde Leben und das ihrer Familien jeden Tag für dieses Land riskieren zu zeigen, dass unsere Gesellschaft hinter ihnen steht. Auch und ganz besonders, wenn es hart auf hart kommt.

Hilfsangebote

Sie suchen Hilfe? Die Bundeswehr bietet Ansprechstellen für PTBS-Betroffene:  https://www.bundeswehr.de/de/betreuung-fuersorge/ptbs-hilfe/ansprechpartner

Ein niederschwelliges Angebot macht außerdem der Reservistenverband mit seinem Netzwerk Psycho-Soziale Kameradenhilfe: https://www.reservistenverband.de/psycho-soziale-kameradenhilfe/


(Foto: privat)

Redaktioneller Hinweis: Das in diesem Beitrag verwendete Foto wurde mit der Funktion „generative fill“ (KI) aus Photoshop in den Seitenbereichen ergänzt, um es für das Format unserer Internetseite nutzen zu können. Aus Transparenzgründen finden Sie hier das Originalfoto.

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